Das ehemalige Heizhaus im Hof des Instituts für Geographie der Universität Leipzig in der Johannisallee 19 hat ein völlig neues Innenleben bekommen: Drei moderne Laborräume sind entstanden - und die Wissenschaftler können nunmehr Sedimentproben und Bohrkerne aus See- und Flussablagerungen aufbereiten und analysieren.
“Wir wollen damit Umweltveränderungen und Klimawechsel der letzten 150.000 Jahre untersuchen”, sagt Christoph Zielhofer, Professor für Physische Geographie. Herzstück des neuen Labortraktes ist ein komplett verdunkelbarer Raum mit Lichtschleuse und flusssäuretauglichem Luftabzug.
“Das Labor ist ausgestattet für das Öffnen von Bohrkernen, Korngrößenanalysen, umweltmagnetische Messungen und die Aufbereitung von Pollenproben sowie von Lumineszenz-Proben zur physikalischen Altersbestimmung”, erklärt Zielhofer. “Wir wollen eiszeitliche und prähistorische Landschaften rekonstruieren, und dazu müssen wir wissen, wie alt die Sedimente sind, die wir bearbeiten”, ergänzt Dr. Hans von Suchodoletz, wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Physischen Geographie. “Mit der üblichen Radiokohlenstoffmethode kommt man aufgrund methodischer Probleme beziehungsweise des Fehlens organischer Ablagerung bei verschiedenen Arten von Sedimenten oft nicht weit. Um deren Alter trotzdem bestimmen zu können, braucht man Lumineszenzproben. Diese Datierungstechnik setzt ein Dunkellabor voraus sowie die Möglichkeit, für die Probenaufbereitung mit stark ätzender Flusssäure zu arbeiten. Dann kann man herausfinden, wann eine Probe zuletzt belichtet wurde.”In ihrem neuen Labortrakt können die Leipziger Uni-Geographen diese Proben nun mit Flusssäure ätzen, um sie von anderen Mineralen zu säubern und um die von natürlicher Alphastrahlung beeinflusste äußerste Rinde der zu messenden Quarzkörnchen zu entfernen. Dies ist eine Voraussetzung für die spätere Altersberechnung. Die Quarzkörnchen werden dadurch sozusagen “gehäutet”. Die Altersbestimmung selbst erfolgt dann in einem dafür geeigneten Partnerlabor andernorts.
Mit der Eröffnung des alten Heizhauses in der Johannisallee 19 als Laborhaus geht jetzt eine mehrjährige Planungs- und Bauphase zu Ende. Nicht nur das Innenleben ist völlig neu, auch die Außenfassade erstrahlt wieder in voller Pracht. “Auch wir freuen uns außerordentlich, dass durch unsere Baumaßnahme in diesem unter Denkmalschutz stehenden Gebäude eine sinnvolle neue Nutzung möglich geworden ist”, sagt Ingo Fischer vom Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement. Die Baukosten beziffert er mit knapp 500.000 Euro, davon 70.000 Euro für die Laboreinrichtung.
Quelle: www.uni-leipzig.de
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