Am Donnerstag, dem 22. August, wurde das HolzBauForschungsZentrum der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig) im Innovationspark • Bautechnik • Leipzig/Sachsen im Stadtteil Engelsdorf feierlich eröffnet. Anwesend waren rund 200 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft. In der Halle kann die HTWK Leipzig neue Konzepte für materialsparende Lösungen im Maßstab 1:1 auf Anwendungsniveau entwickeln und erproben.
Der traditionsreiche Baustoff Holz gilt als Hoffnungsträger, um die Baubranche nachhaltiger zu machen. In seiner Herstellung und Nutzung ist er klimafreundlicher als andere Baustoffe, wie zum Beispiel der energie- und ressourcenintensive Stahlbeton. Die Nachfrage nach Holzbauten wächst – mit zunehmender Geschwindigkeit – seit Jahren an. Um die steigenden Bedarfe und Bedürfnisse der Nutzer zu decken, braucht es neue Konstruktionslösungen.
Fünf Millionen Euro Fördermittel
Der sächsische Staatsminister für Wissenschaft Sebastian Gemkow sprach bei der Eröffnung über gemeinsame Forschung zwischen Hochschulen und regionaler Wirtschaft mit Investitionen zur Zukunftssicherung des Freistaates.
„Das HolzBauForschungsZentrum wurde bewusst an diesem Standort errichtet, um Innovationen schnell in den Markt zu bekommen. Es wird Sachsen als Standort einer innovativen Holzbauforschung mit deutschlandweiter Strahlkraft neu definieren“, so Gemkow.
Gemeinsam mit seinem Kollegen Thomas Schmidt, Sachsens Staatsminister für Regionalentwicklung, übergab er der HTWK Leipzig vor Ort einen Zuwendungsbescheid über fünf Millionen Euro aus dem europäischen Just Transition Fund. Mithilfe der Förderung werden hochsensible, digital gesteuerte Fertigungsanlagen angeschafft und so der Wissens- und Technologietransfer von der angewandten Wissenschaft in die Praxis beschleunigt.
Dazu erklärte Regionalminister Thomas Schmidt: „Die Investition ist eingebettet in die Holzbauinitiative des Freistaats Sachsen. Holz ist ausreichend hier in Sachsen vorhanden. Unser Ziel ist es, diesen nachwachsenden und nachhaltigen Baustoff als starken Treiber eines nachhaltigen Bauens zu verankern.“
Forschungs- und Fertigungshalle für den Holzbau der Zukunft
Über die Fertigstellung der Halle und die Fördermittelzusage freute sich Prof. Alexander Stahr ganz besonders: Der wissenschaftliche Leiter des HolzBauForschungsZentrums an der HTWK Leipzig ist seit zehn Jahren Kopf und Vordenker der Forschungsgruppe FLEX und entwickelt gemeinsam mit einem interdisziplinären Team Strategien für individualisiert-automatisierte Fertigungskonzepte im Holzbau.
In der rund 1.100 Quadratmeter großen Halle können er und sein Team diese nun realmaßstäblich prototypisch testen. Parametrische digitale Modelle spielen dabei eine zentrale Rolle, um alle Schritte vom Entwurf über die Planung bis zur effizienten Vorfertigung sowie Logistik und Montage auf der Baustelle lückenlos zu vernetzen. So soll das Bauen mit Holz perspektivisch deutlich mehr von den positiven Effekten der Digitalisierung profitieren.
„Technologisches Alleinstellungsmerkmal der Modellfabrik ist die enorm platzsparende Vorfertigungsstrategie, über die wir zentral in der Halle jeden Punkt einzeln ansteuern und damit Bauteile aus Holz in Maßanfertigung herstellen können“, so Stahr.
Solch individualisierte Holzbauelemente entstehen nach dem an der HTWK Leipzig entwickelten Konzept der „Smart Fixed Position Fabrication“. Bei diesem Verfahren bleibt das Werkstück – im Gegensatz zur Fließbandproduktion – an einer Position und sowohl das Material als auch die Werkzeuge werden mittels Robotertechnik zum Bauelement bzw. zum Montagetisch gebracht.
Es gibt 2 Kommentare
Den Baustoff Holz wieder zu entdecken ist schon mal recht positiv. Mit Holz kann Vieles, wo heute noch Beton verbaut wird, als Baustoff ersetzt werden. Aber beachten muss man auch dabei, das in Westsachsen nur 3 % der Flächen bewaldet sind. Holz ist auch zu schade zum verbrennen. Klasse Aussage vom Minister Schmidt “Holz ist ausreichend hier in Sachsen vorhanden”. Woher der Minister diese Aussage nimmt, weiß ich nicht, aber gerade in Sachsen von ausreichendem Holzbestand zu sprechen, ist schon recht zweckoptimistisch. Die Wälder in der Sächs. Schweiz, in Nordsachsen, im Erzgebirge oder in der Leipziger Aue gehen nach und nach kaputt. Und zudem kann man das anfallende Schadholz nicht für diese hochwertigen Bauzwecke verwenden. Also bleibt nur der Import von Holz. Aber auch woanders muss Holz nachhaltig bewirtschaftet werden.
Es wäre vorteilhaft, wenn sich Herr Gemkow einmal mit dieser Frage beschäftigen würde und eine Antwort formuliert. +++https://www.abgeordnetenwatch.de/profile/sebastian-gemkow/fragen-antworten/wie-wollen-sie-innovative-loesungsansaetze-nach-den-cradle-to-cradle-c2c-leitlinien-in-sachsen-befoerdern