In Leipzig liegen Schätze. Von manchen wissen die Leipziger gar nichts. Wie von den Fotoschätzen aus aller Welt, die im Archiv für Geographie des Leibniz-Instituts für Länderkunde in Leipzig gesammelt sind. Ein Teil davon wird jetzt weltberühmt – er taucht jetzt auch im digitalen Bestand von Ecuadors Archivo Nacional de Fotografía auf. Einige der Bilder hat ein nicht ganz Unbekannter gemacht.

Wegen ihrer Bedeutung für die kulturelle Identität Ecuadors hat das Instituto Metropolitano de Patrimonio (IMP) in Quito rund 1.500 historische Aufnahmen aus dem Archiv für Geographie des Leibniz-Instituts für Länderkunde (IfL) in digitaler Form in das zentrale nationale Online-Fotoarchiv des Andenstaates übernommen.

Ein Teil der Bilddokumente ecuadorianischer Städte und Landschaften, Menschen und Bräuche stammt aus der im IfL aufbewahrten Fotosammlung des Leipziger Geologen und Forschungsreisenden Alphons Stübel aus den Jahren 1868 bis 1877. Weitere Aufnahmen gehören zum Nachlass des Leipziger Verlegers und Gebirgsforschers Hans Meyer, die er während seiner Andenexpedition 1903 selbst fotografiert oder von anderen Forschern übernommen hat.

„Die Wertschätzung der Leipziger Fotos als Teil des nationalen kulturellen Erbes Ecuadors ist ein erneuter Erfolg unserer Bemühungen, historische Fotoschätze zu heben und die Fotografien den Menschen zur Verfügung zu stellen, in deren Ländern sie einst entstanden sind“, freut sich Dr. Heinz Peter Brogiato. Als Leiter des Archivs für Geographie im Leibniz-Institut für Länderkunde setzt sich Brogiato seit vielen Jahren erfolgreich dafür ein, Fotografien aus den Leipziger Sammlungen in ihren Ursprungsländern langfristig zu präsentieren und der Forschung zur Verfügung zu stellen.

Hans Meyer, der aus der Lexikonverleger-Familie Meyer stammt, hat sich vor allem als Afrikaforscher einen Namen gemacht. Legendär sind seine Besteigungen des Kilimandscharo. Aber auch die Reise nach Ecuador 1903 hatte ein berühmtes Ziel: den 6.301 Meter hohen Chimborazo. Aber Meyer war stets auch mit dem Blick des Geografen unterwegs, der auch Landschaften, Orte und Menschen beobachtete und – wo es ging – im Bild festhielt. Mit dem Material kann heute fundierte Geografiegeschichte geschrieben und bebildert werden. Und Länder wie Ecuador gewinnen einen Bilderschatz, der das Land in einer Epoche zeigt, in der die eigenen Forschungseinrichtungen entweder noch nicht existierten oder noch nicht entsprechend ausgerüstet waren.

Bereits 2010 hat das IfL in einem gemeinsamen Projekt mit dem ecuadorianischen Rettungsfonds für Kulturerbe, der Vorgängereinrichtung des IMP, eine größere Zahl historischer Südamerika-Fotografien aus seinem Archiv digitalisiert und erschlossen. Die Fotos aus Leipzig wurden 2012 und 2013 an verschiedenen zentralen Orten der Hauptstadt Quito gezeigt. Zur Eröffnung der Ausstellung „Un viaje al espíritu del glaciar“ sprach der damalige deutsche Botschafter in Ecuador, Peter Linder. Viele der zu den Bildern mitgelieferten Informationen wurden jetzt ins Spanische, Englische und Quechua übersetzt und sind innerhalb des Webportals „Archivo Nacional de Fotografía“ nun ebenfalls für jedermann frei verfügbar.

Was dann auch den Blick auf die reichhaltigen Sammlungen im Leipziger IfL lenkt.

Mit dem Archiv für Geographie besitzt das IfL eine in Deutschland einzigartige Sammlung von geographiehistorisch bedeutenden Materialien, darunter Briefe, Tagebücher, Manuskripte und Routenskizzen von fast 200 Geographen und Forschungsreisenden. Zu den Attraktionen der Fotosammlung zählt eben der Bestand von rund 10.000 Bildern zu Südamerika aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert.

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