Die Menschheit wird es vielleicht noch lernen - auf die harte und dumme Tour. In den Kreisläufen der Erde hängt alles voneinander ab. Tiere sind von Pflanzen abhängig, Pflanzen vom Vorkommen bestimmter Tiere. Und ein wenig davon macht der Botanische Garten der Universität Leipzig sichtbar. Auf einem neuem Pfad: dem Beziehungspfad. Bisher bot der informative Garten schon einen Wasserpfad.

Aber mit dem neuen Kurs geht man auch gleich noch eine Kooperation mit dem Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung Halle-Jena-Leipzig (iDiV) ein. Denn Beziehungskisten sind die Grundlage aller Biotope. Und je mehr Beziehungskisten es gibt, umso reicher ist die biologische Vielfalt. Schön in einen Begriff gefasst: Biodiversität.

Der Botanische Garten der Universität Leipzig präsentiert jetzt diesen neuen Informationspfad über die vielfältigen und ungewöhnlichen Beziehungen zwischen Pflanzen und Tieren. Zum „Beziehungspfad“, der am Mittwoch, 8. Juli, eröffnet wurde, gehört ein Heft mit hochwertigen Fotos und sorgfältig ausgewählten Informationen sowie ein Audioguide für Smartphones. Wie bereits beim 2013 angelegten „Wasserpfad“ hat das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig die Realisierung des neuen Informationspfades finanziell unterstützt.

Wie eng Pflanzen und Tiere miteinander verknüpft sind und wie sie mit ihren Beziehungen das vielfältige Leben auf unserem Planeten gestalten, will der neue Info-Pfad den Gartenbesuchern näher bringen.

„Der Pfad bringt die Pflanzen im Botanischen Garten zum Sprechen”, erklärt Prof. Christian Wirth, Direktor des Botanischen Gartens und des Forschungszentrums iDiv. “Das Ziel ist es, den Besuchern Geschichten zu erzählen.”  Zum Beispiel, dass ein Apfel nicht etwa existiert, damit der Mensch etwas zu essen hat, „sondern damit die im Kerngehäuse vorhandenen Samen des Apfels von der Mutterpflanze wegtransportiert werden.“ Ohne Apfelesser keine neuen Apfelbäume und damit keine neuen Äpfel.

An insgesamt 18 Stationen im Gelände des Botanischen Gartens werden solche “Beziehungsgeschichten” erzählt.

“Freilich geht es dabei weniger um Beziehungen zwischen Menschen, sondern um die Interaktionen zwischen Pflanzen und Tieren und damit um nichts weniger als das äußerst vielfältige Geben und Nehmen in den Kreisläufen der Natur”, erklärt Prof. Dr. Christian Wirth. “Im Botanischen Garten werden diese Beziehungen natürlich aus der Sicht von Pflanzen erzählt.”

Tiere und Pflanzen sind eng miteinander verknüpft – und diese Verknüpfungen ermöglichen das komplexe und vielfältige Leben auf unserem Planeten.

“Es gibt unzählige Geschichten zu diesen Beziehungen. Die eindrucksvollsten davon möchten wir entlang des Beziehungspfades erzählen”, sagt Matthias Schwieger, technischer Leiter des Botanischen Gartens.

“Die Besucher erfahren, was Pflanzen alles tun, um sich tierische Fressfeinde vom Leib zu halten oder sich mit ihnen in gegenseitigem Einvernehmen zu arrangieren. Pflanzen können aber auch den Spieß umdrehen und Tiere verspeisen. Nicht zuletzt geht es bei den Beziehungen zwischen Pflanzen und Tieren aber natürlich auch um das Thema Fortpflanzung”, erläutert Garten-Kustos Martin Freiberg, der den neuen Pfad entworfen hat.

Der Pfad wird mithilfe einer Broschüre erklärt, in der jeweils eine Doppelseite dem jeweiligen Thema der Station gewidmet ist. Die Beschreibungen sind sehr unterhaltsam aus der Sicht der Pflanze formuliert. Alternativ dazu können die Besucher zu den Stationen durch die Nutzung eines QR-Codes mit ihrem Smartphone Audiodateien herunterladen und sich die jeweilige “Beziehungsgeschichte” vorsprechen lassen.

Die Kapitel des Heftes orientieren sich an den insgesamt 18 Stationen des Informationspfades, inklusive einer Karte zur Orientierung. Erzählt werden die eindrucksvollsten „Beziehungsgeschichten“ von den rund 7.000 im Botanischen Garten beherbergten Pflanzenarten.

„Sie brauchen wenig Vorkenntnisse, aber viel Neugier. Und etwas Zeit, dann sind Ihnen viele Aha-Erlebnisse sicher“, schreiben Christian Wirth und Dr. Martin Freiberg, wissenschaftlicher Leiter, im Vorwort des Beziehungspfad-Heftes.

Der Beziehungspfad im Botanischen Garten (Eingang Linnéstraße 1) führt durch das Freiland des Botanischen Gartens und ist somit täglich von 9 bis 20 Uhr begehbar. Die Broschüre ist zu den Öffnungszeiten der Gewächshäuser (Di.-Fr. 13-18 Uhr, Sa. und So. 10-18 Uhr) im Foyer erhältlich.

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