Das Wort Output kommt in den Kategorien der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) für ihren Bildungsmonitor zwar nicht vor. Aber es gehört zwangsläufig hinein. Tatsächlich beschäftigen sich 8 der 13 ausgewählten Kategorien mit dem "was hinten raus kommt". Oder raus kam. Denn einige Wertungen gehen nun schon auf Ergebnisse von 2009 und 2006 zurück. Das ist im Jahr 2012 nicht mehr wirklich belastbar.
Die erste Output-Kategorie ist: Zeiteffizienz. Hier geht es um “verspätete Einschulungen”, Bacheloranfänger und vorzeitig aufgelöste Ausbildungsverträge. Das also, was auch das Leipziger Sozialdezernat als Übergangsphasen versteht und wo es immer wieder zu Problemen kommt, weil die jungen Leute aufs falsche Gleis kommen. Wobei “verspätete Einschulungen” in Sachsen eher nicht das Problem sind, sondern die falschen Einschulungen – auf Förderschulen nämlich. Was die Bildungskarriere der Kinder fürs ganze Leben beeinträchtigt. Die Bacheloranfänger machen zumindest statistisch sichtbar, wie viele Schüler ihre Hochschulzugangsberechtigung (Abitur) tatsächlich in ein Studium ummünzen (was hier fehlt, ist natürlich die Zahl der Studienabbrecher). Und wenn zu viele Auszubildende ihre Lehre schmeißen, weil sie sie nicht packen, ist das sogar wirtschaftsschädlich. Und kein Wunder: Sachsen landet hier mit schlechter Performance auf Rang 11.
Schulqualität. Wer denkt, hier ginge es um modernisierte Schulgebäude, vorhandene Technik, gute Ausstattung mit Lehrmaterial und genug Lehrer, der irrt. Hier sind nur die Ergebnisse des IQB-Tests Lesen von 2009 und der PISA-Tests in Mathematik und Naturwissenschaften von 2006 noch einmal gewertet. Gute Ergebnisse damals: 2. Platz. Keine Aussage für die Gegenwart.
Bildungsarmut. Dasselbe in Grün. Hier tauchen die Problemgruppen aus dem IQB-Test Lesen von 2006 und des PISA-Tests Naturwissenschaften von 2006 auf. Da schnitt Sachsen noch gut ab und würde noch weiter vorn liegen als nur auf Rang 5, wäre da nicht die miserable Schulabbrecherquote von 9,7 Prozent aus dem Jahr 2010.
Integration. Auch das hier unter “Output”, obwohl es eine Prozess-Kategorie wäre. Aber die Schulabbrecher- und Abiturientenquoten von Ausländern sind eben klarer Output und lassen nur ahnen, das irgendwo am Anfang des Prozesses wohl was schief lief. Mit der “Varianzaufklärung IQB Lesen” von 2009 wird das hier etwas aufgehübscht. Insgesamt ein 6. Platz.
Berufliche Bildung/Arbeitsmarktorientierung. Hier geht es um erfolgreiche Berufsabschlüsse und die Ausbildungsstellenquote. Niemanden überrascht, dass Sachsen hier unverhofft das Dynamik-Ranking anführt. Wo die Abschlussjahrgänge in den Schulen praktisch um die Hälfte eingebrochen sind, gibt es natürlich auf einmal Lehrstellen für (fast) alle. Insgesamt landet Sachsen hier trotzdem nur auf Rang 8, denn die Fehler im Bildungsprozess machen sich natürlich auch in versemmlten Berufsabschlüssen bemerkbar.
Akademisierung. Das beschreibt im Grunde den Prozentsatz von Schülern, die nach der Schule ihre Studienberechtigung in der Tasche haben. Und da die sächsische Landesregierung alles tut, den Übergang zum Gymnasium zu bremsen (Prozess), ist die Quote am Ende mehr als unterdurchschnittlich. Rang 9. Und so ein Land gewinnt im “Bildungsmonitor”? Kaum zu glauben.
MINT-Förderung. Eins der Lieblingskinder der sächsischen Bildungspolitik. Aber auch dieser Begriff täuscht. Ginge es tatsächlich um eine echte Förderung der MINT-Fächer und der Schüler in diesen Fächern, wäre auch das eine Prozess-Kategorie. Man findet aber nur die Absolventenquote in Mathematik und Naturwissenschaften und die erfolgreiche Ingenieurausbildung hier. Das wieder ist reiner Output. Sachsen landet hier auf einem überraschenden Rang 4. Aber der hat nur mit der überdurchschnittlich hohen Ausbildungsrate an Ingenieuren zu tun. Die meisten verlassen Sachsen, wenn sie den Abschluss geschafft haben.
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Forschungsorientierung. Wäre eigentlich auch eine Prozesskategorie. Wäre das Einwerben von Drittmitteln (bei dem Sachsen deutschlandweit Spitze ist gleich nach dem armen Bundesland Bremen) nicht längst die einzige Notlösung, mit der Sachsens Hochschulen die Sparorgie der Lasndesregierung irgendwie wett machen können. Sie bekommen von der Wissenschaftsministerin trotzdem alle Nase lang gesagt, sie müssten mehr Drittmittel einwerben und neue Stellen im Forschungsapparat gäbe es nur, wenn sie über Drittmittel finanziert sind. Habilitationsnachwuchs und Promotionsquote stehen hier noch – aber das ist wirklich schon Output. Und der ist in Sachsen schlecht, was auf schlechte Ausstattung im Prozess deutet. Das reißt auch die Drittmitteleinwerbung nicht raus. Das IW setzt Sachsen hier auf Rang 8.
Und wer jetzt zum Artikel mit dem Input zurückblättert, sieht: Wo der Freistaat Sachsen beim Input scheinbar glänzend dasteht und mit besten Plätzen in den Bildungsprozess startet, kommen hinten, da, wo es drauf ankommt, lauter 5., 8. und 9. Plätze raus.
Heißt für die betriebliche Prozessbeschreibung: Das Land verschleißt seine Ressourcen, verschleudert seine Talente und freut sich trotzdem jedes Mal über das INSM-Ranking, ohne dass die zuständigen Minister auch nur in der Lage sind, die Studie so betriebswirtschaftlich zu lesen, wie sie gemeint ist.
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