In den letzten Jahren wurden in vielen Forschungsvorhaben vielfältige Konzepte und Verfahren zur energetischen Nutzung von biogenen Reststoffen und Abfällen untersucht und erfolgreich demonstriert. So laufen bereits heute Pilotanlagen für die Nutzung von Landschaftspflegematerial, Stroh, Pferdemist und weiteren bisher ungenutzten Reststoffen, die auf Nachahmer warten. Doch was Bundesenergieminister Sigmar Gabriel vor hat, macht auch dieser Branche den Garaus.

Würden die aktuellen Forderungen in der EEG-Novelle (BMWi Referentenentwurf Stand 04.03.14) umgesetzt werden, würden diese vielversprechenden Ansätze bereits im Keim erstickt.

62 Wissenschaftler aus 36 unterschiedlichen Forschungseinrichtungen aus dem Bereich der Bioenergie zeigen sich besorgt über den jetzt vorliegenden Vorschlag zur Novelle des EEG im Bioenergiebereich. Unter ihnen logischerweise auch die Forscher aus dem 2008 mit viel Tamtam gegründeten Deutschen Biomasseforschungszentrum (DBFZ) in Leipzig.

In den vergangenen Jahren entstand ein dichtes Forschungsnetzwerk für den Bereich der Bioenergie. Gefördert wurde das Netzwerk unter anderem durch das BMUB-Förderprogramm “Energetische Biomassenutzung”.

Viele Pilot- und Demonstrationsvorhaben mit hohem Marktpotenzial für die Erschließung von biogenen Rest- und Abfallstoffen sind in diesem und anderen Forschungsvorhaben entwickelt worden.

Die entwickelten Konzepte und Anlagen leisten durch hohe Effizienz und/oder hoher Treibhausgasreduktionswirkung einen Beitrag zur Transformation des Energiesystems. Dies wird durch die Substitution fossiler Energieträger, hohe Verstromungswirkungsgrade bei gleichzeitiger Wärmenutzung, Erhöhung der Substratflexibilität oder auch durch Regelbarkeit für eine bedarfsgerechte Stromerzeugung erreicht. Bisher haben 90 Verbundprojekte bzw. 225 Einzelprojekte mit Wissenschaftlern und Praxispartnern aus ca. 60 Klein- und Mittelständischen Unternehmen bereits vielversprechende am Markt orientierende Konzepte für die Umsetzung der Ziele auf den Weg gebracht.Mit den Forschungsprojekten konnten in vielen Bereichen wie Emissionsminderung bei Kleinfeuerungs- und Biogasanlagen, Energieerzeugung aus Reststoffen und der zunehmend wichtigeren Flexibilisierung der Stromerzeugung und neuer Wärmeerzeuger kontinuierlich Verbesserungen erreicht werden. Die Wissenschaftler im Förderprogramm “Energetische Biomassenutzung” zeigen sich sehr besorgt über den jetzt vorliegenden Vorschlag zur Novelle des EEG im Bioenergiebereich. Mit den geplanten deutlichen Kürzungen ist keine weitere Entwicklung im Bereich der Stromerzeugung aus Biomasse mehr zu erwarten.

Mit dem EEG 2012 wurde für die Biomasse bereits die erkannte Überförderung abgebaut, schreiben die Forscher. Die Vielzahl der Boni wurde abgeschafft, die Anforderungen an die Anlagen erhöht und die Vergütung stark gekürzt. Die detaillierte Analyse der Effekte des EEG 2012 liegt der Bundesregierung in der Form des EEG-Monitoringberichtes zur Stromerzeugung aus Biomasse vor. Die Einspeiseregelungen des EEG 2012 geben bereits vor, dass die untersuchten Anlagenkonzepte für Biogas, Biomethan und Festbrennstoffe (Holzvergasungsanlagen im untersten Leistungsbereich) nur unter ausgewählten günstigen Randbedingungen wirtschaftlich sind.

Der derzeitige Referentenentwurf zum EEG 2014 sieht nun die Streichung der Einsatzstoffvergütungsklassen (gezielte Förderung erwünschter Biomassesubstrate) und des Einspeisebonus für Biogas in das Erdgasnetz sowie höhere Anforderungen an einen flexiblen Betrieb vor. Die Einspeisevergütung der typischerweise bisher betriebenen Bioenergieanlagen würde damit um rund 35 % reduziert.

Nicht nur für Biomasse, auch für Solar- und Windkraftanlagen will das Wirtschaftsministerium die Rahmenbedingungen radikal verschlechtern. Und das in einer Phase, in der ein großer Teil der deutschen Energieversorgung schon auf alternative Energieträger umgestellt ist. Nun drohen auch noch wichtige Forschungsinvestitionen nutzlos zu werden, weil die Anwendung durch einen nicht wirklich fundierten Regierungseingriff erschwert oder ganz unterbunden wird. Doch während man sich für eine Supertechnologie wie die Atomkraft viele Jahre Vorlaufzeit und milliardenschwere Subventionen gönnte, zeigt man gerade beim Thema alternative Energien eine selbstzerstörerische Ungeduld.

Die Bioenergieforscher weisen jetzt darauf hin, dass die Erforschung wirtschaftlich tragfähiger Lösungen von Industrie, Entwicklern und Planern auf vielen Ebenen verfolgt wird. Anstehende Veränderungen, wie zum Beispiel zukünftig von Anreizen wie dem EEG unabhängig zu werden, brauchen mehr Vorlaufzeit – verbunden mit kontinuierlicher Forschung und Entwicklung. Übergangsregelungen für Systemänderungen sind eine weitere wichtige Notwendigkeit, die in der gegenwärtigen EEG-Debatte nicht ausreichend berücksichtigt wird.

Die neue Flexibilitätsprämie für Biogas-Bestandsanlagen (§32 c) setze nur für wenige große Anlagen Anreize für einen flexiblen Betrieb. Die Neuregelung verhindere sogar, dass die bereits aufgebauten Produktionskapazitäten umfassend für die Flexibilisierung genutzt werden können.

Die Die Stellungnahme der Bioenergieforscher in voller Länge als PDF zum Download.

www.dbfz.de

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