Am Donnerstag, dem 30. Januar, fand das 18. Research Festival for Life Sciences im Studienzentrum der Medizinischen Fakultรคt der Universitรคt Leipzig statt. 190 Forschende und Forschergruppen prรคsentierten die Poster zu ihren Arbeiten im Bereich der Lebenswissenschaften und Medizin. Prof. Dr. Ruth Stassart, Forschungsdekanin der medizinischen Fakultรคt, betonte in ihrer Erรถffnungsrede, dass die Themenbreite von Biochemie, Biotechnologie, Biomaterialien bis hin zu Krankheiten wie Zivilisationskrankheiten, Onkologie, Neuroimmologie, Neurowissenschaft, aber auch Psychologie, Kognition und digitale Gesundheit reicht.
Ein breites Portfolio an Themen, die wir, wie bereits im letzten Jahr, nicht umfassend betrachten kรถnnen.
Wir suchten uns drei Projekte heraus, die nachfolgend kurz vorgestellt werden.
SMITH.: Datenintegrationszentren
SMITH ist hier kein Eigenname, es steht fรผr Smart Medical Information Technology for Healthcare. Nรคheres erlรคuterte uns Julia Jesser, die wir fragten: Was macht ihr eigentlich?
โDie Datenintegrationszentren wurden 2018 zusammen mit der Medizininformatik-Initiative in ganz Deutschland aufgebaut, um Patientendaten aus der Routineversorgung der Forschung zur Verfรผgung zu stellen. Also in diesen Zentren werden die ganzen Daten gebรผndelt, die in Krankenhรคusern, bei der Behandlung anfallen und harmonisiert, sodass sie der รถrtlichen Zentrale zur Verfรผgung gestellt werden.
Und Forschende kรถnnen auf die Datenintegrationszentren an ihren Standorten zugehen und dort Daten abrufen. Genauso arbeiten Leute in Datenintegrationszentren mit Zustimmung der Patienten. Das bedeutet, eine Einbindung der Patienten, die ihre Daten fรผr Forschungszwecke zur Verfรผgung stellen.โ
Prinzipiell geht es also darum, die Gesundheitsdaten, die wรคhrend der Behandlung im Krankenhaus entstehen, zu erfassen und fรผr Forschungszwecke zu verwenden.
Alarme in Intensivstationen: Moritz Hayler
Der Name โAssesing Actionable and Non-Actionable Alarms in Intensive Care Unitsโ klingt fรผr den Laien verwirrend, wir fragten bei Moritz Hayler nach.
โIch bin Moritz Hayder, ich bin Student hier an der Uni Leipzig und wir haben als Thema bearbeitet, dass wir die Alarme auf Intensivstationen, die ja viel auftreten, wo viele auch falsch sind. Das ist eine groรe Belastung sowohl fรผr die Doktoren als auch fรผr die Pflegekrรคfte, dass eben bei diesen Alarmen hรคufig keine Aktionen nachfolgen.
Wir haben als Erstes in Deutschland einen groรen Datensatz erstellt, um eben diese Alarme einzuteilen in actionable und non-actionable. Actionable in dem Sinne, es passiert wirklich was nach dem Alarm, das sind die wichtigen Alarme, wo man handelt und non-actionable, das sind die Alarme, wo eben nichts passiert. Wir versuchen mit dieser Einteilung jetzt zu erzielen, dass man die non-actionable Alarme, das heiรt diese Alarme, wo eben nichts im Nachhinein passiert, vielleicht stumm stellt, um so die Alarmlast auf Intensivstationen zu verringern.โ
Fรผr jemanden, der bereits mehrmals als Patient auf der Intensivstation lag, klingt das einleuchtend.
VR-Headsets in der Ausbildung: Leonard Schuschke
โIntegrating VR Headsets into Orthopedic and Trauma Surgery Educationโ, irgendwie will das Team mit virtueller Realitรคt die Chirurgenausbildung verbessern. Wir fragten Leonard Schuschke, wie das funktionieren soll.
โIch bin Leonhard Schuschke aus der Leipziger Universitรคt und ich arbeite unter anderem mit Orthopรคden und Unfallchirurgen daran, den Unterricht fรผr Studierende motivierender und vielleicht so zu gestalten, dass es besser ist, etwas zu lernen, wenn man interaktiv neue Themen betrachtet. Und in dem Fall haben wir uns VR-Brillen genommen, in denen wir einen OP-Saal simulieren, einen virtuellen OP-Saal.
Denn es war lange Zeit so, dass Chirurgen und Chirurginnen sich damit fortbilden konnten, indem sie Leichen operiert haben. Aber das sind einfach Ressourcen, die man heutzutage vielleicht nicht mehr ganz so hat oder auch nicht benutzen mรถchte aus ethischen Grรผnden. Und deswegen stellen VR-Brillen und ein Training in diesen virtuellen OP-Sรคlen eine Mรถglichkeit dar, das Ganze zu umgehen.
Und da haben wir eben herausgefunden, dass Studierende zum einen diese Brille sehr gern nutzen, in Deutschland in einer Woche drei Stunden. In einem Fragebogen haben sie uns zurรผckgemeldet, dass sie gern VR-Brillen immer im Unterricht benutzen wรผrden. Es gab aber auch kleine Probleme, denn ein Teil der Studierenden hat so eine Art Unwohlsein, eine Motion Sickness entwickelt. Deswegen muss sicher an diesen Themen noch gearbeitet werden, damit es fรผr alle zugรคnglich ist, so eine VR-Brille zu benutzen.โ
Wir haben bereits ein รคhnliches Projekt, beim ICCAS Leipzig, kurz angesprochen. Die virtuelle Realitรคt bei der Ausbildung nimmt wohl Fahrt auf.
Drei Projekte und drei Menschen haben wir hier kurz vorgestellt, die Projekte sind aber selbstverstรคndlich Team-Projekte. Wie oben geschrieben gab es eine Vielzahl verschiedener Projekte von Grundlagenforschung angefangen bis zum beschriebenen VR-Headset.
Fragen an Prof. Ruth Stassart
Wir baten Prof. Dr. Ruth Stassart um ein kurzes Gesprรคch.
Frau Professor Stassart, Sie sind nicht ausschlieรlich Forschungsdekanin, was ist Ihr Fachgebiet?
Ich bin eigentlich Neuropathologin und Neurowissenschaftlerin und das ist fรผr uns ein ganz spannendes Feld, weil das so ein bisschen die klinische Perspektive von Patienten, die unter neurologischen Erkrankungen leiden, verbindet mit der Frage, wie kommen diese Erkrankungen eigentlich zustande? Was sind die Mechanismen hinter diesen Erkrankungen? Und daran forschen wir und das macht uns eigentlich sehr viel Spaร.
Da passt dieses Festival ja gut dazu, hier geht es ja ganz viel um Grundlagenforschung.
Absolut, und ich glaube, das ist genau der Reiz des Festivals, dass in diesem Festival ganz viele unterschiedliche Disziplinen zusammenkommen, sowohl aus den Lebenswissenschaften als auch in der Medizin.
Und das reicht eigentlich sowohl von den Grundlagenwissenschaften, also von Forscherinnen, die sich mit Zellen beschรคftigen und wie funktioniert eigentlich genau dieses Eiweiร oder dieses Molekรผl in Zellen, bis zu Fragen, die direkt relevant in der Klinik und fรผr Patienten und Patientinnen sind. Und das ist das, was das Festival eigentlich aus meiner Sicht so reizvoll macht.
Wie viele Projekte gibt es in diesem Jahr hier zu sehen?
Wir haben 190 Einreichungen bekommen, aus ganz unterschiedlichen Fachbereichen. Und letztlich, das haben Sie auch gerade hier gesehen, ist es nicht nur so, dass diese 190 Teilnehmer/-innen dann da sind, aber es kommen natรผrlich ganz, ganz viele Interessierte, die auch schauen wollen, was machen denn gerade die Doktorandinnen, was passiert denn hier am Standort? Und insofern ist es eigentlich sehr gut gefรผllt und das freut uns sehr.
Wir waren ja letztes Jahr schon zu dem Festival da. Wie geht das jetzt eigentlich weiter? Jetzt stellen die Studierenden das hier vor und dann muss ja irgendetwas passieren.
Ganz viel, was passiert, bekommen wir gar nicht so direkt mehr mit. Was ja eigentlich passieren soll ist, dass man sieht: Der am Poster nebenan, der hat ja eine spannende Technik. Davon wusste ich ja gar nichts. Kรถnnen wir uns mal treffen und zusammenarbeiten? Das ist eigentlich das, was wir primรคr erst mal erreichen wollen, dass wir die Vernetzung innerhalb der Universitรคt Leipzig verbessern.
Und das Zweite ist aber natรผrlich auch, dass wir gern mรถchten, dass die Doktorand/-innen und die jungen Forscher/-innen hier an der Universitรคt natรผrlich auch ein bisschen mehr Sichtbarkeit bekommen. Und deswegen haben wir Posterpreise ausgewรคhlt und Publikumspreise, wo heute Nachmittag dann alle auch nochmal die Mรถglichkeit haben, so ein paar Highlights vom heutigen Tag zu hรถren.
Leipzig ist ja nicht nur Universitรคtsstandort, sondern durchaus ein anerkannter Life-Science-Standort. Interessieren sich denn die Leute von zum Beispiel Biosaxony oder wer auch immer fรผr dieses Festival?
Absolut. Also ich glaube, das ist schon ein Festival, was รผber die Universitรคt selber hinaus wahrgenommen wird. Und das ist genau, wie Sie sagen, da gibt es natรผrlich ganz, ganz viele Partner aus dem Life-Science-Sektor, der nicht unbedingt universitรคr sein muss, der auch teilnimmt. Und wir haben ja auch viele auรeruniversitรคre Einrichtungen, wie zum Beispiel das Helmholtz-Institut oder Max-Planck-Institute hier, die auch teilnehmen am Festival und worรผber wir uns auch sehr freuen.
Sie haben ja Ihre Ansprache in Englisch gehalten, Englisch ist nicht nur Wissenschaftssprache, sondern Sie haben auch sehr viele Studierende aus dem Ausland. Wie ist ungefรคhr das Verhรคltnis unter den Studierenden?
Oh, das ist eine Frage, bei der ich ehrlich gesagt passen muss, das kann ich gar nicht so genau beantworten. Aber wir sind ein internationaler Standort und darauf sind wir auch sehr stolz, dass wir ganz viele Forscher/-innen aus ganz unterschiedlichen Lรคndern haben und aus unterschiedlichen Studiengรคngen mit unterschiedlichen Vorerfahrungen. Und ich glaube, das ist etwas, was den Standort sehr belebt und fรผr die Wissenschaft immer nur von Vorteil sein kann.
Frau Professor Stassart, ich bedanke mich fรผr das Gesprรคch.
Fazit: Der Besuch des Festivals ist nicht nur fรผr Fachpublikum interessant. Hoch motivierte Forscherinnen und Forscher, die mit Recht stolz auf ihre Ergebnisse sein kรถnnen, prรคsentieren diese, tauschen sich aus und vernetzen sich. Vielleicht finden einige sogar schon neue Herausforderungen. Die Liste der Preistrรคgerinnen und Preistrรคger wird spรคter verรถffentlicht.
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