Holz ist in seiner Herstellung und Nutzung klimafreundlicher als der vielfach verwendete Stahlbeton und gilt damit als Hoffnungsträger, um die Baubranche nachhaltiger zu gestalten. Also vor allem auf Beton und Stahl zu verzichten. Dass sich die Baubranche radikal ändern muss, um ihre Klimabilanz zu verbessern, ist eigentlich schon länger klar. Seit zehn Jahren wird dazu an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig) geforscht.

Um den traditionsreichen Baustoff ins Heute zu überführen, ergründet die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig) mit ihrer Forschungsgruppe FLEX unter der Leitung von Prof. Alexander Stahr seit knapp zehn Jahren ressourcenschonende Baumethoden, verknüpft das Zimmerei-Handwerk mit digitalen Werkzeugen und erforscht Möglichkeiten der additiven Fertigung und des Recyclings.

Ein neues Holzbauforschungszentrum

Die langjährige Forschungsleistung und Expertise wird ab dem 1. Juli 2024 in einer 1.000 Quadratmeter Grundfläche umfassenden Forschungshalle gebündelt: Das Holzbauforschungszentrum soll im Innovationspark Bautechnik Leipzig/Sachsen im Stadtteil Engelsdorf stehen – gleich neben dem ebenfalls zur HTWK Leipzig gehörenden Carbonbetontechnikum, das 2022 eröffnet wurde.

Den Mietvertrag für das Holzbauforschungszentrum unterzeichneten die Beteiligten am 28. Juni 2023 während des 1. Sächsischen Holzbautags in Dresden: der Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) als Auftraggeber und die Gesellschaft für Materialforschung und Prüfungsanstalt für das Bauwesen Leipzig mbH (MFPA Leipzig) als Bauherr der Halle. Die HTWK Leipzig ist Mieterin der neuen Forschungsstätte.

Die neue Forschungsstätte trägt den Titel Holzbauforschungszentrum Leipzig. Ein nahezu gleichnamiger Verein, dem Prof. Alexander Stahr vorsitzt, wurde am 20. April 2021 gegründet. In diesem bündeln Expertinnen und Experten aus Architektur, Ingenieurwesen, Holzbau und Forstwirtschaft ihr Wissen und ihre Interessen, um den Weg des Strukturwandels in Mitteldeutschland weg vom Kohleabbau hin zu einer gestärkten regionalen Holzwirtschaft zu ebnen.

Der Förderverein Holzbauforschungszentrum Leipzig ist Mitglied im Verein Holzbau Kompetenz Sachsen, welcher im Auftrag der sächsischen Staatsregierung die Initiativen des Freistaats zur Förderung des Bauens mit Holz fördert. Unter diesem Dach wird die sächsische Holzbau-Forschung schwerpunktmäßig in Leipzig im Holzbauforschungszentrum angesiedelt.

Zu sehen: Kranbahn, Industrieroboter, Laufband … so könnte das Holzbauforschungszentrum ab Sommer 2024 aussehen. Grafik: Martin Dembski/HTWK Leipzig
Kranbahn, Industrieroboter, Laufband … so könnte das Holzbauforschungszentrum ab Sommer 2024 aussehen. Grafik: Martin Dembski/HTWK Leipzig

„Als Hochschule für Angewandte Wissenschaften ist es uns ein Anliegen, unsere Forschungsleistungen in die Praxis zu überführen. Die Eröffnung des Holzbauforschungszentrums ist ein wichtiger Meilenstein für die HTWK Leipzig“, betont HTWK-Rektor Prof. Mark Mietzner.

„Wir setzen hier einen starken Fokus auf die Forschung und Entwicklung im Holzbau und schaffen eine hochmoderne Forschungsstätte, die die Weiterentwicklung des Holzbaus in Sachsen und darüber hinaus vorantreiben wird. Wir sind überzeugt, dass Holz ein wichtiger Baustoff der Zukunft ist und dass wir mit dem Holzbauforschungszentrum einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung der Baubranche leisten werden.“

Prof. Alexander Stahr, HTWK-Professor für Tragwerkslehre und Projektleiter des Holzbauforschungszentrums, erläutert die Pläne für Engelsdorf: „In der Haupthalle planen wir eine frei konfigurierbare Arbeitsfläche, die von universell verwendbaren Industrierobotern über ein Kransystem angesteuert werden kann. Daneben wird es eine modern ausgestattete Tischlerei sowie ein additives Fertigungslabor mit unterschiedlichen 3D-Druck-Technologien geben.

Neben dem Kernforschungsthema, Parameter-basierte Fertigungssysteme für einen effizienten, individuellen und nachhaltigen Holzbau zu entwickeln, ergibt sich ein umfassender Forschungs- und Transferbedarf aus Informatik, Mathematik, Maschinenbau, Automatisierungstechnik und Wirtschaft. Das Prinzip der interdisziplinären Zusammenarbeit innerhalb der Hochschule wird damit zu einem wesentlichen Grundbaustein des Projekts.“

Bauen mit Holz

Derzeit beziehen sich 20 Prozent der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser in Deutschland auf Bauten mit Holz – Tendenz steigend. Gleichwohl ist der Anteil über alle Bauwerke gerechnet deutlich geringer und sollte sich für ein nachhaltigeres Bauen erhöhen, schätzt die HTWK ein.

Doch Holz steht nicht unendlich zur Verfügung. Bereits jetzt übersteigt weltweit die Nachfrage das Angebot, welches auf Basis einer nachhaltigen Waldnutzung zur Verfügung steht. Deutschland verfügt über große Waldressourcen und importiert trotzdem Holz, um die hohe Nachfrage zu decken. Im Gegensatz zum Verbrennen des Rohstoffs zur Energiegewinnung gilt es im Bauwesen als sinnvoll, auf Holz zurückzugreifen, da der Baustoff klimafreundlicher als der energie- und ressourcenintensive Beton ist.

Terminhinweis: Am 21. und 22. September 2023 lädt die HTWK Leipzig zur Holzbau-Tagung und Netzwerkveranstaltung EASTWOOD ein. Dort tauschen sich Fachleute aus Architektur, Tragwerkplanung und Wissenschaft zu aktuellen Entwicklungen im Holzbau aus. EASTWOOD ist eine gemeinsame Veranstaltung des Forschungs- und Transferzentrum e. V. an der HTWK Leipzig und der Rudolf Müller Mediengruppe aus Köln.

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