Am Montag, 28. Januar, veröffentlichte das Statistische Landesamt nun die Zahlen zu den Schulabsolventen 2012 in Sachsen. Es stecken mehrere Botschaften drin. Eine ist natürlich die wieder leicht gestiegene Zahl der Schulabgänger. Die Talsohle bei den Absolventenzahlen ist durchschritten, wie das gern so schön beschrieben wird. Da stellt man sich den müden Wanderer geradezu vor, wie er mit nassen Füßen auf der anderen Seite des Bergbachs steht und versucht, die Berge vor sich abzuschätzen.

Aber Berge kommen da erst einmal nicht. Die Jahrgangszahlen nehmen nur leicht zu. Das Loch, das da bei den neuen Berufsjahrgängen aufriss, wird sich nicht mehr schließen. 10 Prozent der Schüler verließen auch 2012 Sachsens Schulen ohne Abschluss. In Leipzig lag die Zahl sogar bei 14 Prozent.

Umso ärgerlicher ist natürlich, dass das sächsische Bildungssystem nicht in der Lage ist, jedem Schüler einen qualifizierten Abschluss zu geben.

Insgesamt verließen 22.679 Absolventen und Abgänger 2012 die allgemeinbildenden Schulen in Sachsen. Damit stieg die Zahl der Schulentlassenen im Vergleich zum Vorjahr um 863 bzw. fast 4 Prozent an. Wie das Statistische Landesamt weiter mitteilt, hat mit 51 Prozent über die Hälfte der Absolventen/Abgänger (11.585) den Realschulabschluss erworben, mit dem Hauptschulabschluss bzw. dem qualifizierenden Hauptschulabschluss beendeten über 10 Prozent (2.347) die Schule. 6.459 Absolventen, das sind 28,5 Prozent der Absolventen/Abgänger, erreichten die allgemeine Hochschulreife.

Die restlichen 2.288 Schüler verließen die allgemeinbildende Schule ohne Hauptschulabschluss, darunter beendeten fast 69 Prozent (1.572) eine allgemeinbildende Förderschule, von denen 976 ein Abschlusszeugnis im Förderschwerpunkt Lernen und 299 ein Abschlusszeugnis im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung erhielten. Ein Abgangszeugnis wurde 1.013 Schülern ausgestellt.

An den allgemeinbildenden Schulen stieg die Zahl der Absolventen/Abgänger bei allen Abschlussarten im Vergleich zum Vorjahr an. So haben 2012 insgesamt 738 Schüler mehr als 2011 die Schule mit dem Realschulabschluss, 89 mit der allgemeiner Hochschulreife, 7 mit dem Hauptschulabschluss und 29 ohne Hauptschulabschluss beendet.Keineswegs überraschend machten sich die höheren Absolventenzahlen vor allem in den Landkreisen und in Dresden bemerkbar. In Leipzig selbst gab es sogar noch einen leichten Rückgang der Absolventenzahlen. Hier macht sich der seit Mitte der 1990er Jahre deutlich gestiegene Anteil von Schülern bemerkbar, die den Weg zum Abitur gewählt haben und deshalb natürlich erst zwei Jahre später ihren Schulabschluss machen. Immerhin gehen seitdem fast 50 Prozent aller Schüler aufs Gymnasium – in den letzten Jahren etwas gebremst durch die mal wieder geänderten Anforderungen für die so genannte “Bildungsempfehlung”. Aber welche Rolle die stärkeren Gymnasiastenjahrgänge spielen, wird man erst in den nächsten Jahren bei den Leipziger Schulabgängerzahlen sehen.

Dass die Zahl der jungen Leute, die nur mit Abgangszeugnis (216) oder Abschlusszeugnis mit Förderschwerpunkt geistige Entwicklung (33) bzw. Lernen (126) die Schule verlassen, so hoch ist, erzählt natürlich von den “Sünden” der Vergangenheit. Die Fehler wurden vor acht bis 10 Jahren gemacht. Viele dieser Kinder wurden schon mit der Einschulung auf die falsche Bahn geschickt – nämlich zur Förderschule. Die hohe Zahl der Jugendlichen, die jetzt nur mit diesem Förderzeugnis eine Lernförderschule verlassen, sagt genug. Das sächsische Bildungssystem hat sich der etwas schwereren Fälle von Kindern mit weniger ausgebildeten Lernkompetenzen einfach dadurch entledigt, dass sie auf Lernförderschulen eingeschult wurden und in der Regel auch dort blieben.

Exklusion statt Inklusion. Das rächt sich jetzt. Für die betroffenen Kinder, die im Grunde kaum eine Chance hatten, auf eine Regelschule zu wechseln, sind damit mehr als desaströse Berufs- und Lebensperspektiven vorgezeichnet. Dass es anders geht, zeigt Dresden, wo sowohl die Zahl der Schüler, die ohne Hauptschulabschluss die Schule verließen (218 statt 375 wie in Leipzig) als auch die Abgänger mit Hauptschulabschluss (198 statt 304) deutlich geringer waren als in Leipzig. Dafür lag die Zahl der Abiturienten mit 932 schon deutlich höher als in Leipzig mit 878. Was für Dresden eine Abiturientenquote von 38,2 Prozent ergibt, für Leipzig nur eine von 32,9.

In beiden Fällen liegt das natürlich überm Sachsendurchschnitt und wird in den nächsten Jahren auch noch zunehmen. Was aber das sächsische Bildungswesen nicht aus der Aufgabe entlässt, die Inklusion auch mit deutlich mehr Ressourcen zu untersetzen. Im Selbstlauf werden Sachsens Schulen keine Integrationsmotoren. Und die Aufgaben werden nicht kleiner, wenn der Freistaat sich bei der vorschulischen Ausbildung weiter so stur zurückhält wie bisher.

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