In Leipzig ist am Freitag, 31. Mai, auf dem Gelände der alten Kleinkläranlage der Wasserwerke in Leutzsch eine Versuchsfläche für Gründächer in Betrieb genommen worden. Insgesamt zehn Dächer werden dabei vergleichend untersucht – acht kommerziell verfügbare Gründachsysteme, die insbesondere auf ihre Fähigkeit, Regenwasser zurückzuhalten, untersucht werden. Dazu noch ein Kiesdach und ein konventionelles Bitumendach zum Vergleich.

Im Projekt MaNuGrün (Management und Resilienz verschiedener Gründachsysteme bei Starkregenereignissen und Trockenperioden im urbanen Raum) engagieren sich die Leipziger Wasserwerke, die Stadtentwässerung Dresden sowie die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK), das Bildungs- und Demonstrationszentrum Dezentrale Infrastruktur (BDZ) Leipzig und das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ).

Es wird von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) finanziert und untersucht dort in den nächsten Jahren das Verhalten verschiedener Gründächer unter ganzjährigen Witterungsbedingungen in Hinsicht auf den Wasserrückhalt.

„Die versiegelten Flächen nehmen in vielen Städten zu. Für Kanalisation, Kläranlagen und Vorfluter stellt dies eine neue Herausforderung dar, vor allem, wenn extreme Niederschläge auftreten. Anhand der hier erlangten Daten erhoffen wir uns Erkenntnisse über den bestmöglichen Aufbau für das optimale Wasserrückhaltevermögen von Gründächern, um daraus zum Beispiel Ableitungen für den Betrieb der Kanalisation zu treffen“, sagt der Technische Geschäftsführer der Wasserwerke, Dr. Ulrich Meyer.

Zudem sollen ganzheitliche Wasser- und Energiebilanzen abzulesen sein.

„Betreiber von Entwässerungssystemen können somit in die Lage versetzt werden, den Einsatz von Gründächern genauer zu prüfen, um ihnen den Vorzug gegenüber flächenintensiven und teuren Maßnahmen wie etwa geschlossenen Rückhalteanlagen zu geben“, sagt Dr. Stefan Trülzsch von der Dresdner Stadtentwässerung.

Zehn Dächer im Vergleich

Die insgesamt acht kommerziell verfügbaren Gründachsysteme wurden durch die Projektpartner ausgewählt. Durch die getroffene Auswahl kommen möglichst viele Hersteller und unterschiedliche Systeme zum Einsatz.

„Von variierenden Substratstärken, über verschiedenartige Dränage-Elemente bis zur verwendeten Vegetation sollten die Möglichkeiten von Gründächern in den Simulationsmodellen der Entwässerungsplanung realitätsnah abgebildet werden können“, erklärt Tilo Sahlbach vom Institut für Siedlungswasserwirtschaft an der HTWK. Neben den acht Gründächern wurden auch ein Kiesdach und ein konventionelles Bitumendach errichtet.

Blick von oben auf die Gründächer-Versuchsanlage.  Foto: Leipziger Gruppe
Blick von oben auf die Gründächer-Versuchsanlage. Foto: Leipziger Gruppe

„Der Vergleich des Rückhaltevermögens soll nicht nur zwischen den einzelnen Gründächern möglich sein, sondern auch zu alternativen Dachformen“, betont Sahlbach. Neben den natürlichen Niederschlägen werden mit Hilfe einer Beregnungsanlage konkrete Regenstärken simuliert. Durch eine Sensorik können somit die Rückhaltekapazitäten der Dachsysteme für Starkregenereignisse sehr genau im direkten Vergleich beurteilt werden.

MaNuGrün soll einen wesentlichen Beitrag auf dem Weg zu einer wassersensiblen Stadtentwicklung leisten.

„Fehlende Niederschläge führen zu Problemen im urbanen Wasserhaushalt. Durch den stetig geringer werdenden Anteil von Wasser- und Grünflächen bilden sich ungünstige Luftfeuchtigkeitsverhältnisse. Wärmeinseln und schlechte Luftqualität in den Städten sind die Folge“, erklärt der Leiter des Leipziger Amts für Stadtgrün und Gewässer, Rüdiger Dittmar.

Eine Möglichkeit, diesen Phänomenen entgegenzuwirken, sei der verstärkte Einsatz von Gründächern. In Leipzig werden diese gefördert. „Sie tragen zur Klimaverbesserung bei, haben positive Auswirkungen auf die Biodiversität und treten nicht in Konkurrenz zu ebenerdigen Flächen“, sagt Dittmar.

Widerstandsfähige Systeme gesucht

Im Zuge des Klimawandels kommt es immer häufiger zu Starkregenereignissen und Trockenperioden, die sich auf Gründächer im urbanen Raum und insbesondere auf deren Effektivität bezüglich des Rückhaltes von Niederschlägen auswirken.

Blick über die Gründach-Versuchsanlage. Foto: Leipziger Gruppe
Blick über die Gründach-Versuchsanlage. Foto: Leipziger Gruppe

„Das am BDZ aufgebaute System bietet eine hervorragende Möglichkeit, der Generierung von verlässlichen Daten zur Wasserretention von jeweiligen Gründachaufbauten. Die ist besonders für Akteurinnen und Akteuren aus der Praxis als Argumentations- und Entscheidungshilfe bei der Implementierung von Gründächern als blau-grünen Elementen für die Regenwasserbewirtschaftung im urbanen Raum von großer Bedeutung“, betont auch Dr. Lucie Moeller vom Department Systemische Umweltbiotechnologie am UFZ.

Doch nicht nur für die kommunalen und wissenschaftlichen Partner ist die Versuchsanlage spannend. Für Kommunen, Gemeinden und Planungsbüros soll ein Leitfaden zur Nutzung von Gründächern erarbeitet werden.

„Mit Fertigstellung der Versuchsanlage werden für Fachleute und interessierte Bürger Führungen und Beratungen angeboten. Den Abschluss des zweijährigen Projekts soll ein Workshop für Vertreter von Verwaltung, Behörden, Planungs- und Ingenieurbüros bilden, in dessen Rahmen die Projektergebnisse vorgestellt und diskutiert werden“, sagt BDZ-Leiterin Dr. Gabriele Stich.

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