Der 4. Januar, zweiter Arbeitstag der ersten Neujahrswoche. Vor Wochen wurde im südlichen Afrika erstmals die Variante des Coronavirus mit dem Namen Omikron identifiziert. Im Frühjahr breitete sie sich auch in Deutschland immer mehr aus. Zwar wurde unter anderem wegen des Kostenaufwands nur ein kleiner Teil positiver Proben überhaupt untersucht, ob hier eine Mutation des Krankheitserregers vorliegt – doch die verfügbaren Daten sprachen eine klare Sprache.
Eines der größten Medizinlabore des Landes meldete neue Höchstwerte der Neuinfektionen. Und bekräftigte damit Prognosen, dass Omikron schon Ende Januar auch in der Bundesrepublik dominierend sein könnte.
Ob die Mutation, die im Verdacht stand, wesentlich ansteckender zu sein und einen Impfschutz teilweise auszuhebeln, in der Masse zu milderen Krankheitsverläufen führt oder die Überlastung des Gesundheitswesens durch hohe Infektionszahlen weiterhin droht, war damals noch eine offene Frage.
Im optimistischen Szenario wurde Anfang des Jahres davon geredet, dass Omikron gar den Übergang von der Pandemie zur Endemie einläuten könnte. Das Virus bleibt, die Krankheit aber wird in den Auswirkungen beherrschbar und eine weitgehende Rückkehr in den Normalzustand möglich.
Fast 10 Millionen Erkrankte
Über den Sommer dann wieder Entspannung. Und auch nun scheint Covid nicht mehr das größte Problem in den sächsischen Krankenhäusern zu sein. „Höchster Krankenstand seit 3 Jahren“, „Überlastung in Sachsens Kinderkliniken“ lauten derzeit die Schlagzeilen. Der Grund: das grassierende RS-Virus, das normalerweise zu milden Erkältungen führt, sorgt für ungewöhnlich schwere Verläufe.
Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet rund zwei Millionen Arztbesuche wegen Atemwegserkrankungen in der zweiten Dezemberwoche. Es schätzt in seinem aktuellen Wochenbericht die Zahl auf rund 9,5 Millionen Erkrankte. Das sei laut RKI über dem Niveau der Vorjahre – selbst zum Höhepunkt schwerer Grippewellen.
Bei einem Vergleich der Daten aus dem November 2021 und November 2022 sind es in diesem Jahr ein Drittel mehr allgemeine Atemwegserkrankungen und doppelt so viele Fälle von Influenza (Grippe) und Corona.
Immer weniger Intensivbetten
Auch bei den sehr schweren Verläufen macht sich das bemerkbar. Die Intensivbetten werden knapper. Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) meldet von den 20.312 betreibbaren Intensivbetten in Deutschland derzeit nur noch 2046 freie. In Sachsen sind von 1.221 nur 128 Betten frei. Zum Vergleich: Im Dezember 2020 waren es fast doppelt so viele. Für die Kinderkliniken, die besonders stark betroffen sind, sind nur bundesweite Zahlen verfügbar.
Auch insgesamt sind immer weniger Krankenhausbetten verfügbar. Das liegt vor allem an dem zunehmenden Personalmangel in Krankenhäusern. Im Landkreis Görlitz waren im Oktober in den acht Krankenhäusern bis zu 30 Prozent des Pflegepersonals ausgefallen, so das Landratsamt. Schuld daran sind laut diesem die ansteigende Grippe- und Covid-Welle sowie der „Erschöpfungszustand“ bei Beschäftigten. Das führe nun erstmals dazu, dass Krankenhäuser Betten reduzieren müssen.
Information zu den Grafiken
Zu den Intensivstationen: Der rote Bereich zeigt die Intensivbetten in Sachsen, die über das Jahr 2022 mit Covid-Patient/-innen belegt waren. Der blaue Bereich umfasst die Intensivbetten, die anderweitig belegt waren. Der rote und blaue Bereich zusammen bilden also die belegten Intensivbetten. Der graue Bereich zeigt die freien Intensivbetten. Alle drei Bereiche umfassen demnach die Gesamtkapazität der Intensivbetten.
Zum Vergleich: Am 20. März 2020 waren 41 von insgesamt 272 Intensivbetten in Sachsen belegt. Keines davon mit einem Corona-Fall.
Zur Betriebssituation: Die Daten zeigen die Anzahl der Intensivbereiche mit gemeldeter Betriebssituation als „regulär“, „teilweise eingeschränkt“ oder „eingeschränkt“. Sie gehen aus einer Einschätzung der 78 Intensivstationen in Sachsen hervor.
Dabei wird erfasst, inwieweit der gesamte Betrieb des Intensivbereiches (durch Personalmangel, Räume, Material etc.) eingeschränkt ist im Vergleich zum Regelbetrieb. Dies liefert eine wichtige, nicht-quantitative Erfassung der Versorgungslage.
Die Daten des DIVI zeigen, dass die Krankenhäuser vor allem im November ihren regulären Betrieb immer weiter einschränken mussten. Derzeit scheint sich die Situation zu erholen.
„Das Jahr in Zahlen: Krankenhäuser in Sachsen an der Belastungsgrenze“ erschien erstmals am 16. Dezember 2022 in der aktuellen Printausgabe der Leipziger Zeitung (LZ). Unsere Nummer 109 der LZ finden Sie neben Großmärkten und Presseshops unter anderem bei diesen Szenehändlern.
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