Seit 2012 gibt es das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig, den ersten Forschungsverbund, der sich wirklich mit den Folgen menschlichen Tuns für die Artenvielfalt beschäftigt. Und nach neun Jahren ist der Forschungskomplex noch lange nicht abgearbeitet. Im Gegenteil. Gerade erst zeigt sich, wie bedroht die Biodiversität tatsächlich ist. Jetzt wird das iDiV auch in der dritten Förderperiode von der DFG unterstützt.

Mit Erfolg hat sich das iDiV um eine weitere Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) beworben. Der Hauptausschuss der DFG beschloss am Dienstag, iDiv in der dritten Förderphase ohne Kürzung mit jährlich rund 11,5 Millionen Euro zu unterstützen. Das Finanzvolumen steigt damit gegenüber der zweiten Förderphase um 26 Prozent.

Auch nach Auslaufen der DFG-Förderung, voraussichtlich 2024, soll iDiv von den Trägereinrichtungen sowie mit Unterstützung der drei Sitzländer und weiterer Geldgeber wie dem Bund als multipolares universitäres Zentrum der Biodiversitätsforschung mit mitteldeutscher Verankerung und globaler Ausstrahlung fortgeführt werden.

Mit dem Leipziger Auwaldkran erforschen Wissenschaftler den verborgenen Lebensraum Baumkrone. Foto: Steffen Schellhorn
Mit dem Leipziger Auwaldkran erforschen Wissenschaftler den verborgenen Lebensraum Baumkrone. Foto: Steffen Schellhorn

Das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig erforscht seit seiner Gründung 2012 den weltweiten Wandel der Ökosysteme und der biologischen Vielfalt. Knapp 300 Mitarbeiter arbeiten mittlerweile für das DFG-Forschungszentrum – viele im 2020 fertiggestellten Neubau an der Alten Messe in Leipzig. Zusätzlich forschen über 100 Mitgliedergruppen des wissenschaftlichen Netzwerkes an verschiedenen Standorten in Halle, Jena und Leipzig.

„Die Entscheidung der DFG ist ein überwältigender Vertrauensbeweis. Wir werden die Fördermittel nutzen, um unsere Arbeit weiter zu intensivieren“, freut sich Prof. Dr. Christian Wirth, iDiv-Sprecher und Forschungsgruppenleiter der Universität Leipzig. „Denn unser Planet verarmt zunehmend. Tag für Tag gehen unwiederbringlich Arten verloren.

Wir arbeiten unter Zeitdruck an Strategien, wie wir die Biodiversität schützen und mit ihr wirtschaften können. Wir sind dankbar, dass wir für diese wichtige Aufgabe die volle Unterstützung der DFG haben sowie die unserer Partner in den drei mitteldeutschen Ländern.“

Das große, menschgemachte Artensterben

Laut dem jüngsten Bericht des Weltbiodiversitätsrates IPBES sind bis zu einer Million Arten vom Aussterben bedroht. iDiv will diese tiefgreifende globale Krise erfassen, seine Konsequenzen erforschen und Wege aufzeigen, wie wir mit statt gegen die biologische Vielfalt wirtschaften können. Die Werkzeuge der Biodiversitätsforscher reichen dabei von Satelliten über Smartphone-Apps, DNA-Sequenzierer und Hochleistungsrechner bis hin zu Baukränen.

In nur neun Jahren seit der iDiv-Gründung wurden Forschungsplattformen wie der Leipziger Auwaldkran oder das iDiv-Ecotron, aber auch virtuelle Daten-Plattformen ausgebaut, aufgebaut und untereinander vernetzt – vorwiegend in Mitteldeutschland.

Diese einmalige Infrastruktur unterstützt das Alleinstellungsmerkmal des Zentrums: Die Integration verschiedenster Disziplinen und Expertisen zur Beantwortung gesellschaftlich wichtiger Fragen.

Kooperation mit 60 anderen Ländern

International hat sich das Forschungszentrum in derselben Zeit einen hervorragenden Ruf erarbeitet. Der speist sich unter anderem aus dem iDiv-internen Synthesezentrum sDiv. Für verschiedenste Projekte sind bislang über 1.000 Wissenschaftler aus 60 Ländern zum Standort Leipzig gereist, um wissenschaftliche Fragestellungen auf neuen Wegen zu beantworten.

Auch eine Graduiertenschule mit knapp 80 Doktoranden, die in der neuen Förderphase um ein Programm für Postdoktoranden erweitert wird, trägt zum Renommee des Forschungszentrums bei. Im März haben internationale Gutachter im Auftrag der DFG die hohe Qualität der iDiv-Arbeit festgestellt und eine Empfehlung für die weitere Förderung ausgesprochen. Dieser folgte der DFG-Hauptausschuss und beschloss, die von iDiv beantragte Fördersumme ohne Kürzung zur Verfügung zu stellen.

Div-Wissenschaftler erforschen den Wandel der biologischen Vielfalt und seine Konsequenzen. Foto: Stefan Bernhardt, iDiv
Div-Wissenschaftler erforschen den Wandel der biologischen Vielfalt und seine Konsequenzen. Foto: Stefan Bernhardt, iDiv

„Das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) hat Halle, Jena und Leipzig zu Leuchtpunkten auf der Landkarte der Erforschung global drängender Zukunftsfragen gemacht“, erklärt hierzu Prof. Dr. Walter Rosenthal (Vorsitzender des iDiv-Kuratoriums, Präsident der Friedrich-Schiller-Universität Jena).

„Die drei Universitäten, das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) und weitere außeruniversitäre Partner bündeln dafür mit großem Engagement ihre Kompetenzen, um Biodiversität in allen Facetten zu verstehen und dem dramatischen Verlust der Artenvielfalt dadurch entgegenwirken zu können. Ein internationales Gutachterpanel hat die international hochanerkannte Spitzenforschung des Netzwerks einmal mehr bestätigt, die die Grundlage der Förderung ist. Die Universitäten Halle, Jena und Leipzig und das UFZ, die den Kern von iDiv bilden, haben wie die Länder bereits die Verstetigung des nationalen Kompetenzzentrums für Biodiversität nach Ende der Förderung durch die DFG über 2024 hinaus beschlossen.“

Damit erhält das DFG-Forschungszentrum einen weiteren Wachstumsschub und tritt gestärkt in die entscheidende dritte Förderphase ein. 2024 wird die Grundfinanzierung durch die DFG enden und ein neues Finanzierungsmodell in Kraft treten. Die Wissenschaftsminister der Länder Sachsen-Anhalt und Thüringen und die Wissenschaftsministerin Sachsens haben dafür mit der von ihnen im Juli 2019 unterzeichneten Absichtserklärung bereits die Weichen gestellt.

„Das Feedback der Gutachter bestätigt unsere Bemühungen der vergangenen Jahre“, sagt Prof. Dr. Tiffany M. Knight (iDiv-Sprecherin, Forschungsgruppenleiterin an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)).

„Wir haben ein Umfeld geschaffen, in dem Forscher mit unterschiedlichen Expertisen interagieren und sich gegenseitig inspirieren. Ich genieße die Möglichkeit, einerseits innerhalb eines großen Konsortiums von Kollegen in der Region zu arbeiten, und andererseits Biodiversitätswissen mit Kollegen aus der ganzen Welt zu synthetisieren. Ich bin dankbar, dass es uns die DFG ermöglicht, unsere Arbeit auch in den kommenden Jahren fortzusetzen.“

Tragende Institutionen des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) sind und bleiben die Universität Leipzig, die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und die Friedrich-Schiller-Universität Jena, in Kooperation mit dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ). Zudem sind mehrere Leibniz- und Max-Planck-Institute als Kooperationspartner beteiligt.

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