Von der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) von Bund und Ländern wurde ein neues Vorhaben für die Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig bewilligt. In einer historisch-kritischen Hybridausgabe, bestehend aus einer digitalen Plattform und gedruckten Notenbänden, wird jetzt sowohl das musikalische als auch das dichterische und schriftstellerische Schaffen Robert Schumanns erschlossen.
Das interakademische Projekt ist Teil des Akademienprogramms, das als derzeit größtes geistes- und kulturwissenschaftliches Langfrist-Forschungsprogramm der Bundesrepublik Deutschland von Bund und Ländern getragen und von der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften koordiniert wird.
Robert Schumanns (1810-1856) literarisches sowie musikalisches Œuvre stehen im zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts für den musikästhetischen Diskurs, aber auch für die kompositorische Gegenwart. Kein anderer dichterisch wie musikalisch versierter Künstler verfolgte sein Konzept von Musik und Sprache in den Ausprägungen von Oper, Oratorium und neuen vokalsymphonischen Genres derart zielstrebig und vernetzt. Bis zuletzt reflektiert er dies in dichterischen und musikschriftstellerischen Arbeiten, im steten Austausch mit Künstlern seiner Zeit.
Historisch-kritische Edition geplant
Das Projekt erschließt den zentralen Bestand an Schriften, Dichtungen und Vokalkompositionen in einer historisch-kritischen Edition. Berücksichtigt werden dabei intermediale und historische Bezüge. Publizistische Arbeiten und poetische Werke – wie z. B. kritische Berichte, die unter anderem auch die Werkgeschichte für musikalische Werke enthalten, oder Libretti – werden auf einer Open-access-Plattform („Robert Schumann-digital“) zugänglich gemacht, parallel erscheinen gedruckte Notenbände zu den musikalischen Werken.
Erarbeitet werden sollen 22 Notenbände im Umfang von über 6.000 Seiten sowie die digitale Edition des dichterischen und schriftstellerischen Œuvres im Umfang von rund 3.000 handschriftlichen Seiten und insgesamt etwa 6.000 (Original-)Druckseiten literarischer Publikationen.
Prof. Dr. Christiane Wiesenfeldt, eine der Projektleiterinnen und Ordentliches Mitglied der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, sagt über den neuen Ansatz des Projekts: „Das Projekt verbindet die editorisch-philologische Grundlagenerschließung und die rezeptionshistorisch lange überfällige Neubewertung von Robert Schumanns publizistischem, poetischem und musikalischem Schaffen. Möglich wird dies durch das interdisziplinäre Zusammenwirken von Musik- und Literaturwissenschaft sowie Digitalen Geisteswissenschaften.“
24 Jahre Forschung
Das Projekt, das gemeinsam von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig und der Akademie der Wissenschaften und der Literatur | Mainz durchgeführt wird, ist auf eine Laufzeit von 24 Jahren angelegt. Die Arbeitsstellen sind an der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, der Julius-Maximilian-Universität Würzburg und dem Freien Deutschen Hochstift Frankfurt am Main angesiedelt.
Die Leitung des Projekts liegt bei Prof. Dr. Ulrich Konrad, Prof. Dr. Christiane Wiesenfeldt und Prof. Dr. Anne Bohnenkamp-Renken. Der vollständige Projekttitel lautet: „Robert Schumanns Poetische Welt (RSPW). Drama – Oratorium – Vokalsymphonik – Literarisches Werk. Historisch-kritische Hybrid-Ausgabe“.
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