Vielleicht ist das sogar eine gute Erklรคrung dafรผr, warum die einen immer unruhiger und lauter werden, weil sie den Lockdown nicht mehr aushalten. Und die anderen kochen sich ein Sรผppchen, machen sich ein Weinchen auf und lesen die ganzen dicken Bรผcher, die sie sonst nie geschafft haben zu lesen. Bestimmte Persรถnlichkeitsmerkmale beeinflussen, wie stressig Menschen die Corona-Pandemie erleben, stellt nun der Leipziger Arbeitspsychologe Prof. Dr. Hannes Zacher fest.
Das zeigt eine Langzeitstudie der Universitรคt Leipzig, die jetzt in der Fachzeitschrift โPersonality and Individual Differencesโ verรถffentlicht wurde.
โIntrovertierte und emotional stabile Menschen empfinden die Pandemie als weniger stressig im Vergleich zu extravertierten und neurotischen Menschenโ, sagt Studienleiter Prof. Dr. Hannes Zacher, Arbeitspsychologe an der Universitรคt Leipzig. Fรผr die Studie wurden zwischen April und September 2020 fast 600 Teilnehmende aus ganz Deutschland wiederholt befragt.
Insgesamt ging das Stresserleben aufgrund der Covid-19-Pandemie รผber den gesamten Studienzeitraum zwischen April und September 2020 zurรผck. Extravertierte Menschen empfanden jedoch wรคhrend des ersten Lockdowns im Frรผhjahr 2020 zunehmend grรถรeren Stress. Erst mit den stรคrkeren Lockerungen im Sommer ging auch ihr Stresserleben zurรผck.
โDen stรคrksten Rรผckgang im Stresserleben konnten wir in der Zeit der Lockerungen nach dem ersten Lockdown beobachten. Introvertierte und emotional stabile Menschen sind in dieser Krise klar im Vorteilโ, sagt Zacher.
Wรคhrend extravertierte Menschen in normalen Zeiten ein hรถheres Wohlbefinden aufwiesen als introvertierte Menschen, sei hohe emotionale Stabilitรคt grundsรคtzlich eine gรผnstige Eigenschaft. Extravertierte Menschen sind ihm zufolge gesellig, aktiv und gesprรคchig, wรคhrend introvertierte Menschen eher zurรผckhaltend, unabhรคngig und gerne allein sind. Emotional stabile Menschen seien dagegen ruhig, entspannt und sicher, wรคhrend neurotische Menschen dazu neigten, รคngstlich, nervรถs und unsicher zu sein.
In der Studie wurden drei weitere zentrale Persรถnlichkeitsmerkmale untersucht. Diese hatten jedoch keinen Einfluss auf das Stresserleben im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie. Gewissenhaftigkeit, Vertrรคglichkeit und Offenheit gehรถren neben Extraversion und emotionaler Stabilitรคt zu den sogenannten โBig Fiveโ Persรถnlichkeitsmerkmalen. Die Studienergebnisse zeigten, dass eher gewissenhafte, vertrรคgliche und offene Personen die Pandemie als รคhnlich stressig empfinden wie Personen, die diese Eigenschaften weniger besitzen.
Die Langzeitstudie der Universitรคt Leipzig zu Covid-19 und Gesundheit wird von der VolkswagenStiftung gefรถrdert und soll noch bis Ende 2021 fortgesetzt werden.
Originaltitel der Verรถffentlichung in โPersonality and Individual Differencesโ: โBig Five Traits as Predictors of Perceived Stressfulness of the COVID-19 Pandemicโ.
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Es gibt 3 Kommentare
@Uwe:
Das ist nicht weiter schlimm. Da keine Stringenz der Handlung vorliegt, kann man das eigentlich nicht am Stรผck lesen. Der โ nun ja โ Roman? eignet sich aber sehr gut dazu, ihn an einer beliebigen Stelle aufzuschlagen und ein wenig zu schmรถkern. Immer stรถรt man nach kurzer Zeit in brillanter Sprache formulierte Sarkasmen und ironische Einwรผrfe, die nach meinem Empfinden heute die Gรผltigkeit ihrer Aussagen nicht verloren haben, wie z.B:
โEin Mann ohne Eigenschaften sagt nicht Nein zum Leben, er sagt Noch nicht!โ
Ich habโs รผbrigens auch nicht komplett gepackt, in dieser Reihe finden sich noch eine Reihe anderer Bรผcher, die man gelesen haben โmussโ! als da wรคren Joyceโ โUlyssesโ und ja, auch den โZauberbergโ habe ich noch nicht zum guten Schluss gebracht. Vielleicht introvertiere ich doch noch so weit, dies zu versuchen ๐
Einen guten ๐
Welche Rรผckschlรผsse lรคsst es zu, dass ich in dieser Zeit zumindest den ersten Band vom โMann ohne Eigenschaftenโ durchgelesen (!) habe? Den Roman hatte ich vor 40 Jahren geschenkt bekommen und war nie รผber Seite 100 (ca.) hinaus gekommenโฆ
๐