In den großen deutschen Städten ist nicht nur das Wohnungsangebot knapp geworden und sind die Mieten für viele Menschen unerschwinglich geworden. Auch die Studierenden bekommen zu spüren, dass die öffentliche Hand an den falschen Stellen spart. Noch nie war es so schwer für Studierende, ein Zimmer zu finden. Interaktive Deutschlandkarten des Leibniz-Instituts für Länderkunde zeigen jetzt, wo Wohnen für Studierende am teuersten ist.

Aber auch, wo das Angebot an öffentlichen Wohnheimplätzen besonders umfangreich ist.

Die Wohnsituation deutscher Studierender unterscheidet sich teils stark. Ist ein WG-Zimmer in Chemnitz, Jena oder Dresden noch vergleichsweise günstig zu bekommen, liegen die Mieten in Berlin, Hamburg oder Köln meist weit über der BAföG-Wohnkostenpauschale von 360 Euro. Am teuersten ist München mit einer Durchschnittsmiete von 760 Euro, einschließlich der Betriebskosten für ein WG-Zimmer.

Dies und mehr zeigen interaktive Deutschlandkarten des Leibniz-Instituts für Länderkunde (IfL), die unter aktuell.nationalatlas.de jetzt frei abrufbar zu finden sind. Im Begleittext erläutern Karin Wiest und Volker Bode die Ursachen und möglichen wirtschaftlichen und demografischen Folgen der Diskrepanzen zwischen den Hochschulstädten.

Ost-West-Unterschiede bei der Versorgung mit Wohnheimplätzen

Um die Wohnversorgung Studierender differenzierter bewerten zu können, hat das Autorenteam das Angebot an öffentlichen Wohnheimplätzen in den Blick genommen – hier liegt die Durchschnittsmiete bei rund 280 Euro. Die im deutschlandweiten Vergleich besonders hohen Unterbringungsquoten in Wohnheimen von 25 bis über 33 Prozent in kleineren ostdeutschen Hochschulstädten wie Ilmenau, Frankfurt (Oder) oder Weimar sind zum Teil ein Relikt der DDR-Zeit: Unmittelbar nach der deutschen Einheit lag diese Quote in den neuen Ländern 1991 noch bei 86 Prozent.

Vergleichsweise hohe Versorgungsquoten von teils mehr als 15 Prozent weisen auch einige kleinere Hochschulstädte in den alten Ländern auf, darunter traditionelle Universitätsstädte mit internationalem Ruf und hohen Anteilen von Studierenden an der Bevölkerung wie Heidelberg, Göttingen und Tübingen.

Schlusslicht bei der Versorgung mit Wohnheimplätzen ist Berlin mit einer Quote von gerade einmal 5,1 Prozent. Auch in anderen Großstädten sorgt der Mangel an Wohnheimplätzen bei gleichzeitig angespannten Wohnungsmärkten dafür, dass viele Studierende in prekären Verhältnissen leben.

Studentenapartments als Investment

Enge Wohnungsmärkte und unzureichende Investitionen der zuständigen Bundesländer in den Wohnheimbau rufen vermehrt private Investoren auf den Plan.

„Mit komfortablen Zimmern für Studierende oder Berufseinsteiger lassen sich oft deutlich höhere Renditen erzielen als über herkömmliche Mietwohnungsverträge“, erklärt IfL-Forscherin Karin Wiest. Die Unterbringung im privaten Wohnheim gewinnt besonders in den Großstädten mit einer hohen studentischen Nachfrage an Bedeutung. Hoch ist der Anteil zum Beispiel in Hochschulstädten mit sehr angespannten Wohnungsmärkten wie Mainz, Regensburg, München und Hamburg.

Wohnkosten als Faktor bei der Studienortwahl

Entlastungen auf den studentischen Teilwohnungsmärkten sind nach Einschätzung des Autorenteams derzeit nicht in Sicht, da Studierende mit anderen Nachfragegruppen wie Auszubildenden, Fernpendlern sowie Rentnerinnen und Rentnern um den knappen, preisgünstigen Wohnraum konkurrieren.

Studierende, die nicht auf großzügige finanzielle Unterstützungen zurückgreifen können, sind häufiger gezwungen, bei der Entscheidung für einen Studienort auf preisgünstigere Hochschulstandorte auszuweichen – oder, sofern möglich, weiter bei den Eltern zu wohnen und heimatnah zu studieren.

Publikation: Wiest, Karin und Volker Bode (2024): Wohnversorgung Studierender: große Diskrepanzen zwischen den Hochschulstädten. In: Nationalatlas aktuell 18 (07.2024) 4 [30.07.2024]. Leipzig: Leibniz-Institut für Länderkunde (IfL).

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