Wer sich seit Jahren mit den Folgen der Klimaerwärmung beschäftigt, für den muten die aktuellen Diskussionen um die Wege zur Klimaneutralität natürlich nur noch skurril an. Denn natürlich erzählen sie zuallererst von der Bequemlichkeit der Menschen. Menschen ändern ihr Verhalten ungern, auch dann, wenn ihnen die Folgen bewusst sind. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) macht jetzt ein paar Vorschläge, wie man sie doch bewegen könnte, und lädt am heutigen Abend zur Vorstellung dieser Ideen.

Digitale Veranstaltung mit jungen Promovierenden der DBU

Um die ökonomischen und ökologischen Folgen von Klimawandel und Erderwärmung zu begrenzen, soll nach internationalem Konsens der Treibhausgasausstoß weltweit minimiert werden.

Die Energiewende spielt dabei eine entscheidende Rolle. Sie kann zwar angesichts des Ausbaus Erneuerbarer Energien, der Ernährungssicherung und des Artenschutzes so manches Dilemma mit sich bringen. Möglichkeiten, um einvernehmlich zu realisierbaren Wegen zu kommen, gibt es aber.

Dem gehen am heutigen Dienstag, 2. November, junge Promovierende des Stipendienprogramms der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) auf den Grund. Der Titel der DBUdigital-Veranstaltung: „Die Energiewende – eine überkomplexe Herausforderung?“. Wer will, kann von 16 bis 17:30 Uhr live dabei sein unter: www.dbu.de/@DBUdigitalEnergiewendeKolleg.

Wie bekommt man die Veränderung zu mehr Klimaschutz hin?

Ein jüngst veröffentlichter Bericht des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UN), kurz Unep, lässt keinen Zweifel daran, dass dringender Handlungsbedarf besteht. Demnach müssten die Staaten der Welt ihre Anstrengungen für mehr Klimaschutz um das Siebenfache vergrößern – wenn die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens aus dem Jahr 2015 überhaupt noch erreicht werden sollen.

Der Beschluss seinerzeit sah eine Begrenzung der Erderwärmung auf mindestens zwei Grad Celsius und möglichst 1,5 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter vor.

Da steht dann aber die gewaltige Herausforderung im Raum, Menschen binnen weniger Jahre zur Änderung ihres Handels zu bewegen. Es braucht also eindeutig machbare Visionen, um ihnen dabei auch die Angst zu nehmen, dass es ein unberechenbares Wagnis wäre.

1. Ansatz: Nachhaltige Landnutzung als Schlüssel für Lösung aktueller globaler Krisen

Die Klimakrise kann nach Auffassung der DBU nicht für sich allein betrachtet werden.

„Wir müssen zugleich auch den teils dramatischen Artenrückgang sowie Trinkwasserversorgung, Nahrungsmittelmittelproduktion und vieles mehr im Blick behalten“, sagt DBU-Generalsekretär Alexander Bonde.

Das werde sicher auch Thema der am Montag begonnenen UN-Klimakonferenz in Glasgow sein. „Der Schlüssel für die Lösung aktueller Herausforderungen liegt in einer nachhaltigen Landnutzung“, so Bonde.

Durch die Klimakrise werde besonders deutlich, dass funktionierende Ökosysteme eine zentrale Rolle spielen. Um die Folgen der Klimakrise zu vermindern, sind nach seinen Worten Böden als Wasserspeicher in der Landschaft, Wälder als Klimaanlagen und Moore als riesige Kohlenstoffdepots notwendig. Bonde: „Derartige Ökosystemleistungen müssen aufrechterhalten werden.“ Davon profitiere auch die Artenvielfalt.

2. Ansatz: Die Energiewende braucht ein „Sowohl-als auch“

Bei der Energiewende gibt es nach Ansicht von Dr. Volker Wachendörfer, DBU-Fachreferent Naturschutz sowie Koordinator des Energiewende-Kollegs, „kein Entweder-Oder, sondern nur ein Sowohl-als auch“. Getroffene Entscheidungen sollten auf wissenschaftlichen Fakten basieren. Das kommt nach Wachendörfers Worten in mancher Erörterung zu kurz. Auch müsse anerkannt werden, dass die Datenlage oft von Unsicherheiten geprägt sei.

„Dennoch muss man kurzfristig entscheiden, da der fortschreitende Klimawandel nicht mehr die Zeit erst dann für Beschlüsse lässt, bis wissenschaftlich fundiertere Erkenntnisse vorliegen“, so der Naturschutz-Experte. Eminent wichtig sei es jedoch auch, Akzeptanz zu schaffen und alle Akteure zu beteiligen.

3. Ansatz: Konkurrierende Nachhaltigkeitsziele unter einen Hut bringen

Unter den Diskutierenden am heutigen Dienstag ist DBU-Stipendiatin Jessica Weber. Sie befasst sich in ihrer Doktorarbeit an der Technischen Universität (TU) Berlin mit der Frage, wie man mit einer sogenannten multikriteriellen Planungsmethode konkurrierende Nachhaltigkeitsziele sowie ökologische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Nutzungsansprüche bei der Standortsuche etwa von Windenergieanlagen alle „unter einen Hut bekommen könnte und gleichzeitig die Energiewende realisiert“.

Antworten auf diese und andere Fragen soll es in der DBUdigital-Veranstaltung geben. Nach Begrüßungen durch DBU-Generalsekretär Bonde und Professor Dr. Johann Köppel, Leiter des Fachgebiets Umweltprüfung und Umweltplanung an der TU Berlin, wird DBU-Stipendiat Leonard Missbach das DBU-Kolleg Energiewende vorstellen. Danach steuern die DBU-Promotionsstipendiatinnen und -stipendiaten Sara Baumann, Jessica Weber, Frauke Theuer, Julian Jüchter und Franziska Riedel Impulsvorträge zum Thema bei.

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