Forschung in Leipzig hängt nicht nur davon ab, ob Forschungsgelder für hiesige Hochschulen genehmigt werden. Manchmal ist man beim Forschen auch einfach darauf angewiesen, dass man die teuren Geräte Anderer mitnutzen darf. Zum Beispiel ein teuer umgebautes Spezialflugzeug zur Erforschung der höheren Erdatmosphäre. So etwas brauchen zum Beispiel die Meteorologen der Universität Leipzig.
Und denen fällt jetzt erst mal ein Stein vom Herzen: Das moderne Höhen-Forschungsflugzeug HALO (High Altitude and Long Range Research Aircraft) wird auch in Zukunft für Projekte zur Atmosphären- und Erdsystemforschung eingesetzt werden können. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) bewilligte jetzt Fördergelder von mehr als 11 Millionen Euro für die nächste Phase des HALO Schwerpunktprogramms (SPP 1294) in den kommenden drei Jahren.
Die Universität Leipzig ist neben der Goethe-Universität Frankfurt am Main und der Technischen Universität Dresden federführend bei diesem DFG-Schwerpunktprogramm. Die Universität Leipzig wird von der Fördersumme knapp 6 Millionen Euro zur Durchführung von zwei Forschungsprojekten mit HALO sowie zur Deckung der hohen Kosten für die aufwendige Logistik rund um den Einsatz des modernen Forschungsfliegers erhalten.
„Die Bewilligung der Gelder für das HALO-Schwerpunktprogramm durch die DFG ermöglicht den deutschen Atmosphärenwissenschaftlern, insbesondere den HALO-Nutzern von den Universitäten, auch in den nächsten Jahren spannende meteorologische und geophysikalische Forschung auf internationalem Spitzenniveau zu realisieren“, sagt Prof. Dr. Manfred Wendisch vom Leipziger Institut für Meteorologie (LIM) der Universität Leipzig, einer der drei Sprecher des SPP 1294. Neben Wendisch ist auch Prof. Dr. Johannes Quaas (ebenfalls vom LIM) am HALO Projekt aktiv beteiligt.
2014 haben die Leipziger Meteorologen mit HALO zum Beispiel die hohen Wolkentürme über dem Amazonas erforscht. 2010 haben die Leipziger ihre ersten Testflüge mit HALO gemacht, das 2009 seinen Dienst aufgenommen hatte. Damals freute sich Wendisch so richtig über die neuen Möglichkeiten: „HALO fliegt bis 15 Kilometer hoch, tausende Kilometer weit und kann tonnenschwere Nutzlast transportieren.“
Seitdem hat man ein ganzes Spektrum abgearbeitet, so Wendisch: „Schwerpunkte sind dabei unter anderem Forschungen zur Chemie der Atmosphäre und die Untersuchung von Eiswolken.“
Das Forschungsflugzeug HALO ist eine anteilig finanzierte Forschungsinfrastruktur, die gemeinschaftlich von der DFG sowie weiteren deutschen Umwelt- und Klimaforschungseinrichtungen finanziert wird. HALO nimmt Wendisch zufolge eine Schlüsselrolle in der deutschen Atmosphärenforschung und in den Geowissenschaften ein.
Und schon 2010 träumte der Leipziger Meteorologe davon, Daten aus der Atmosphärenerkundung mit denen von Erdsatelliten zu verbinden. In Bezug auf neue Weltraummissionen biete HALO viele Möglichkeiten, satellitenbasierte Daten mit bodennahen Messungen der Atmosphäre und weiterer Geoprozesse zu verbinden sowie Fernerkundungsmethoden zu erproben.
Koordinatoren des entsprechenden Infrastruktur-Schwerpunktprogramms SPP 1294 „Atmosphären- und Erdsystemforschung mit dem Forschungsflugzeug HALO“, das bereits seit 2007 von der DFG gefördert wird, sind neben Wendisch auch Prof. Joachim Curtius von der Goethe-Universität Frankfurt am Main und Dr. Mirko Scheinert von der Technischen Universität Dresden.
Schwerpunkte der Forschung für die Meteorologen im Projekt sind bis heute unter anderem die Untersuchung von Aerosolpartikeln, von Wolken und Niederschlag sowie atmosphärischer Prozesse. Es war nicht unbedingt absehbar, dass nach der Förderung mit 6,5 Millionen Euro in der ersten Projektphase eine ähnlich dotierte Anschlussfinanzierung kommen würde.
Aber es geht weiter. Auch weil die Leipziger Meteorologen schon recht genau benennen konnten, was jetzt als Nächstes unter die Flügel genommen werden soll.
„In den kommenden drei Jahren sind sieben Forschungskampagnen mit HALO an verschiedenen Orten der Welt geplant“, berichtet Wendisch. An zwei dieser Vorhaben ist die Universität Leipzig beteiligt: Über den Meeresgebieten um Barbados werden im August flache Schönwetterwolken untersucht. Im Oktober wird das Forschungsflugzeug in Island stationiert. Von dort aus erkunden die Wissenschaftler die Entwicklung von Warmluftfronten über dem Atlantik. Ein spannendes Thema und am Ende wieder ein Puzzle-Stein im großen Kapitel: Wie werden sich eigentlich die Wettersysteme über Europa in den nächsten Jahren verändern, wenn die Durchschnittstemperaturen weiter steigen, das Arktiseis abschmilzt und sich auch ozeanische Strömungen verändern?
Die Planung von neuen Forschungskampagnen in der zweiten Phase des derzeitigen DFG-Schwerpunktprogramms zur HALO-Nutzung läuft bereits seit einiger Zeit, betont die Universität Leipzig. Im September wird an der Universität Leipzig ein Kolloquium stattfinden, bei dem die mit HALO geplanten Vorhaben ab 2019 von internationalen Fachleuten begutachtet werden.
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