Am Schulgebäude Breitenfelder Straße 17/19 wird mächtig saniert. Sogar eine neue Sporthalle entsteht. Ende August 2013 werden wieder Mittelschüler das Haus bevölkern. Doch wird die Schule erneut den Namen der antifaschistischen Widerstandskämpfer Hans und Hilde Coppi tragen? Darüber wird im Leipziger Norden kontrovers diskutiert.
Leipzig wächst und braucht zusätzliche Schulen. Im gültigen Schulentwicklungsplan heißt es unter anderem: “Am Standort Breitenfelder Straße wird durch Reaktivierung der ehemaligen H.u.H.-Coppi-Schule die Kapazität einer 3 bis 4 zügigen Mittelschule ab dem Schuljahr 2013/14 bereitgestellt (Baumaßnahmen begonnen).”
Dass in dem Schulbau aus Kaisers Zeiten kräftig gebaut wird, ist von außen unverkennbar. Sogar ein Sporthallenneubau entsteht auf dem Schulgelände.
Am 26. August 2013 wird die Mittelschule wieder ihre Tore öffnen. Doch wie wird sie dann heißen? Die Frage scheint offen und sorgt im Leipziger Norden für Kontroversen.
Für die Stadtbezirksbeiräte der Linken und der SPD ist die Sache klar: Die Schule hieß viele Jahre “Hans-und-Hilde Coppi-Schule” und soll es auch künftig tun. So sieht es auch der Bürgerverein Gohlis.Auf der jüngsten Sitzung des Stadtbezirksbeirates Nord protestierten Vertreter beider Parteien “vehement” gegen Umbenennungspläne, berichtet SPD-Beiratsfrau Brigitte Bauerfeind. “Wir werden es nicht zulassen, dass eine Namensänderung erfolgt”, so die Sozialdemokratin. In Zeiten von NSU und anderen rechtsradikalen Gefährdungen habe der Name von Antifaschisten ein größeres Gewicht als der eines Fabrikanten, ergänzt Stadtbezirksbeirätin Ilona Jessulat von der Linken.
Das Ehepaar Coppi und die “Rote Kapelle”
Wenn das sanierte Schulgebäude in diesem Sommer wieder öffnet, wird es fast auf den Tag genau 70 Jahre her sein, dass Hilde Coppi in Berlin-Plötzensee unter dem Fallbeil der Nationalsozialisten starb. Das Todesurteil wegen “Hochverrats” wurde am 5. August 1943 vollstreckt.
Gemeinsam mit ihrem Ehemann Hans Coppi (1916 – 1942) hatte sich Hilde Coppi (Jahrgang 1909) in Berlin dem kommunistischen Widerstand gegen die NS-Diktatur angeschlossen. Beide arbeiteten in dem Kreis mit, den die Gestapo die “Rote Kapelle” nannte.Zu der Widerstandsgruppe zählen neben dem Ehepaar Coppi unter anderem Harro Schulze-Boysen (1909 – 1942), Arvid Harnack (1901 – 1942) und Erika Gräfin von Brockdorff (1911 – 1943). Neben Flugblattaktionen gaben sie militärische Geheimnisse an die Sowjetunion weiter. So wollten sie die militärische Niederlage Nazi-Deutschlands befördern und zur Befreiung vom Nationalsozialismus beitragen.
Im September 1942 erfolgte die Verhaftung der Gruppe. Das Reichskriegsgericht verurteilte die Widerstandskämpfer am 19. Dezember 1942 “wegen Hochverrats u.a.” zum Tode. Die Männer der Gruppe wurden noch vor Weihnachten 1942 exekutiert. Die Vollstreckung des Urteils gegen Hilde Coppi wurde vorerst ausgesetzt, da sie am 27. November 1942 in der Haft ihren Sohn Hans entbunden hatte.
In Gohlis ist für Coppi-Schule und Bleichert-Schule Platz
Fürs Erste bleibt abzuwarten, welche Folgerungen die Bezeichnung “ehemalige H.u.H.-Coppi-Schule” im amtlichen Schulentwicklungsplan für die Benennung der Schule hat. Formal hat die Stadtpolitik 2007 Folgendes beschlossen: “Die 68. Schule nimmt die verbliebenen vier Klassen der Hans-und-Hilde-Coppi-Schule auf. Der gemeinsame Schulstandort ist vorerst die Diderotstraße 35. Endgültig soll die Schule dann aber nach einer Sanierung in der Breitenfelder Str. 19/21 angesiedelt werden.”
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Selbst wenn der Name Coppi-Schule damit formal erloschen sein sollte, kann die verbliebene 68. Schule erneut einen Ehrennamen tragen.
Als konkurrierender Schulname steht Adolf Bleichert (1845 – 1901) im Raum. Der Unternehmer Bleichert baute im Leipziger Norden die seinerzeit größte Seilbahnfabrik der Welt auf. Das ehemalige Werksgelände an der Wilhelm-Sammet-Straße sowie die Unternehmervilla, das heutige Heinrich-Budde-Haus, prägen den Stadtteil bis heute. An die Unternehmensgründung 1874 werden 2014 verschiedene Jubiläumsaktivitäten in Gohlis erinnern.
Der Leipziger Historiker Dr. Manfed Hötzel hat sich intensiv mit Adolf Bleichert beschäftigt. Hötzel spricht sich gegen das “Auslöschen des Namens Coppi” aus. Den Namen Bleichert-Schule könnte stattdessen die 35. Grundschule in der Virchowstraße erhalten.
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