Es war nur eine kleine Meldung, die das Max-Planck-Institut fรผr evolutionรคre Anthropologie am Dienstag, 26. Mai, herausgab. Aber sie macht doch nachdenklich. Denn dass die spรคte Vermischung von modernen Menschen und Neandertalern vor ungefรคhr 47.000 bis 65.000 Jahren in Europa Folgen bis in unser Erbgut hatte, das haben schon mehrere Untersuchungen aus dem Institut belegt. Aber selbst auf die Fruchtbarkeit von Frauen soll eine kleine genetische Verรคnderung aus dem Erbe der Neandertaler Auswirkungen haben.
Eine von drei Frauen in Europa hat den Rezeptor fรผr Progesteron von Neandertalern geerbt โ eine Genvariante, die mit erhรถhter Fruchtbarkeit, weniger Blutungen zu Beginn der Schwangerschaft und weniger Fehlgeburten in Verbindung steht. Dies geht aus einer Studie hervor, die von Forschenden des Max-Planck-Instituts fรผr evolutionรคre Anthropologie in Leipzig und des Karolinska Institutet in Schweden verรถffentlicht wurde, meldete das Institut.
โDer Progesteronrezeptor ist ein Beispiel dafรผr, wie gรผnstige genetische Varianten, die durch die Vermischung mit Neandertalern auf den modernen Menschen รผbertragen wurden, Auswirkungen auf heute lebende Menschen haben kรถnnenโ, sagt Hugo Zeberg, Forscher am Max-Planck-Institut fรผr evolutionรคre Anthropologie und am Karolinska Institutet, der die aktuelle Studie gemeinsam mit Janet Kelso und Svante Pรครคbo durchgefรผhrt hat.
Progesteron ist ein Hormon, das im Menstruationszyklus und in der Schwangerschaft eine wichtige Rolle spielt. Analysen von Biobankdaten von mehr als 450.000 Menschen โ darunter 244.000 Frauen โ zeigen, dass fast jede dritte Frau in Europa den Progesteronrezeptor von Neandertalern geerbt hat. 29 Prozent tragen ein Exemplar des Neandertaler-Rezeptors und drei Prozent haben zwei Exemplare.
โDer Anteil der Frauen, die dieses Gen geerbt haben, ist etwa zehnmal so hoch wie bei den meisten anderen Neandertaler-Genvariantenโ, sagt Hugo Zeberg. โUnsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich die Neandertaler-Variante des Rezeptors gรผnstig auf die Fruchtbarkeit auswirkt.โ
Die Studie zeigt, dass Frauen, die die Neandertaler-Variante des Rezeptors besitzen, in der Regel weniger Blutungen zu Beginn der Schwangerschaft und weniger Fehlgeburten haben. Darรผber hinaus bringen sie mehr Kinder zur Welt. Molekulare Analysen haben ergeben, dass diese Frauen mehr Progesteronrezeptoren in ihren Zellen produzieren.
Dies kann zu einer erhรถhten Empfindlichkeit gegenรผber Progesteron und somit zum Schutz vor frรผhen Fehlgeburten und Blutungen fรผhren. Was ja dann dafรผr sorgt, dass es mehr รผberlebende Nachkommen gibt, die die Gensequenz weitergeben kรถnnen.
Vorfahren aller spรคteren Neandertaler lebten schon vor 120.000 Jahren in Mitteleuropa
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