Am Montag, dem 20. März, hat der Weltklimarat (IPCC) seinen Synthesebericht vorgelegt, der wichtige Botschaften der bisherigen Berichte noch einmal zusammenfasst. Eine davon lautet: Das 1,5-Grad-Ziel ist kaum noch zu schaffen. „Wir sind bei aktuell 1,2 Grad über der vorindustriellen Zeit. Jedes weitere Zehntelgrad verstärkt die Folgen“, sagt Meteorologe Prof. Dr. Johannes Quaas von der Universität Leipzig.
Er ist einer der Wissenschaftler/-innen, welche die IPCC-Berichte in international zusammengesetzten Arbeitsgruppen erarbeitet haben. Im Interview spricht er über drängende Gegenmaßnahmen und die Rolle des Weltklimarats.
Das 1,5-Grad-Ziel ist laut aktuellem Bericht kaum noch zu schaffen – wie dramatisch werden die Folgen für uns sein?
Wir sind bei aktuell 1,2 Grad über der vorindustriellen Zeit. Jedes weitere Zehntelgrad verstärkt die Folgen. Diese sind tatsächlich dramatisch, insbesondere in südlicheren Ländern. Im Mittelmeerraum beispielsweise verstärken sich die Dürren immer weiter. Auch bei uns nehmen die Extreme zu.
Welche Maßnahmen müssten in Ihren Augen jetzt ganz konkret und kurzfristig in Deutschland umgesetzt werden, um das Ziel noch zu erreichen?
Wichtigstes Instrument ist der Preis für das CO₂. Dieser muss hoch genug sein und verlässlich steigen. So kann die Wirtschaft innovativ und kostengünstig Klimaschutz umsetzen. Das „verlässlich“ ist besonders wichtig. Deutschland war Anfang des Jahrhunderts schon einmal auf einem recht guten Weg, leider ist die damalige Ökosteuer dann ausgesetzt worden.
Welche anderen Punkte halten Sie in dem Bericht für bemerkenswert?
Vor mittlerweile über 30 Jahren hat der erste Weltklimarat-Bericht die Basis für den Erdgipfel in Rio de Janeiro 1992 gelegt. Damals war die wissenschaftliche Grundlage so klar, dass die Klimarahmenkonvention von 154 Staaten beschlossen wurde.
Nach diesem Klimazeitraum – 30 Jahre – lässt sich anhand der Beobachtungen überprüfen, dass sich das Klima leider so entwickelt hat, wie die damalige Generation Klimawissenschaftler/-innen pessimistisch vorhergesagt hat. Hätte man die Beschlüsse umgesetzt, wären viele jetzt eingetretene Schäden verhindert worden. Wichtig ist, jetzt nach vorne zu schauen und konsequent zu handeln.
Bekommt der Weltklimarat genügend Gehör von der Politik?
Wichtiger noch ist, dass der Weltklimarat bei den Bürger/-innen Gehör findet und dass diese das Thema bei ihrer Wahlentscheidung berücksichtigen. „Fridays for Future“ hat hier, glaube ich, viel bewirkt.
Zur Person: Der Meteorologe Prof. Dr. Johannes Quaas ist einer der Wissenschaftler/-innen, welche die IPCC-Berichte in international zusammengesetzten Arbeitsgruppen erarbeitet haben.
Das Interview führte die Medienredaktion der Uni Leipzig.
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