Der Wortschatz einer Gesellschaft erlaubt einen Einblick in deren mentale Wahrnehmung und Klassifizierung der Welt. Deswegen ist seine Erforschung nicht nur für Sprachwissenschaftler, sondern auch für Kulturwissenschaftler und Wissenschaftshistoriker höchst relevant. Dass gerade die Altertumsforscher dabei moderne Wege beschreiten, zeigt ein gemeinsames Projekt von Leipziger und Berliner Ägyptologen.

Im einem Kolloquium der Sächsischen Akademie der Wissenschaften (SAW) am Freitag, 28. November, stellt das Forschungsprojekt “Strukturen und Transformationen des Wortschatzes der ägyptischen Sprache” seine Arbeit im Haus der SAW in der Karl-Tauchnitz-Straße 1 vor. Beginn ist um 11:15 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Das Projekt “Strukturen und Transformationen des Wortschatzes der ägyptischen Sprache”, das Arbeitsstellen an den Wissenschaftsakademien in Leipzig und Berlin hat, untersucht mit Hilfe einer Textdatenbank die Beziehungsgeflechte des ägyptisch-koptischen Wortschatzes sowie seine Entwicklung im Laufe seiner 4.500-jährigen schriftlichen Überlieferung. Dazu werden auf digitalem Wege die Wortschatzlisten der verschiedenen Sprach- und Schriftstufen miteinander vernetzt und mit solchen Texten unterfüttert, die die sprachlichen Strukturen und Entwicklungen gut abbilden.

Die Arbeitsumgebung (das “Berliner Texterschließungssystem”) und die Publikationsplattform (der “Thesaurus Linguae Aegyptiae”) sind digital. Beide wurden für das Vorgängerprojekt, das “Altägyptische Wörterbuch”, entwickelt und werden nun konzeptionell und technisch grundlegend überarbeitet. Erweitert werden sie z.B. um Tools, die Anmerkungen zu Texten und Wörtern erlauben, den Wortschatz vernetzen und eine synchrone wie diachrone Analyse der Texte ermöglichen.

Hans-Werner Fischer-Elfert, Peter Dils, Christoph Plutte, Lutz Popko und Simon Schweitzer berichten über die digitale Arbeitsumgebung, das in Leipzig bearbeitete Korpus der Wissenstexte sowie exemplarische Problemfälle der Lexik des altägyptischen medizinischen Fachwortschatzes. Außerdem stellen Marc Brose und Gunnar Sperveslage das kooperierende Digital-Humanities-Projekt der Universität Leipzig “Altägyptische Wörterbücher im Verbund” vor.Das Programm des Kolloquiums:

Peter Dils: Das Projekt “Strukturen und Transformationen des Wortschatzes der ägyptischen Sprache” an der Sächsischen und der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften

Hans-Werner Fischer-Elfert: Altägyptische Wissensdisziplinen und Wissenstraditionen

Christoph Plutte und Simon Schweitzer: Wo sich Ägyptologie und Informatik treffen: Die digitale Arbeitsumgebung BTS 3.0

Peter Dils und Lutz Popko: Wenn sich die Echse in den Schwanz beißt: Zirkelschlüsse und andere Stolpersteine bei der Erschließung des ägyptischen Fachwortschatzes

Marc Brose und Gunnar Sperveslage: Alte Wörter in digitalen Schläuchen: Von den Anfängen der ägyptischen Lexikographie zum Fachwortschatz

Quelle: www.saw-leipzig.de

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