Mit fast 60 Prozent sei die Mehrheit der Sächsischen Studierenden mit ihrem Studium zufrieden, resümierte Wissenschaftsministerin von Schorlemer und zog ein weitgehend positives Resümee aus der am Freitag, 15. März, vorgestellten Studierendenbefragung 2013. Auf den zweiten Blick bietet sich für die Konferenz Sächsischer Studierendenschaften (KSS) ein deutlich differenzierteres Bild.

Die Gesamtzufriedenheit mag wohl gestiegen sein. Das sei jedoch noch lange kein Grund, sich zurückzulehnen und sich zu freuen, dass im Großen und Ganzen doch alles gut sei. Auffällig ist auch aus Sicht der KSS, dass die Lehramtsstudierenden deutlich unzufriedener sind. Dabei werde gerade diesem Bereich doch aktuell so viel Bedeutung zugeschrieben. Angestiegen seien auch Orientierungsprobleme, die wahrgenommene Anonymität und psychische Probleme. Alles Symptome eines Studienbetriebes, in dem die Prozesse “verschlankt” wurden und versucht wird, mit geringerem Mitteleinsatz einen effizienteren Produktionsfluss zu erzielen. Die Studierenden leiden darunter – ihre Einschätzungen von der Lehrqualität in Sachsen haben sich gegenüber der Befragung 2005 signifikant verschlechtert.

“Auch 40 Prozent, die allgemein Verbesserungsbedarf sehen, bei der didaktischen Vermittlung sogar knapp 60 Prozent, sind definitiv zu viel. Hier muss dringend nachgebessert werden, damit allgemein von guten Studienbedingungen in Sachsen gesprochen werden kann. Gerade bei einem Anstieg individueller Probleme ist weiterhin die Bedeutung der Beratungen der Studierendenräte und der Studierendenwerke zu betonen”, stellt Bernd Hahn, Sprecher der Konferenz Sächsischer Studierendenschaften, zu diesem Befragungsergebnis fest.

Besonderer Verbesserungsbedarf werde zum einen organisatorisch bei der Vereinbarkeit von Studium und Kind gesehen, zum anderen wünschten sich die Studierenden deutlich mehr inhaltliches Feedback nach Prüfungen.

Das Wissenschaftsministerium rühme sich, bezüglich des Hochschuldidaktischen Zentrums in den letzten Monaten viel investiert zu haben. Die finanziellen Mittel, die hier zur Verfügung stünden, seien jedoch lange nicht ausreichend. Auch gebe es nach wie vor keine Verpflichtung zur didaktischen Weiterbildung. So hänge dies weiterhin von der persönlichen Bedarfsschätzung der Lehrenden selbst ab.

“Auch wenn die Studierenden in Sachsen insgesamt zufriedener sind als bei der Befragung 2005, sehen wir nach wie vor viel Nachholebedarf”, sagt Hahn. “Sicherung der Lehrqualität steht seit 2009 im Hochschulgesetz. Wie damit immer noch so viel Unzufriedenheit auftreten kann, erscheint grundsätzlich fragwürdig. Daneben gibt es immer noch keine verlässlichen Zahlen zu Abbruchquoten und den Ursachen dafür. Will man von guten Studienbedingungen sprechen, muss dies zwingend mit einbezogen werden.”

Womit er denn auch ein deutliches Manko der Befragung benennt. Nach Studienabbruch und Studienwechsel wurde zwar gefragt – aber eben doch nur jene Studierenden, die im Wintersemester 2011/2012 tatsächlich studiert haben. Jene, die schon das Handtuch geschmissen haben, kamen gar nicht erst drin vor.

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