Das 17. Leipzig Research Festival for Life Sciences der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig fand nach dreijähriger Zwangspause am 18. Januar 2024 endlich wieder statt. Leider wusste wahrscheinlich kaum jemand außerhalb der involvierten Fachkreise davon. Spektakulär war es, weil über 200 Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler sowie junge Ärztinnen und Ärzte ihre Forschungsprojekte vorstellten.

In 15 Themengebieten wurden diese Forschungsthemen eingeteilt und wir von LZ und LZ-TV haben uns das angeschaut und mit einigen Akteuren gesprochen.

Zwei Beispiele aus der Veranstaltung

Kognitiver Test – Life Child

Christof Meigen von der Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie der Medizinischen Fakultät stellte uns die digitale Version des Trail-Making(B)-Test, den es bereits seit den 1940er Jahren gibt, vor. Kinder im Alter zwischen 10 und 18 Jahren bekommen auf einem Tablet ein Feld mit willkürlich angeordneten Kreisen, in denen sich Zahlen und Buchstaben befinden. Nun sollen sie, von 1 an aufsteigend, die Zahl und dann den zu gehörigen Buchstaben antippen (Tap), also 1A, 2B und so weiter.

Beim ursprünglichen Test wurde nur die Zeit gemessen, die zur Erfüllung der Aufgabe benötigt wurde. Bei der digitalen Version lassen sich andere Kriterien bei der Messung ermitteln. Schon das Ergebnis: „Kinder tippen Buchstaben schneller als Zahlen“, also sie überlegen länger welche Zahl zum Buchstaben gehört als andersherum, ist ein Ergebnis, welches neu ist. Auch weitere Erkenntnisse lassen sich aus den Daten besser als im Standardtest ableiten.

Wie sich das in der Kinderpsychologie, z. B. bei Aufmerksamkeitsstörungen, auswirken wird, bleibt abzuwarten.

Virtuelle Realität bei der Behandlung von Schlaganfallpatienten

Lisa-Patricia Peters von der Klinik für kognitive Neurologie des UKL stellte uns das Projekt „Optokinetisches Stimulationstraining in der immersiven virtuellen Realität für chronische Schlaganfallpatienten mit visuospatialer Vernachlässigung“ vor. Klingt kompliziert, aber Frau Peters konnte es mit für uns verständlichen Worten erklären.

Es kommt in Folge von Schlaganfällen zu neurologischen Ausfällen, so wird z.B. bei einem rechtsseitigen Schlaganfall häufig die linke Hälfte der Wahrnehmung vernachlässigt. Daher wird versucht, die Aufmerksamkeit auf die linke Seite zu lenken, indem die Personen aufgefordert werden, Muster, die sich nach links bewegen, zu folgen. Es gibt dafür Übungen in der Therapie, die hier in die VR übertragen wurden.

Mit einer VR-Brille werden sich bewegende Objekte gezeigt und der Patient bekommt die Aufgabe ein Objekt zu fixieren und der Bewegung zu folgen. Es kann der Erfolg gemessen werden, also ob die Augen der Bewegung folgen oder der Kopf bewegt wird.

Bisherige Ergebnisse sind noch nicht völlig aussagekräftig, da die Testzeiträume durch den Einsatz in der Tagesklinik zu kurz sind. Die Ergebnisse lassen aber hoffen.

Vielleicht bekommen Schlaganfallpatienten künftig leihweise eine VR-Brille mit diesem Trainingsprogramm für Übungen zu Hause.

Warum nur zwei Beispiele?

Zwei Beispiele von über 200 in 15 Kategorien, mehr als zwei würden den Rahmen eines Artikels sprengen. Wir haben weitere Gespräche geführt, z. B. im Bereich der Digitalisierung. Dort werden unter anderem Daten aus Arztbriefen, also auch die für das konkrete Behandlungsbild nicht relevanten, erfasst und für den Einsatz von KI aufbereitet. Dadurch lassen sich wahrscheinlich Schlüsse für weitere Diagnosen ziehen. Auch die Alzheimerforschung war vertreten, bei dem Projekt wird der Zusammenhang von Zelltod und Plaque-Bildung untersucht.

Weiterführende Informationen und eine Übersicht der Poster finden Sie im abstractbook (englisch).

Wir haben die Projekte so, wie wir als Laien es verstanden haben, beschrieben. Eventuelle Ungenauigkeiten in der Beschreibung gehen also auf uns zurück.

Preisverleihung

Selbstverständlich gab es eine Jury, die die Arbeiten in den einzelnen Kategorien bewertete und auszeichnete. 30 Gutachterinnen und Gutachter von der Universität Leipzig und dem Universitätsklinikum bewerteten die Poster und die fünfminütigen Vorträge der Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler.
Zusätzlich zu den 15 Themengebieten gab es einen Preis, der durch die Besucherinnen und Besucher des Festivals vergeben wurde.

Die Liste der 16 Preisträgerinnen und Preisträger finden Sie hier.

Weiterhin wurde im Rahmen der Veranstaltung der Roland-Ernst-Forschungspreis an Dr. Mar Bosch Queralt, für ihre Arbeit im Forschungsprojekt „Erkrankungsmechanismen der Multiplen Sklerose (MS)“, und an PD Dr. Alexander Rühle, für seine Forschungen zum potenziellen Nutzen einer begleitenden Chemotherapie parallel zur Bestrahlung bei älteren Patientinnen und Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren, übergeben.

Der Preis der Roland-Ernst-Stiftung, mit 2.500 € dotiert, wird alle zwei Jahre für herausragende wissenschaftliche Leistungen an junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Sachsen vergeben.

Fazit: Auch wenn es eine reine Fachveranstaltung war, das 17th Leipzig Research Festival for Life Sciences war einen Besuch wert. Die jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, nicht die „üblichen Verdächtigen“, die man auf Fachtagungen als Speaker findet, beeindruckten durch ihren Elan und auch durch die Bereitschaft ihre Forschungen uns verständlich nahezubringen.

An dieser Stelle vielen Dank an Forschungsdekan Professor Dr. Michael Schaefer für das Interview (oben im LZ-TV Beitrag), an Peggy Darius (Leiterin Presse und Öffentlichkeitsarbeit der Medizinischen Fakultät) und Cornelia Dolling (Referentin für Öffentlichkeitsarbeit) für ihre Unterstützung.

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