Sprachwissenschaftler der Universitäten Leipzig, Dortmund, Dresden, Duisburg-Essen, Hannover, Koblenz, Mannheim wollen in einem gemeinsamen Forschungsprojekt die Kommunikation der Deutschen über WhatsApp analysieren. Dazu haben sie am Montag, 17. November, eine Website geschaltet, auf der sie WhatsApp-Daten sammeln. Das Projekt trägt den Titel "What's up, Deutschland?"
Für alle, die diesen Plapperdienst noch nicht benutzen, hier die Wikipedia-Definition: “WhatsApp ist ein internetbasierter, plattformübergreifender Instant-Messaging-Dienst für den Austausch von Textnachrichten, Bild-, Video- und Ton-Dateien sowie Standortinformationen zwischen Benutzern von Mobilgeräten wie Smartphones”, betrieben von der Whatsapp Inc. mit Sitz in Kalifornien (USA). “Dem lange Zeit völlig kostenlosen, aber mittlerweile teilweise kostenpflichtigen Dienst wird die weitgehende Ablösung der SMS zugeschrieben.” Im August soll Whatsapp 600 Millionen Nutzer gehabt haben. “Die Bewertung des Dienstes ist seit Anfang 2014 umstritten, nachdem das Unternehmen Facebook Whatsapp Inc. für die als extrem hoch angesehene Summe von 19 Milliarden US-Dollar (umgerechnet ca. 15 Milliarden Euro) gekauft hatte. Angeführt wurden hauptsächlich Bedenken bezüglich einer möglichen kommerziellen Weiternutzung der privaten Nutzerdaten, der Sicherung der Privatsphäre und der informationellen Selbstbestimmung der Nutzer, und in Bezug auf das entstehende Quasi-Monopol von Facebook im Bereich Social Networking und bei der mobilen textbasierten Kommunikation (Messaging).”
Den Rest kann man auf der Wikipedia-Website nachlesen. Was aber erst einmal nicht viel daran ändert, dass augenscheinlich Millionen Nutzer mit WhatsApp unterwegs sind und dabei – wie das bei allen in den letzten Jahren entwickelten technischen Spielzeugen der Fall ist, auch einen bestimmten Sprachgebrauch pflegen. Den nun die versammelten Sprachforscher dieses Projektes gern als Material zur Verfügung hätten, um den modernen Sprachgepflogenheiten auf den Zahn zu fühlen.
“Das Projekt will die Sprache und die Kommunikation in WhatsApp mit Hilfe der gespendeten Nachrichten sprach- und kommunikationswissenschaftlich beschreiben und mit anderen Formen computervermittelter Kommunikation vergleichen. Persönliche Daten werden nach strengen Datenschutzlinien vertraulich behandelt und für die Analyse anonymisiert. Bilder, Fotos und Tondateien werden sofort gelöscht”, erläutert Prof. Dr. Beat Siebenhaar. Der Professor für Variationslinguistik am Institut für Germanistik der Universität Leipzig ist Leiter des Projekts “What’s up, Deutschland?”.
Erste provisorische Ergebnisse der Analyse, die im nächsten Frühjahr vorliegen sollen, werden auch mit der WhatsApp-Sammlung “What’s up, Switzerland?” verglichen, die zwischen Juni und Juli 2014 stattfand. Detaillierte Auswertungen werden folgen, so dass die Datensammlung eine Grundlage für mehrjährige sprachwissenschaftliche Analysen darstellen wird.Das Forscherteam um Siebenhaar geht unter anderem folgenden Fragen nach: “Wie werden Umgangssprache und Dialekte in WhatsApp-Nachrichten verwendet?”, “Inwieweit werden andere Sprachen wie zum Beispiel Englisch verwendet? “Werden verschiedene Sprachen und Sprachformen für unterschiedliche Funktionen verwendet?”, “Wie werden Smileys und Emojis eingesetzt?”, “Wie interagieren WhatsApp-Nutzer miteinander?” und “Verändert sich die Sprache durch mobile Kommunikation? Und wenn ja, wie?” “Die Projektmitarbeiter freuen sich ab sofort auf alle Nachrichten-Spenden”, sagt Siebenhaar.
Bis zum 11. Januar 2015 kann sich die deutsche Bevölkerung daran beteiligen, indem sie ihre WhatsApp-Nachrichten an das Projekt sendet (senden@whatsupdeutschland.de). Mit der Datensammlung ist ein Gewinnspiel verbunden: Wer zur Datensammlung beiträgt, kann einen Geschenk- oder Einkaufsgutschein gewinnen. Die Preise haben einen Gesamtwert von 950 Euro. Weitere Informationen, Anleitungen und Teilnahmebedingungen zum Gewinnspiel finden sich auf der Projektwebseite.
Ob das dann freilich noch repräsentativ ist oder doch nicht eher die üblichen Gewinnspiel-Mitmacher anlockt? Die Wissenschaftler werden’s schon wissen. Vielleicht tauchen ja dann Wörter wie Knete, Cash oder Mammon besonders häufig auf.
Quellen: www.uni-leipzig.de und www.whatsup-deutschland.de
Wikipedia zu Whatsapp: http://de.wikipedia.org/wiki/WhatsApp
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