Es ist wohl nicht nur die auffälligste, sondern auch die teuerste Zivilisationskrankheit: Adipositas - krankhaftes Übergewicht. Nahrungsmittel sind billig. Und ihre grenzenlose Verfügbarkeit für den modernen Wohlstandsbürger befördert ein Übermaß, das nicht nur der Gesellschaft, sondern auch den Betroffenen zu schaffen macht. In Leipzig wird nun seit 2010 intensiv zu diesem Thema geforscht. Und es geht weiter.

Das Integrierte Forschungs- und Behandlungszentrum (IFB) AdipositasErkrankungen der Universitätsmedizin Leipzig wird für weitere fünf Jahre durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert, konnten Universität und Universitätsklinikum am Montag, 20. April, mitteilen. Die Ergebnisse können sich sehen lassen. Und schon jetzt sind die Konturen hilfreicher Behandlungsprogramme zu erkennen.

Seit 2010 erforscht und behandelt das IFB starkes Übergewicht (Adipositas) und dessen Folgeerkrankungen bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Sein Fortbestand bis 2020 stärkt nun den Leipziger Forschungsschwerpunkt in Zivilisations- und Stoffwechselerkrankungen in den nächsten Jahren. Und nicht nur für Deutschland ist das Thema Übergewicht mittlerweile ein wichtiges Zukunftsthema. Auch weltweit ist Adipositas auf dem Vormarsch – die weitere Erforschung ihrer Ursachen, Prävention und Therapie ist ein international drängendes Thema.

Rund 50 Wissenschaftler und Ärzte forschen für das IFB, ein Zentrum der Medizinischen Fakultät der Universität und des Universitätsklinikums Leipzig, fächerübergreifend und in enger Kooperation mit den verschiedenen Universitätskliniken und -instituten. Durch die Vereinigung von grundlagen- und patientenbezogener Forschung sowie der Behandlung adipöser Menschen unter einem Dach können Erkenntnisse aus der Wissenschaft schneller in die Therapie einfließen. Ebenso ergeben sich aus der Behandlung neue Fragestellungen für die Forschung.

Prof. Michael Stumvoll, wissenschaftlicher Leiter des IFB, erklärt dazu: “Die weitere Förderung belegt die Exzellenz und Bedeutung unserer  Adipositasforschung. Der Ansatz, interdisziplinäre Forschung und Therapie eng zu verknüpfen, wurde bestätigt.”

Der Wissenschaftsstandort Leipzig ist aufgrund der langjährigen Expertise im Bereich Übergewicht und Lebensstilerkrankungen mittlerweile optimal für diesen Forschungsbereich aufgestellt. Die Universität verfügt neben dem IFB über den Sonderforschungsbereich “Mechanismen der Adipositas”, die bundesweit größte Biobank für Fettgewebsproben und die Daten aus dem Leipziger Forschungszentrum für Zivilisationserkrankungen (LIFE). In den ersten fünf Jahren des IFB entstanden über 220 wissenschaftliche Publikationen, unter anderem mit wichtigen Erkenntnissen zu krankmachenden Störungen im Fettgewebe sowie zu genetischen, neuronalen und psychosozialen Einflüssen auf das Essverhalten und Gewicht.

Regional, national und international baut das IFB sein wissenschaftliches Netzwerk kontinuierlich aus. Das Zentrum kooperiert etwa mit dem Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig, mit dem Deutschen Zentrum für Diabetesforschung in München, dem Pariser Institut für Herzstoffwechsel und Ernährung (ICAN) und dem Kanadischen Adipositas-Netzwerk.

“Für die nächsten Jahre sind unsere besonderen Herausforderungen, die aufgebauten Forschungsstrukturen zu festigen und die Erforschung neuer Therapien in klinischen Studien voranzutreiben,” so Stumvoll.

Zukunftsweisend in der Adipositastherapie war der Aufbau eines umfassenden Behandlungsprogramms, des Leipziger Adipositasmanagements. Hier schlossen die AOK PLUS Sachsen-Thüringen und das Universitätsklinikum Leipzig unterstützt durch das IFB einen bundesweit einmaligen Vertrag zur integrierten Versorgung adipöser Patienten. Anlaufstellen für Patienten sind die AdipositasAmbulanzen für Kinder und Jugendliche sowie für Erwachsene am Universitätsklinikum.

Das IFB AdipositasErkrankungen ist eines von acht Integrierten Forschungs- und Behandlungszentren in Deutschland, die sich jeweils einem gesellschaftlich relevanten Krankheitsbild widmen und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert werden.

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