Eigentlich sollte doch so viel passieren mit den besetzten Seminarräumen. Doch nun, drei Monate später, scheint alles im Sande verlaufen zu sein. Die Universität hat geräumt und der Betrieb läuft wieder normal. Die Besetzer schrieben noch einen offenen Brief, doch das scheint das vorerst letzte Aufflackern gewesen zu sein.

Als eine Hand voll junger Leute Ende April dieses Jahres zwei Räume im ersten Stock des Seminargebäudes in der Universitätsstraße besetzten, hatten sie zum Ziel, die Universitätsleitung dazu zu bringen, Räume bereitzustellen, welche die Studenten selbst verwalten können. Die Aktion geschah auch aus Solidarität mit Studenten in Frankfurt, wo kurz zuvor eben solche Räume geschlossen worden waren. “Wir wollen einen Freiraum auf dem Campus, wo in Eigenregie Tutorien, Filmabende, Lesungen und vieles mehr gehalten werden können”, forderten die Besetzer.

Sie alle nannten sich gegenüber der Öffentlichkeit “Alex Kramer”, um zu verhindern, dass Einzelne im Nachgang verklagt werden. Und die Alex Kramers sprachen von einer Riesen-Resonanz, auf welche die Aktion bei ihren Kommilitonen stoße. “Es ist schön zu sehen, dass so viele Leute kommen, an Lesungen teilnehmen oder auch einfach nur vorbei schauen.” Das Anliegen der Besetzung hatte durchaus Hand und Fuß, denn der Campus-Alltag kann einsam sein: “An einer so großen Universität herrscht eine gewisse Anonymität. Wenn man keine Lehrveranstaltung hat, gibt es keinen Ort auf dem Campus, wo man einfach nur etwas Freizeit verbringen kann.”Die Universitätsleitung hat mit Besetzungen Erfahrungen gesammelt, zum Beispiel als Studenten im Jahr 2009 einen Monat lang das Rektorat in der Ritterstraße besetzten. Was damals funktioniert hat, tat es auch dieses Mal wieder: Aussitzen. Uni-Rektorin Beate Schücking hatte sich die Forderungen der Besetzer angehört. Zu dieser Zeit waren die Räume noch Tag und Nacht in Beschlag, die Seminare, welche dort stattfanden, mussten verlegt werden. Die Rektorin bot den Besetzern Ersatzräume im vierten Stock an oder dass sie in die Cafeteria oder Mensa wechseln sollten, was diese jedoch ablehnten. In der Zwischenzeit verlor die Besetzung erheblich an Schwung. Die Transparente, welche zu anfangs noch aus den Fenstern gehängt waren, verschwanden und offenbar waren nicht mehr Tag und Nacht Besetzer da.

Am Dienstag vergangener Woche hat die Uni-Leitung die Räumung durchgeführt. Ein paar Stunden später wollten die Besetzer ihre “wöchentliche Versammlung” abhalten, wie sie in ihrem offenen Brief schreiben, und standen vor verschlossenen Türen. Sie schrieben später an die Rektorin: “Ihr einziger Kontaktversuch nach dem Gespräch, nämlich Dienstag in den frühen Morgenstunden, hatte bloß die Ankündigung der Räumung zum Inhalt, die kaum zehn Stunden später umgesetzt wurde.” Und dann kam nichts mehr von Ihnen. Alex Kramers Telefonnummer ist gekappt, der Seminarbetrieb läuft wieder. Und niemanden scheint es zu stören: Es gab weder eine Demo noch weitere offene Briefe seit der Räumung. Womöglich war die Sache den Kommilitonen doch nicht so wichtig, wie die Alex Kramers es geglaubt haben. Oder sie haben ihr Anliegen nicht erfolgreich genug vermittelt. Zwar schreiben sie: “Solange das Anliegen der Besetzung besteht, wird es auch weiterhin Bewegung geben. Räume könnt ihr nehmen, aber nicht die Kräfte, die sie schufen.”

Doch wenn sie ihr, durchaus berechtigtes, Anliegen voran bringen wollen, müssen sie zukünftig Mittel und Wege finden, ihre Kommilitonen zu mobilisieren. Sonst wird es – wie dieses Mal – nur viel Wirbel um nichts.

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