So schafft es Sachsen nicht, seinen Lehrernachwuchs zu sichern. Nicht mal mit der Aufstockung der Lehramtsausbildung in Leipzig. Nicht mal die Hälfte der Lehramtsstudierenden würde es nach dem Abschluss bevorzugen, ausgerechnet in Sachsen Lehrer werden zu wollen. Das belegt jetzt eine am Freitag, 15. März, vorgestellte Umfrage. Die Alarmsirenen heulen immer schriller.

“Die heute vorgestellte zweite Sächsische Studierendenbefragung läutet die Alarmglocke für das Lehramt im Freistaat”, stellt Holger Mann, Sprecher für Hochschule und Wissenschaft der SPD-Fraktion im Sächsischen Landtag, fest. “Die Unzufriedenheit der Lehramtsstudierenden ist mehr als bedenklich. Das sollte nicht nur für die beiden Bildungsministerien, sondern die gesamte sächsische Staatsregierung ein Warnsignal sein.”

Die Einschätzung der Lehramtsstudierenden sei deutlich kritischer als bei der ersten Befragung im Jahr 2005. “Ihre Absicht, nach dem Studienabschluss Sachsen zu verlassen und andernorts ihre berufliche Perspektive zu finden, ist fast doppelt so hoch wie bei anderen Studiengängen. Es beabsichtigen gerade einmal zwei von fünf Lehramtsstudenten ihren Berufsstart in Sachsen anzutreten”, sagt Holger Mann. “Das ist ein mangelhaftes Zeugnis für die Politik der Staatsregierung.”

Die Umfrage zeigt, dass auch die unsinnigen Sparmaßnahmen an den sächsischen Hochschulen den Erfolg der Lehrerausbildung torpedieren.”Das Sächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur und die Hochschulen sollten aus den kritischen Feedbacks der Studie Konsequenzen ziehen”, meint Holger Mann. Das beträfe die geringere Akzeptanz der neuen BA-/MA-Studiengänge genauso wie die Schwächen bei Didaktik und Klarheit der Prüfungsanforderungen, die seit 2005 schlechter gewordene Bewertung der Betreuungssituation und den häufigeren Ausfall und die Überschneidung von Lehrveranstaltungen, die ungenügende Beratung zur Vereinbarkeit von Studium und Kind und die steigende Anzahl von Ängsten und Depressionen unter Studierenden.”

Alles direkte Ergebnisse einer Sparpolitik, die das Sächsische Wissenschaftsministerium seit Jahren aufrecht erhält und 2011 noch zusätzlich verschärft hat. Als könnte man durch exzessives Sparen so eine Art Optimierungs-Effekt erzeugen, bei dem die Betroffenen mit weniger Geld, Personal und Ressourcen doppelt so gute Ergebnisse einfahren. Das hat noch nicht mal Kafkas Hungerkünstler geschafft, obwohl der aus dem Verzicht ja bekanntlich eine Kunst gemacht hat.

Aber den Lehramtsstudierenden wird ja die künftige Lehrtätigkeit zusätzlich verleidet. Längst mehren sich die Nachrichten, dass selbst junge Pädagogen mit exzellenten Abschlüssen keine Aufnahme in das sächsische Bildungswesen finden – obwohl sie zu Hunderten fehlen, werden sie abgewiesen. Die Bezahlung liegt mittlerweile deutlich unter dem, was selbst die Nachbarländer Thüringen und Brandenburg zahlen. Selbst diese Umfrage lässt ahnen, wie wenige der jungen Lehrer nach ihrem Studium in Sachsen bleiben werden. Die Nachfrage nach neuen Lehrern ist in anderen Bundesländern auch groß – und die stellen tatsächlich ein. Zu besseren Konditionen.

“Ein bloßes Schielen auf die positiven Feedbacks dieses Qualitätssicherungsinstrumentes würde dessen hohen Wert mindern. Die Lehre und Betreuung an Sachsens Hochschulen, insbesondere den Universitäten, müssen spürbar verbessert werden”, sagt Holger Mann. Das klingt noch forsch. Aber das Seufzen ist unüberhörbar. Diese von Finanzministerpräsident Georg Unland auf Schmalkost gesetzte Regierung ist gerade dabei, das sächsische Bildungssystem dauerhaft zu ruinieren.

Die Einsatzpräferenzen der Lehramts-Studierenden als PDF zum download.

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