Eisige Minusgrade, zugefrorene Seen und vielerorts mehrere Zentimeter Schnee – der Winter hat im Februar in Deutschland Einzug gehalten. Doch während die kalte Jahreszeit nochmal frostige Temperaturen mit sich bringt, zeigt sich langfristig ein klarer Trend: Die Winter werden aufgrund des Klimawandels zunehmend milder. Wie kommt es dennoch zu solch extrem kalten Wetterphasen?
Die Hauptursache für die winterlichen Temperaturen sind die Großwetterlagen. In den meisten Fällen wird das deutsche Wetter vom Atlantik beeinflusst, was für milde, feuchte Winter sorgt. Regen im Flachland und vereinzelter Schneefall in den Mittelgebirgen oder Alpen sind dabei typisch. Kalte und schneereiche Winter hingegen erfordern Wetterlagen, die kalte Luftmassen aus dem Nordosten transportieren – beispielsweise aus Finnland oder Russland.
Diese Großwetterlagen wechseln zufällig, weshalb es immer wieder zu Kälteeinbrüchen kommt. „Das muss man klar trennen: Unser Wetter variiert viel stärker. Es wird von der ganz langsamen Erwärmung überlagert, die jedes Jahr zunimmt“, so der Meteorologe Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst (DWD).
Trotz der anhaltenden globalen Erwärmung gibt es also weiterhin einzelne besonders frostige Winter. Ein Ausnahmejahr war 2010, das mit seinem legendären Dezember als besonders schneereich in Erinnerung blieb. In Leipzig beispielsweise lag an ganzen 100 Tagen Schnee – ein außergewöhnlicher Rekordwert.
Der Winter ist 3 Wochen kürzer als vor 50 Jahren
Neben der generellen Erwärmung zeigt sich eine weitere Entwicklung: Die Winter werden nicht nur milder, sondern auch kürzer. In den vergangenen fünf Jahrzehnten setzte der Frühling immer früher ein, während der Herbst länger andauerte. Dies lässt sich anhand des phänologischen Kalenders nachvollziehen, der den Jahreszeitenwechsel nach der Pflanzenwelt bestimmt.
Früher begann der Frühling im langjährigen Mittel von 1961 bis 1990 im Februar und dauerte rund 96 Tage. In den letzten Jahren setzt er bereits im Januar ein, wodurch auch Sommer und Herbst früher beginnen. Die Stiel-Eiche verliert ihre Blätter weiterhin Anfang bis Mitte November, sodass der Herbst mittlerweile eine Woche länger andauert. Infolgedessen verkürzte sich der Winter von 97 auf nur noch rund 74 Tage.
Die Verschiebung der Jahreszeiten hat vielfältige Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt. Zum Beispiel werden Bäume und Sträucher geschädigt, wenn sie früher im Jahr austreiben und dann schlechter vor spätem Frost geschützt sind. Blüten werden nicht bestäubt, wenn die Insekten, die dafür zuständig sind, noch nicht geschlüpft sind.
Auch Zugvögeln kann es passieren, dass sie bei ihrer Rückkehr aus dem Süden nicht die Nahrung finden, die sie brauchen. Und auch für den Menschen hat es Folgen, wenn die Winter kürzer und wärmer werden: Krankheitserreger und Schädlinge, die hier bislang nicht heimisch waren, können überleben und sich ausbreiten.
Globale Auswirkungen der veränderten Jahreszeiten
Nicht nur in Deutschland verschieben sich die Jahreszeiten. Eine Studie der Universität Jena aus dem Jahr 2018 ergab, dass viele Pflanzenarten auf der Nordhalbkugel ihre erste Blüte deutlich früher zeigen. Untersuchungen an 18 Standorten in Europa und Nordamerika bestätigten, dass rund 80 Prozent der 550 analysierten Pflanzenarten heute früher blühen als noch vor zehn Jahren.
Seit Jahrzehnten beginnt auch die japanische Kirschblüte immer früher. An kaum einer Pflanze lässt sich die Veränderung der phänologischen Jahreszeiten so gut feststellen wie an der berühmten Japanischen Kirsche, da das Kirschblütenfest seit über tausend Jahren ausführlich dokumentiert wird. 2021 erreichte die Kirschblüte in Kyoto am 26. März ihren Höhepunkt – so früh wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen.
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