Die Verschleppung von Tier- und Pflanzenarten ist eine der massivsten - von Menschen verursachten - globalen Veränderungen. Und sie hat langfristige Konsequenzen: Manche eingeschleppten Arten zerstören die Lebensräume der heimischen Flora und Fauna, andere verursachen massive Schäden in der Landwirtschaft, manche wiederum beeinträchtigen die menschliche Gesundheit. Wie lassen sich die Auswirkungen eingeschleppter Arten richtig erfassen und bewerten, fragte sich nun auch ein Forscher des Umweltforschungsinstituts (UFZ).
Diese Fragen wurden von einer internationalen Forschungsgruppe beantwortet – mit Beteiligung des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ). Die Ergebnisse sind jetzt aktuell im renommierten Fachjournal BioScience erschienen.
In den letzten Jahrzehnten wurden eine große Anzahl von Tier- und Pflanzenarten durch den Menschen verschleppt – mehr als 13.000 solcher gebietsfremder Arten sind in Europa bekannt. Die Auswirkungen dieser invasiven Arten auf die Biodiversität und auf den Menschen sind vielfältig. Manche Arten verändern naturnahe Lebensräume massiv – wie die Robinie, eine aus Nordamerika stammende Baumart, die Magerwiesen zuwachsen lässt und mit Nährstoffen anreichert. Andere sind allergieauslösend – wie etwa das bekannte Ragweed, eine aus Nordamerika stammende Pflanze mit hoch allergenen Pollen, die sich in tiefen Lagen Österreichs derzeit rasch ausbreitet. Um effektive Regelungen zur Kontrolle invasiver Arten entwerfen zu können, ist es wichtig, die Größe dieser Auswirkungen quantifizieren zu können. So lässt sich klären, welche Arten heute oder in Zukunft zu den schädlichsten gehören und welche keine großen Auswirkungen haben. Dieses Wissen ist wiederum nötig, um zielgerichtete Maßnahmen ergreifen zu können.
Von der Kunst, das Wichtige richtig zu studieren
Ein Team ausgewiesener ExpertInnen aus vier verschiedenen Kontinenten, darunter Prof. Ingolf Kühn vom UFZ aus Halle (Saale), hat eine Checkliste für das Studium der Auswirkungen von eingeschleppten Tieren und Pflanzen erarbeitet. Dazu gehören beispielsweise qualitative Veränderungen an Ökosystemleistungen, Auswirkungen auf die genetische Vielfalt oder die Historie der invasiven Art.
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“So vielfältig die Arten und Lebensräume, so schwer war es bisher, die Studien darüber zu vergleichen. Mit der jetzt vorgestellten Arbeit gibt es endlich einen konzeptionellen Standard. Das hilft, künftige Untersuchungen besser planen zu können. Außerdem lassen sich so die Ergebnisse besser vergleichen und kommunizieren “, erklärt Ingolf Kühn. Und sein österreichischer Forscherkollege Dr. Franz Essl von der Universität Wien ergänzt: “Diese Empfehlungen haben eine hohe Bedeutung für die Praxis, denn es ist wichtig, die knapp vorhandenen Mittel zielgerichtet einzusetzen – also gegen jene Arten, die die größten Schäden verursachen.”
Empfehlungen zum richtigen Zeitpunkt
Die Empfehlungen basieren auf jahrelanger Erfahrung der ForscherInnen und sie behandeln gezielt jene Themen, bei denen die Wissenslücken am größten sind (etwa die Frage, wie sich Erkenntnisse aus kleinflächigen Experimenten verallgemeinern lassen). Die Vorschläge kommen zeitlich gerade richtig, denn am 1. Januar 2015 tritt die neue EU-Verordnung zu gebietsfremden Arten in Kraft. Von diesem Zeitpunkt an, müssen EU-Mitgliedstaaten Maßnahmen zur Verhinderung der Ausbreitung problematischer, gebietsfremder Arten ergreifen.
Publikation:
Sabrina Kumschick, Mirijam Gaertner, Montserrat Vilà , Franz Essl, Jonathan M. Jeschke, Petr Py?ek, Anthony Ricciardi, Sven Bacher, Tim M. Blackburn, Jamie T.A. Dick, Thomas Evans, Philip E. Hulme, Ingolf Kühn, Agata Mrugala, Jan Pergl, Wolfgang Rabitsch, David M. Richardson, Agnieszka Sendek, and Marten Winter (2014): Ecological Impacts of Alien Species: Quantification, Scope, Caveats, and Recommendations – A Unified Classification of Alien Species Based on the Magnitude of their Environmental Impacts. BioScience. doi:10.1093/biosci/biu193
http://bioscience.oxfordjournals.org/content/early/2014/12/12/biosci.biu193.short
Der Artikel entstand aus einem Workshop der Global Soil Biodiversity Initiative und des Synthesezentrums des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig. iDiv wird durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert und widmet sich der biologischen Vielfalt auf der Erde. iDiv ist eine zentrale Einrichtung der Universität Leipzig und wird zusammen mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Friedrich-Schiller-Universität Jena betrieben – sowie in Kooperation mit dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ und weiteren außeruniversitären Forschungseinrichtungen.
Quelle: Tilo Arnhold, UFZ
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