Ab Samstag, 22. Juni, sprechen im Botanischen Garten der Universität Leipzig die Pflanzen. Dann eröffnet der "Wasserpfad", ein Projekt des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig, das dessen Direktor, Prof. Dr. Christian Wirth, erdacht und gemeinsam mit den Mitarbeitern des Gartens verwirklicht hat.
Entlang der 21 Stationen des Pfades werden “Pflanzenbotschafterinnen” von sich und ihrem Umgang mit Wasser berichten – zu lesen in einer illustrierenden Broschüre, zu hören über das Smartphone des Besuchers oder beides: über eine interaktive Grafik im Internet.
Der “Wasserpfad” wurde im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit des Forschungszentrums iDiv und mit finanzieller Unterstützung der Sparkasse Leipzig realisiert. Konzipiert wurde der Lehrpfad für Besucher ab 12 Jahre. Eine Version speziell für jüngere Kinder ist noch geplant. Er ist der erste von weiteren themenspezifischen Pfaden, die in naher Zukunft im Botanischen Garten der Universität Leipzig dauerhaft eingerichtet werden sollen.
“Auf dem Pfad werden Besucher erfahren, warum Pflanzen dringend Wasser brauchen, welche Wunder sie vollbringen, um immer genug davon zur Verfügung zu haben, und auch was sie tun, wenn es ,zu viel des Guten’ und Wasser im Überfluss vorhanden ist”, sagt Wirth, der Leiter der AG Spezielle Botanik und Funktionelle Biodiversität am Institut für Biologie und Direktor des Botanischen Gartens der Universität Leipzig ist. “Unter den auf das Pflanzenleben wirkenden Factoren ist keiner so durchsichtig als der Einfluss des Wassers”, zitiert er Andreas W. F. Schimper (1856-1901), den berühmten deutschen Botaniker und Begründer der Pflanzenökologie. “Wasser ist also ein Schlüssel für das Verständnis der pflanzlichen Biodiversität.”Beinahe wöchentlich werden von Wissenschaftlern neue Pflanzenarten beschrieben, unaufhörlich wächst damit die Zahl der etwa 350.000 bekannten Pflanzenarten auf der Erde. “Davon gleicht keine der anderen. Jede hat einen eigenen genetischen Code, ein eigenes Aussehen, eine eigenes Verbreitungsgebiet, eine eigene chemische Zusammensetzung und ganz besondere eigene Fähigkeiten”, fasst Wirth zusammen. “Diese Eigenheiten machen die Biodiversität unseres Planeten aus.”
Die 5.057 Pflanzenarten im Botanischen Garten der Universität Leipzig präsentieren nicht nur die Biodiversität auf der Erde, sie erzählen auch allein durch ihre Anordnung eine Geschichte. So sind die meisten Arten so gepflanzt, dass sie wichtige Vegetationsbilder und die Vielfalt der Ökosysteme darstellen. Besucher können sich auf ihrer Erkundungstour in die “asiatische Steppe” oder das “Alpinum” im Freiland begeben, in den Gewächshäusern eröffnet sich ein Blick in die Flora tropischer Regenwälder. “In unserer systematischen Abteilung dagegen sind die Pflanzen nach ihrer Verwandtschaft und Entwicklungsgeschichte gruppiert. Aber jenseits von Pflanzengeographie und Evolution gibt es unzählige weitere Geschichten, die erzählt werden können”, erklärt Wirth.
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Auch der “Wasserpfad” hat die Aufgabe, eine botanische Geschichte zu erzählen und dabei quer durch die verschiedenen Abteilungen des Gartens zu führen. Tropfenförmige Pfadsymbole kennzeichnen die Stationen und machen mit Schlagzeilen wie “Wenn der Wasserfaden reißt, knackt es” neugierig auf die Geschichte, die dahinter steckt. Die erzählt an dieser Station ein Zucker-Ahornbaum (Acer saccharum) so weiter: “Ein gerissener Wasserfaden kann maximal acht Meter hoch angesaugt werden. Danach wird das Gewicht des Wasserfadens so groß, dass nur noch die Luftblasen in ihm ausgedehnt werden. Das Wasser kann nicht mehr aufsteigen …”
Zu jeder Station gehören erklärende Bilder oder Grafiken und zusätzlich gezeigte Exponate in der Informationsbroschüre. Der Biodiversitätsexperte verspricht auch dem Laien viele “Aha-Erlebnisse”: “Die Besucher brauchen dafür wenig Vorkenntnisse, aber viel Neugier und etwas Zeit.” Regelmäßige “Wasserpfad”-Führungen sind geplant.
Veranstaltungstipp: Am Samstag, 22. Juni, um 10 Uhr, findet anlässlich der Eröffnung des Wasserpfades eine öffentliche Führung mit Prof. Dr. Christian Wirth statt. Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei.
Quelle: Katrin Henneberg / Uni Leipzig
Der Botanische Garten der Universität Leipzig: www.uni-leipzig.de/bota
Das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv): www.idiv-biodiversity.de
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