Wäre da nur ein wenig Vernunft in der ministerialen Höhe Dresdens und der Wille, Prozesse tatsächlich zu gestalten - und nicht mit fadenscheinigen Argumenten eine Ideal-Politik zu machen, die mit der Wirklichkeit nichts zu tun hat ... Wäre da nur ... Sachsen könnte sein Lehrerproblem tatsächlich lösen. Die jungen Leute wären bereit. "Allein für das Lehramt hat die Universität Leipzig in diesem Jahr 7.000 Bewerbungen bekommen", erklärte die Rektorin der Uni Leipzig letzte Woche vor der Immatrikulationsfeier im Gewandhaus zu Leipzig.
Denn tatsächlich wissen die jungen Leute in der Bundesrepublik genau, wie sich ihre Welt verändert. Sie wissen, dass man mit niedrigen Qualifikationen nur noch eines bekommt – einen Blumentopf und Armut bis ans Lebensende. Eine hochtechnisierte Gesellschaft braucht hochqualifizierte Fachleute. Deswegen drängten gescheitere Bildungspolitiker vergangener Jahre darauf, die Abiturientenquote deutlich zu erhöhen. Zumindest auf das normale europäische Niveau von 50 Prozent – wie in Spanien. Zur Erinnerung: 1992 lag die Studienberechtigtenquote im Westteil der Republik bei 33 Prozent, im Osten bei 22 Prozent. 2001 hat man’s dann auf 41 Prozent gebracht im gesamten Land, 2010 waren es dann 49 Prozent. Eine stille Revolution.
Die aber gerade der sächsischen Regierung viel zu ungewollt war. Sie bremst, wo sie kann. Völlig unberaten. Obwohl die Wirtschaftskammern lautstark nach Ingenieuren rufen. Obwohl der Mangel an Lehrern seit Jahren absehbar war. Sie kürzt auch weiter bei den Hochschulen. Beratungsresistent beharrt die Wissenschaftsministerin auf ihrem Stellenstreichungsbeschluss. Obwohl all die Prognosen, die seit Jahren sinkende Studienanfängerzahlen prognostizierten, Makulatur sind. Im Gegenteil: Die Studienbewerberzahlen steigen. Die jungen Leute wollen studieren. Sie wollen genau das werden, was in der Gesellschaft fehlt. Auch Lehrer.
Bis zur Bewerbungsfrist am 15. September gingen allein bei der Uni Leipzig über 32.000 Bewerbungen ein – noch einmal rund 500 mehr als im vergangenen Jahr. Besonders groß sei auch 2012 wieder das Interesse junger Menschen aus den westlichen Bundesländern an einem Studium an der Alma mater gewesen, so Rektorin Prof. Dr. Beate Schücking: “Vor allem der Lehrerberuf ist wieder sehr attraktiv geworden.”
Für die Uni Leipzig war auch im Dezember schon klar: Hier muss ausgebaut werden. So bestätigt es auch der Prorektor für Bildung und Internationales, Prof. Dr. Claus Altmayer: “Die große Bewerberzahl auch speziell für diese Studienrichtung zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Das Lehramtsstudium an der Universität Leipzig wird in Zukunft noch an Bedeutung gewinnen.”
Für die Ausbildung insbesondere von Grundschul- und Mittelschullehrern sowie von Lehrern im Bereich Sonderpädagogik, aber auch im Bereich Gymnasium werden der Universität Leipzig vom Freistaat laut einer Zielvereinbarung bis zum Jahr 2016 zusätzlich 29 Millionen Euro bereitgestellt. Damit werden insbesondere 114 Stellen finanziert. Allein in dem jetzt beginnenden Wintersemester ist die Zahl der Lehramtsstudienplätze auf 900 aufgestockt worden.
Damit solle auch ein Zeichen gesetzt werden, dass die Universität Leipzig beim Lehrermangel unterstützend gegensteuere, betonte der Dekan der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät, Prof. Dr. Thomas Hofsäss. Die große Bewerberzahl für das Lehramtsstudium garantiert, dass alle Studienplätze belegt werden können. Insbesondere die Resonanz auf die Grundschullehrerausbildung war unerwartet groß. “Mit großen Kraftanstrengungen ist es gelungen, zeitgerecht das für die zusätzlichen Studienplätze notwendige Personal einzustellen und auch für die zusätzlichen Räume zu sorgen”, berichtete Prof. Dr. Hofsäss. In diesem Jahr wurden 22 neue Stellen geschaffen. Im nächsten Jahr kommen der Vereinbarung zufolge 46 weitere hinzu.
“Der Bewerberansturm des vergangenen Jahres ist insgesamt in diesem Jahr noch übertroffen worden”, betonte Dr. Klaus Arnold vom Studentensekretariat der Universität. Gründe dafür seien nach seiner Einschätzung neben den doppelten Abiturjahrgängen in drei Bundesländern auch die Attraktivität des Studienstandortes Leipzig. “Wer einmal hier war, bleibt auch hier”, berichtete Arnold. 52 Prozent der eingegangenen Bewerbungen kamen nach Angaben des Leiters des Studentensekretariats, Dr. Klaus Dietz, aus den westlichen Bundesländern. Ebenso spiele die Nähe zur Heimat für viele Studienanwärter eine wichtige Rolle. Von den tatsächlich Immatrikulierten stammt etwa jeder Dritte aus den alten Bundesländern.
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Wie schon in den Jahren zuvor war im Beliebtheitsranking der einzelnen Fächer Psychologie der “Renner”: Hier kamen auf die 72 Studienplätze knapp 4.000 Bewerber. Auf Platz zwei habe mit knapp 3.000 Bewerbungen für 250 Studienplätze das Lehramt Gymnasium und auf Platz drei Kommunikations- und Medienwissenschaft gelegen, gefolgt von den Bewerbungen für das Lehramt an Grundschulen.
Gut angekommen sei bei den jungen Menschen der tradierte Studiengang Rechtswissenschaft mit weit über 600 Studienanfängern, aber auch der in diesem Semester erstmals angebotene Bachelorstudiengang Religionswissenschaft. Mit den 40 Erstsemestern seien die Erwartungen weit übertroffen worden, sagte Dietz.
Freie Studienplatzkapazitäten gibt es dagegen trotz sehr guter Ausbildungsbedingungen in einigen naturwissenschaftlichen Studiengängen wie zum Beispiel Physik, die als besonders anspruchsvoll gelten. Eine geringe Einschreibungszahl gab es Dietz zufolge auch in der Romanistik. Der Studiengang Romanische Studien setzt in der Regel zwei erlernte romanische Sprachen voraus, was bei den meisten Gymnasiasten nicht der Fall sei.
Auch das Interesse junger Ausländer an einem Studium an der Alma mater ist weiter gestiegen. Wie das Akademische Auslandsamt der Universität mitteilte, lagen für das Wintersemester insgesamt 2.400 Bewerbungen für das erste Fachsemester vor. Die meisten Bewerber, die einen Abschluss an der Universität Leipzig anstreben, kommen aus China. Bei den Austauschstudenten liegt Spanien an der Spitze.
Das Immatrikulationsverfahren ist zwar noch nicht abgeschlossen. Dennoch lasse sich jetzt schon abschätzen, dass auch in diesem Jahr etwa 7.000 junge Menschen ein Studium an der Universität Leipzig beginnen werden, so die Universität.
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