Leipzigs Stadtelternrat SER unterstützt nach den Worten seines Vorsitzenden Andreas Geisler die Forderung des Bundeselternrates nach Stärkung der Sprachförderung in der frühkindlichen Bildung. Bereits 18 Monate vor der Einschulung müsse es eine verbindliche Diagnose des kindlichen Entwicklungsstandes geben, die Sprachförderung soll obligatorisch sein.
“Es sollte allen klar sein, dass gerade in der frühkindlichen Bildung der Schlüssel für mehr Erfolge in der Bildungspolitik liegt”, sagt Andreas Geisler, Vorsitzender des Stadtelternrats Leipzig SER.
Aufmerksamkeitsdefizite und Wissensdefizite dürfte es an dieser Stelle eigentlich nicht mehr geben. Ein reichliches Jahrzehnt schon stellen auch in Deutschland Experten die Bedeutung der frühkindlichen Bildung öffentlich heraus. Und sie tun dies auf Einladung der Politik auf Tagungen und in Beratungsgremien.
Bei der Umsetzung sieht es schon anders aus. Auch hier kennen wir die Befunde. Nahezu nirgends in den wohlhabenden Demokratien ist der Bildungserfolg der Kinder so sehr vom sozialen Status der Eltern abhängig wie in Deutschland. Und aktuell noch einmal durch Berichterstattung des Nachrichtenmagazins “Der Spiegel” bestätigt: Nahezu nirgends ist die materiell opulente Familienpolitik im Kern so wirkungslos wie in Deutschland. Das Betreuungsgeld ist das aktuelle Synonym für beides.Deutschlands Elternvertreter schlagen nun noch einmal Alarm. “Sprache öffnet das Tor zur Welt”, heißt es im aktuellen Beschluss des Bundeselternrates zur Stärkung der “frühen Sprachförderung”. Erst durch die Sprache begreifen Kinder das, was über die konkrete Situation hinausgeht, argumentiert die bundesweite Spitzenvertretung der Elternschaft. “Müssen sie sich in einer neuen Sprache zurechtfinden, wird ihre kognitive Entwicklung unterbrochen”, mahnen sie in ihrer Ende Januar 2013 beschlossenen Erklärung, spätestens in der Schule werde das zum Problem. Und zwar unabhängig davon, welche Sprache Familiensprache sei. “Denn für viele ist das Bildungsdeutsch der Schule eine Fremdsprache”, unterstreicht der Bundeselternrat.
Der Bundeselternrat fordert deshalb eine durchgängige Sprachförderung für jedes Kind. Dazu soll 18 Monate vor der Einschulung eine verbindliche Diagnose des Entwicklungsstands aller Kinder erstellt werden. Im Bedarfsfall soll nach den Vorstellungen des Bundeselternrates eine verpflichtende Teilnahme an Maßnahmen der Sprachförderung folgen, die jedoch kostenlos sein muss.
Als Erfolgsvoraussetzungen benennt der Bundeselternrat “einheitliche, anspruchsvolle Standards für Diagnostik und Sprachförderung, die auch in die Aus- und Fortbildung einfließen”. Zudem sei für Sprachförderung und Zweitspracherwerb qualifiziertes Personal unterschiedlicher Profession notwendig.Eine verbesserte frühe Sprachförderung muss nach Ansicht des Bundeselternrates mit einer besseren Zusammenarbeit von Kita und Schule einhergehen. Institutionell flankiert soll dies durch eine gemeinsame Behörde für Bildung werden, “im Land wie in der Kommune”, so die Elternvertreter.
Und schließlich sollten Kitas in allen Bundesländern gebührenfrei sein. Auch hier sind die Argumente allbekannt: Wenn die Kita Teil der öffentlichen Bildung ist, sind Gebühren systemfremd. Zudem halten Kita-Gebühren nachweisbar gerade jene Kinder vom Kitabesuch ab, die diesen aus Gründen von Bildung und sozialer Integration am meistens benötigen.
Beitragsfreie Kita? Das gab es doch in Sachsen schon einmal. Jedenfalls als Einstieg in Gestalt des beitragsfreien Vorschuljahres. Und auch nur in den Jahren 2009 und 2010. Danach stellte eine andere Parteienkonstellation die Regierungsmehrheit in Sachsen. Es folgte der Ausstieg aus dem Einstieg in die Beitragsfreiheit.
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Das beitragsfreie Jahr in Sachsens Kitas 2009/10 sei “eine große Errungenschaft” gewesen, merkt Andreas Geisler an. Er wünscht sich “mehr solcher zukunftsweisender Entscheidungen”. Solche Entscheidungen sollten dann aber auch mit “dem Willen und der Weitsicht” verbunden sein, solche Errungenschaften nicht gleich wieder auslaufen zu lassen, findet Geisler.
Und wie sieht es mit der gemeinsamen Behörde für Bildung aus? In Sachsen und in Leipzig gibt es das schon. Im Freistaat Sachsens ging die Zuständigkeit für die Kitas 2009 an das Kultusministerium über. In Leipzig entstand das Amt für Jugend, Familie und Bildung. Über die Zweckmäßigkeit dieses Ämterzuschnitts wird in der Messestadt seit Monaten äußerst kontrovers diskutiert.
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