Mit welchen Wetterextremen müssen wir in Sachsen in Zukunft rechnen? Welche politischen Entscheidungen müssen getroffen werden, damit die Region trotz Klimawandel attraktiv und lebenswert bleibt? Und wie lässt sich privat vorsorgen? Das Projekt REGKLAM unter Leitung des Leibniz-Instituts für ökologische Raumentwicklung (IÖR) in Dresden zeigt die Folgen des zu erwartenden Klimawandels in der Region in den kommenden Jahrzehnten auf und macht deutlich, welche Anpassungsmaßnahmen deshalb heute schon getroffen werden können.

“Es reicht nicht, den Klimawandel zu erforschen. Ebenso wichtig ist es, Konsequenzen aus den Forschungsergebnissen zu ziehen und schon jetzt geeignete Anpassungsmaßnahmen zu ergreifen”, betont Professor Bernhard Müller, Direktor des IÖR und Lehrstuhlleiter an der TU Dresden. Deshalb habe man bereits vor fünf Jahren eines der größten deutschen Klimaanpassungsprogramme in Deutschland auf den Weg gebracht. “Die Empfehlungen und konkreten Vorschläge gelten aber nicht nur für Dresden und sein Umland, sondern können häufig auch auf andere Großstädte und Regionen in Deutschland übertragen werden”, betont Bernhard Müller.

Im Umgang mit dem Klimawandel und seinen Folgen seien zunehmend regionale Strategien gefragt, denn regional unterscheide sich der Klimawandel teilweise erheblich von den globalen Trends und habe deshalb auch spezifische Auswirkungen. Wie die Folgen der Klimaveränderung speziell im Raum Dresden aussehen, hat ein Verbundprojekt mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) seit 2008 erforscht. REGKLAM – das Regionale Klimaanpassungsprogramm für die Modellregion Dresden – hat anhand von Klimaszenarien die Veränderungen der Region für die kommenden Jahrzehnte ermittelt und gemeinsam mit Partnern aus Wirtschaft und Verwaltung daraus resultierende Anpassungsmaßnahmen abgeleitet. Mit 81 Forschungsberichten, einer eigenen Buchreihe, branchenspezifischen Faktenblättern und über 100 Artikeln in Fachzeitschriften ist REGKLAM eines der bisher größten Forschungsprojekte zur Klimaanpassung in Deutschland.

Klimawandel in Sachsen: Hitzewellen und heftige Sommergewitter werden häufiger

Als Projektpartner hat die Professur für Meteorologie der Technischen Universität Dresden in Zusammenarbeit mit der TU Bergakademie Freiberg anhand von mehreren Klimamodellen mögliche Szenarien für die zukünftige klimatische Entwicklung ausgewertet. Bis zum Jahr 2100 sagen die Forscher einen Temperaturanstieg zwischen 1,4 und 3,2 °C für die Region Dresden voraus.

Welche Folgen das in Zukunft haben wird, erläutert der Leiter der Professur Prof. Dr. Christian Bernhofer: “Für die Region im Südosten Deutschlands bedeutet der Klimawandel eine Zunahme der sommerlichen Wärmebelastung vor allem in den Städten. Heiße Tage mit über 30 °C werden am Ende des Jahrhunderts deutlich häufiger auftreten. Ihre Anzahl wird sich wahrscheinlich verdreifachen. Diese hohen Temperaturen führen zu einem wachsenden Risiko heftiger Sommergewitter mit Hagel und der Gefahr lokaler Überschwemmungen. Trotzdem muss auch mit häufigeren langanhaltenden Dürreperioden von bis zu drei Wochen gerechnet werden. Insbesondere die Landwirtschaft im Nordosten von Sachsen wird sich durch geringe Niederschläge und die steigenden Temperaturen auf Zeiten mit extremer Wasserknappheit einstellen müssen.”Anpassen statt Abwarten

Die Folgen dieser Veränderungen betreffen alle Lebens- und Arbeitsbereiche vom Hausbau bis hin zur Planung städtischer Infrastruktur, von der gewerblichen Wirtschaft bis hin zur Land- und Forstwirtschaft. Nach Studien des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) werden im Osten Deutschlands bis zum Jahr 2040 die Schäden durch sommerliche Unwetter um bis zu 40 Prozent zunehmen. Die rechtzeitige Anpassung an die Risiken sei also nicht nur sinnvoll, sondern dringend geboten. Dabei muss Klimaanpassung nicht mit immensen Investitionen einhergehen.

“Kommunale Infrastrukturen, Planungen, Gebäude oder die Haustechnik müssen ohnehin in regelmäßigen Zeitabständen erneuert werden. Oftmals ist es sinnvoll, die notwendigen Anpassungen im Zuge der anstehenden Arbeiten mitzudenken, ohne gesondert hohe Investitionen auf den Weg bringen zu müssen. Aber gerade bei langfristigen Investitionen und Planungen sollte der Klimawandel besser heute als morgen berücksichtigt werden”, so Alfred Olfert, Koordinator von REGKLAM.

Das Anpassungsprogramm für die Region

Das Integrierte regionale Klimaanpassungsprogramm für die Modellregion Dresden fasst alle notwendigen Anpassungsmaßnahmen für die Bereiche Wirtschaft, Städtebau, Land- und Forstwirtschaft, Wasser und Naturschutz zusammen. In einzelnen Kapiteln wird erläutert, wo dringender Handlungsbedarf besteht und welche Maßnahmen von Politik und Gesellschaft ergriffen werden sollten. Spezielle Maßnahmeblätter verdeutlichen, wie die einzelnen Vorschläge praktisch umgesetzt werden können. Im Oktober wird das Klimaanpassungsprogramm offiziell der Region als Handlungsempfehlung übergeben. Schon jetzt steht ein Großteil der Forschungsergebnisse allen Interessierten zur Verfügung. Das Klimaanpassungsprogramm sowie die Projektwebseite stellen die wichtigsten Aussagen vor und verweisen auf weitere Informationsquellen, an denen sich Bürger, Gewerbetreibende, Land- und Forstwirte, öffentliche Behörden und Politiker über Möglichkeiten und Notwendigkeiten der Klimaanpassung informieren können.

“In den vergangenen Jahren haben wir in REGKLAM viel dafür getan, die Zusammenhänge und Handlungsmöglichkeiten zur Anpassung an den Klimawandel bewusst zu machen. Es bleibt aber in der Verantwortung jedes Einzelnen, die notwendigen Vorkehrungen zu treffen, um die Folgen des Klimawandels erträglicher zu gestalten. Auf die Politik und die öffentliche Verwaltung, aber auch für die Wirtschaft und die Bürger kommen damit neue Aufgaben zu, die man ernst nehmen muss. Unser Handeln heute entscheidet über die Zukunft unserer Kinder und Enkel”, betont Bernhard Müller.

Quelle: IÖR

Das Regionale Klimaanpassungsprogramm für die Modellregion Dresden, alle Forschungsberichte und weitere Informationen zum Projekt REGKLAM findet man unter: www.regklam.de

Das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR): www.ioer.de

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