Auch ein Chor häuft im Lauf seiner Existenz gewaltige Mengen Archivgut an. Das trifft auch auf den Thomanerchor zu. Im Stadtarchiv Leipzig übergab am Dienstag, 7. November, Emanuel Scobel, Geschäftsführer des Thomanerchores, symbolisch einen Karton historischer Unterlagen an Ulrich Hörning, Bürgermeister für Allgemeine Verwaltung. Symbolisch deshalb, weil der Kartonstapel direkt ins Stadtarchiv Leipzig wandert.
Damit wird der umfangreiche Bestand zu einem der ältesten Knabenchöre Deutschlands für die Forschung gesichert und langfristig nutzbar gemacht, betont das Stadtarchiv Leipzig die Bedeutung dieser Übergabe. Die feierliche Übergabe der Archivalien des Chores begleitete der Thomanerchor Leipzig dann auch gleich musikalisch unter Leitung von Thomaskantor Andreas Reize.
„Der Thomanerchor steht wie keine andere Leipziger Institution mit über 800-jähriger Tradition für musikgeschichtliche Kontinuität. Die Unterlagen zeigen die Verantwortung der Stadt Leipzig und ihrer Verwaltung über die verschiedenen Epochen hinweg auf und geben aber auch persönliche Einblicke in die Lebensrealität der Schüler“, freut sich Verwaltungsbürgermeister Ulrich Hörning über das neue Archivgut.
Und Emanuel Scobel meint: „In der Tat war es uns wichtig, die historischen Unterlagen für kommende Generationen zu erhalten. Auch die Neugier unserer eigenen Schüler auf die Geschichte des Alumnats ist ungebrochen.“
47 Umzugskartons
Die Übernahme ist ein besonderer Zugewinn für die Bestände des Leipziger Stadtarchivs. Bei zahlreichen Vor-Ort-Besuchen im Thomasalumnat haben Mitarbeiterinnen des Stadtarchivs die historischen Unterlagen des Thomanerchores gesichtet, bewertet und verpackt. 47 Umzugskartons mit insgesamt 35 laufenden Metern Archivgut sowie eine dreistellige Zahl an Plänen und Plakaten wurden jetzt vom Stadtarchiv übernommen.
Und sie stehen damit künftig auch für die Forschung zur Leipziger Musikgeschichte und zu der des Thomanerchores zur Verfügung.
„Das Interesse an der über 800-jährigen Geschichte des Thomanerchores ist weltweit spürbar. Die Unterlagen geben der zukünftigen Forschung Informationen über das Wirken des Chores in und außerhalb der Stadtgesellschaft, über das Konzertgeschehen, über die Thomaner und die Thomaskantoren sowie über das Leben im Alumnat“, geht Dr. Michael Ruprecht, Direktor des Stadtarchivs Leipzig, auf Bedeutung des Bestandes für die internationale Forschungslandschaft ein. „Darunter befinden sich sowohl Besonderes wie Urkunden, Zeugnisse, handschriftliche Aufzeichnungen und Fotografien als auch Dokumente des Alltäglichen, wie Mitbringsel von Konzertreisen oder Berichte über das Zusammenleben im Internat.“
Doch vorerst können die Unterlagen des Bestandes noch nicht benutzt werden, denn sie müssen zunächst erschlossen und verzeichnet werden, damit sie der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden können, betont das Stadtarchiv.
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Weiß man, lieber Autor, wieso die Vorgänger von Emanuel Scobel bzw. Andreas Reize nicht auch schon Archivalien ins Stadtarchiv gegeben haben? War vielleicht jetzt erst Platz dort?