Ein internationales Forscherteam hat herausgefunden, dass die größten Bäume ihr Leben lang die höchste Leistungsfähigkeit in Sachen Kohlendioxid-Speicherung aufweisen. Diese neue Erkenntnis ist immens bedeutsam für die Bewertung des Klimawandels und die Biodiversitätswissenschaft: Bislang lernen Forststudenten, dass Bäume nach ihrer Lebensmitte unproduktiver werden, so meldet das in Leipzig ansässige iDiv.

Die aktuelle Studie, an der auch Forscher des Deutschen Zentrums für Integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig beteiligt sind, ist jetzt in der Online-Ausgabe der renommierten Fachzeitschrift “Nature” veröffentlicht worden und das Ergebnis einer Untersuchung von 38 Forschungseinrichtungen.

Die Wissenschaftler untersuchten insgesamt 673.046 Bäume von mehr als 400 Baumarten und werteten ihre Daten gemeinsam aus.

“Beeindruckend ist, dass 97 Prozent aller untersuchten Arten umso schneller wachsen, je größer sie werden. Dabei haben wir Baumarten von allen Kontinenten und aus verschiedenen Klimazonen untersucht”, erläutert Nadja Rüger, Koautorin der Studie und Wissenschaftlerin am iDiv. “Die Ergebnisse sind eindeutig und haben große Bedeutung für das Verständnis und die Vorhersage der Zusammenhänge zwischen Vegetation, Kohlenstoffkreislauf und Klima.”

Das kontinuierlich beschleunigte Wachstum bedeutet, dass große Bäume das Treibhausgas Kohlendioxid wesentlich effektiver aus der Atmosphäre aufnehmen. Denn ein Baum mit rund einem Meter Durchmesser nimmt dreimal soviel an Biomasse zu wie ein Baum mit nur einem halben Meter Durchmesser. Der gespeicherte Kohlenstoff gelangt erst wieder in die Atmosphäre, wenn der Baum abstirbt.

“Auf den Menschen übertragen, würde dies bedeuten, dass sich unser Wachstum nach der Jugend beschleunigt, anstatt sich zu verlangsamen”, kommentiert Nate Stephenson, Hauptautor der Studie und Waldökologe am United States Geological Survey (USGS) in den USA.

Koautor Adrian Das vom USGS sagt: “Die großen und alten Bäume spielen nach unseren Ergebnissen eine überproportional wichtige Rolle in der Kohlenstoff-Dynamik eines Waldes. Es ist in etwa so, als ob die besten Spieler ihres Lieblingssportvereins ein Haufen 90-Jähriger wäre.”

Prof. Dr. Christian Wirth, iDiv-Direktor und Professor für Spezielle Botanik und funktionelle Biodiversität an der Universität Leipzig erklärt: “Diese Studie legt nahe, dass große, alte Bäume sehr wohl produktiv bleiben können. Die alten Überzeugungen werden durch diese Arbeit immer mehr infrage gestellt.” Die Untersuchung ging aus einem Workshop hervor, bei dem Feldbiologen mit Analytikern zusammenarbeiteten. “Die Arbeit zeigt, dass solche internationalen Forschungskooperationen, die eine zentrale Säule unseres Forschungszentrums iDiv sind, großes Potenzial haben, die Wissenschaft voranzubringen”, sagt Wirth.

Die Studie “Rate of tree carbon accumulation increases continuously with tree size” ist das Resultat der Zusammenarbeit von Forschern aus 38 Universitäten, Behörden und Nichtregierungsorganisationen aus den USA, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Spanien, Kolumbien, Argentinien, Panama, Kamerun, der Demokratischen Republik Kongo, China, Thailand, Taiwan, Malaysia, Australien und Neuseeland.

Publikation: Nature doi: 10.1038/nature12914

www.nature.com/nature/journal/vaop/ncurrent/full/nature12914.html

www.idiv.de

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