Am Mittwoch, dem 28. August, ist das Institut für Hebammenwissenschaft und interprofessionelle Perinatalmedizin an der Universität Leipzig feierlich ins Leben gerufen worden. Es vereint den dualen Studiengang Bachelor of Sciene Hebammenkunde sowie Weiterbildungen und Forschung rund um die Hebammenwissenschaft. Die hochqualifizierte Ausbildung und geburtshilfliche Versorgung soll durch die Zusammenarbeit verschiedener Berufsgruppen, die an der Betreuung von Frauen und Familien beteiligten sind, gestärkt werden.

Der erste Jahrgang schließt nach sieben Semestern in Kürze das inzwischen akkreditierte Studium ab. Perspektivisch wird das Institut auch Lehrgänge für die Anerkennung von Berufsabschlüssen für Hebammen aus Drittstaaten anbieten.

„In Leipzig haben wir eine herausragende Forschungstradition zur Kindesentwicklung. Aktuell verleiht unsere Humboldt-Professorin Tina Malti dem Bereich eine besondere Strahlkraft, die auch eng mit der Universitätsmedizin Leipzig verknüpft ist. Dort befindet sich das neue Institut für Hebammenwissenschaft und interprofessionelle Perinatalmedizin.

Es wird einen wichtigen Beitrag für die kindliche Entwicklung und das Wohl von Müttern und Familien leisten“, sagt Prof. Dr. Jens-Karl Eilers, Prorektor für Exzellenzentwicklung der Universität Leipzig und fügt hinzu: „Ich wünsche dem Institut viel Erfolg und Tatendrang bei der Verfolgung seiner Ziele.“

Dach für die drei Fachgebiete

„Es ist eine Besonderheit, dass mit der Akademisierung der Hebammenausbildung auch ein Institut gegründet wird. Damit betonen wir den Stellenwert des Studienganges, denn Mutter und Kind haben bei uns immer eine Riesenrolle gespielt“, erläutert Prof. Dr. Ingo Bechmann, Dekan der Medizinischen Fakultät.

Die neue Einrichtung bildet das Dach für die drei Fachgebiete Hebammenwissenschaft, Geburtsmedizin und Praxis, das heißt die Begleitung „Rund um die Geburt“. Im Mittelpunkt stehen das (ungeborene) Kind und die Frau, umsorgt und betreut von Hebammen und Gynäkolog/-innen, bei Bedarf mit Wissen bereichert von weiteren Berufsgruppen aus Neonatologie, Psychologie, Gesundheitsförderung und Pharmakologie, beispielsweise durch die Arzneimittelforschung.

Wichtiger Partner bei der Entwicklung des Studiengangs ist Studiendekan Prof. Dr. Holger Stepan, Leiter der Geburtsmedizin am Universitätsklinikum Leipzig. Nach dem Grußwort von Sachsens Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow hielten er und die neue Institutsdirektorin Prof. Dr. Henrike Todorow, Medizinische Fakultät, die Festrede unter dem Titel „Die Entwicklung der Hebammenprofession und das geburtshilfliche Team der Zukunft“.

Studentinnen in medizinischer Kleidung baden eine Neugeborenenpuppe in einem Waschbecken. Foto: Universität Leipzig, Patrick Heich
Zwei Studentinnen in medizinischer Kleidung baden eine Neugeborenenpuppe in einem Waschbecken. Foto: Universität Leipzig, Patrick Heich

„Die unmittelbare Anbindung an die Universität Leipzig bietet die große Chance, auf kurzem Wege auch fakultätsübergreifend zusammenarbeiten zu können“, sagte Todorow bei der Gründungsfeier. Was auf universitärer Ebene an Kontakten mit anderen Fakultäten angebahnt wird, sei für den Studiengang an der Medizinischen Fakultät geübte Praxis.

Die Hebammen-Studierenden erhielten zum Beispiel Lehrangebote aus den etablierten Fächern der Humanmedizin und Pharmazie und stünden mit den Medizin- und Pharmaziestudierenden in engem Austausch auf Augenhöhe.

„Der Theorie-Praxis-Transfer fließt in beide Richtungen“, erklärte Prof. Todorow. So zeigten Hebammen-Studierende im aktuellen Studienjahr in der Anatomie den Medizin-Kommiliton/-innen ihre Kenntnisse über das weibliche Becken und seine Veränderung während der Geburt. Das Interesse an der Veranstaltung war so groß, dass sie nun jährlich angeboten werden soll.

Erster Studiengang startete 2021

Im Sommersemester 2021 startete der duale Studiengang Bachelor of Science Hebammenkunde mit 25 Studienplätzen. Vor Kurzem erhielt er seine Akkreditierung, das heißt, der Studiengang wurde durch die Universität und von externen Gutachtern zertifiziert: Alle Dokumente wurden gesichtet und geprüft. Gespräche mit Studierenden, Dozent/-innen, Praxisvertreter/-innen, Lehrenden wie auch dem Dekanat fanden statt.

„Diese Qualitätsüberprüfung bescheinigt dem neuen Studiengang ein qualitativ hochwertiges Niveau und bestätigt unseren eingeschlagenen Weg“, fasste Prof. Todorow zusammen. In vier Wochen werden die ersten Bachelor-Hebammen ihr Studium abschließen.

„Ich wünsche mir, dass das Institut eine Heimat wird für zahlreiche Projekte und die Zusammenarbeit mit anderen Professionen. Dass wir uns weiterentwickeln und das Institut mit Leben füllen. Und mit Blick auf die verschiedenen Berufsgruppen, Professionen und klinischen Kooperationspartnern, dass wir uns gegenseitig unterstützen und voranbringen“, formulierte Prof. Todorow Ziele für die Zukunft.

Im Institut für Hebammenwissenschaft und interprofessionelle Perinatalmedizin arbeiten aktuell elf Beschäftigte aus den Bereichen Hebammenkunde, Hebammenwissenschaft und Administration. Mit der Institutsgründung sind weitere Stellen geplant.

Der Bachelor of Science Hebammenkunde

Der Bachelor of Science Hebammenkunde ist der erste duale Studiengang an der Universität Leipzig, der zusammen mit Klinik-Kooperationspartnern für die praktische Ausbildung eingerichtet worden ist. Im Jahr 2013 hatte die Europäische Union festgelegt, dass die Hebammenausbildung an Hochschulen erfolgen soll. Der Gesetzentwurf zur Reform der Ausbildung wurde am 26. September 2019 vom Bundestag verabschiedet.

Praxispartner für den Studiengang sind das Universitätsklinikum Leipzig, das Klinikum St. Georg und das Klinikum Chemnitz gGmbH sowie seit dem Wintersemester 2022/23 das St. Elisabeth-Krankenhaus Leipzig, das Sana-Klinikum Borna und das Heinrich-Braun-Klinikum Zwickau. Im Jahr 2023 konnte das Erzgebirgsklinikum Annaberg-Buchholz hinzugewonnen werden.

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