Verpackungen, auf denen Produkte plastisch wirken, Laminat oder Arbeitsplatten im Schiefer-Look, die trotz realistischem Aussehen leicht zu reinigen sind: Im März 2013 starten an der HTWK Leipzig die Praxistests im Forschungsprojekt "iHAPT" zu neuen Anwendungen und Produkten für die Druck- und Verpackungsindustrie. Ziel ist es, Produkte wie Verpackungen oder Dekorartikel mit neuartigen und realistisch wirkenden Effekten - optisch wie haptisch - herstellen zu können.
Forschungspartner ist der Druck- und Prägeformenhersteller Sächsische Walzengravur GmbH aus der Nähe von Chemnitz, der für die praktische Umsetzung verantwortlich ist. Technologiepartner ist die Dr. Wirth Gravursysteme GmbH aus Frankfurt/Main, welche Gravurmaschinen sowie 3D-Scanner entwickelt.
Die SWG (Gründung 1890) mit Sitz in Frankenberg bei Chemnitz ist Teil der weltweit agierenden Janoschka Gruppe und dank der Kooperation zwischen den einzelnen Janoschka-Standorten immer nah am Kunden. Egal ob Verpackungen, Servietten, Textilien, Sicherheitsdruck, Prägeanwendungen, etc. – überall im täglichen Leben finden sich die Arbeitsergebnisse der SWG. Mit Tief-, Flexo- und Siebdruckformen, Bildbearbeitung sowie Sleeves und einer eigenen Zylinderfertigung bietet SWG ein vielfältiges Produktportfolio in der Druckvorstufe. Auch Spezialanfertigungen z.B. für den Wertpapierdruck oder gedruckte Elektronik gehören dazu. Mit neuester Anlagetechnik, hochqualifiziertem Personal sowie stetiger Weiterentwicklung in der eigenen F&E-Abteilung verbindet das Unternehmen Tradition und Innovation.
Das iP3 Leipzig wurde Ende Juni 2012 an der HTWK Leipzig gegründet und ist ein In-Institut der Fakultät Medien. Ziel ist, die Ansprechpartner für Forschung über die gesamte Prozesskette des Druckens (Druckvorstufe, Druck, Werkstoffe, Veredelung, Qualitätskontrolle, Verpackung) zu bündeln und so die vorhandenen Ressourcen besser zu nutzen. Die HTWK Leipzig ist eine von insgesamt nur fünf Hochschulen in Deutschland, an der Ingenieure für die Druckindustrie ausgebildet werden und eine von zwei Hochschulen, die Ingenieure für die Verpackungstechnik ausbildet.
Prof. Lutz Engisch, Professor für Werkstoffe an der HTWK Leipzig und Institutsdirektor des iP3 Leipzig, an dem das Forschungsprojekt angesiedelt ist: “Die HTWK Leipzig ist eine von wenigen Hochschulen in Deutschland, an der Ingenieure für die Druck- und Verpackungsindustrie ausgebildet werden. Wir haben traditionell gute Beziehungen zur Druck- und Verpackungsindustrie in Sachsen und darüber hinaus.”
Laut Engisch geht es in dem Forschungsprojekt darum, neue Produkteigenschaften und technisch beherrschbare Prozesse zu entwickeln sowie deren Einbettung in die bestehenden Prozesslandschaften zu planen: “Wir arbeiten an einer völlig neuartigen Produktkategorie: In Zukunft könnten Verpackungen, Geschenkpapier oder Servietten schon im Planungsprozess und beim Ausdruck so realistisch wirken, dass man einen räumlichen Eindruck bekommt. Dann sind nur noch schwache Prägungen nötig, um einen optisch wie haptisch realistischen Eindruck zu erzielen.” Technologische Triebkraft ist die Entwicklung der Laserdirektgravur, die die Herstellung von Prägewerkzeugen effektiver machen und den Einsatz neuer Werkstoffe ermöglichen soll.
Projektmitarbeiter Markus Schumacher, M.Sc., Absolvent des Studiengangs Angewandte Mathematik an der HTWK Leipzig, erklärt die Möglichkeiten dieses Verfahrens: “Eine so hergestellte Schieferdekor-Arbeitsplatte sieht dann aus wie Schiefer, Holzlaminat wie alte Dielen, sie lassen sich aber deutlich besser reinigen. Für diese Anwendung gibt es noch keine Erfahrungen und Richtwerte, etwa für das Verhalten des Materials. Wir forschen daran, die nötigen technischen Prozesse in einen funktionierenden Workflow zu integrieren – vom Scan über die Datenverarbeitung, den Druck und die Prägung mit lasergravierten Walzen. Wir sind die erste Forschungseinrichtung, die dabei den gesamten Prozess abbildet.”
Michael Wiegner, Kaufmännischer Leiter der Sächsischen Walzengravur GmbH: “Vom Fernsehen bis zur Postkarte – 3D ist der aktuelle Trend. Unsere Kunden suchen daher nach Möglichkeiten, ihre Verpackungen, Möbelfolien oder weitere Produkte plastisch wirken zu lassen. Ob durch Prägung, spezielle Druckverfahren oder eine Kombination aus beidem – das optimale Verfahren muss gefunden und an die speziellen Eigenschaften der zu bedruckenden und zu prägenden Stoffe angepasst werden. Deshalb arbeiten wir in dem Projekt mit der HTWK Leipzig zusammen und suchen gemeinsam nach neuen Möglichkeiten auf diesem Gebiet. In der engen Kooperation mit der HTWK Leipzig bringen wir die Wünsche des Marktes ein und prüfen die gemeinsam gewonnenen Forschungsergebnisse auf Anwendbarkeit. Dank jahrelanger Zusammenarbeit mit der HTWK Leipzig und anderen Hochschulen Sachsens ist auf beiden Seiten ein großes Know-how und gegenseitiges Vertrauen für die Umsetzung dieser Forschungsprojekte entstanden.”
Das Projekt “iHAPT – Entwicklung eines neuartigen, kombinierten Druck-Präge-Verfahrens für die Herstellung hochqualitativer, semihaptischer Strukturen” ist das erste Forschungsprojekt des neuen Institutes iP3 Leipzig, das im Juni 2012 als In-Institut der Fakultät Medien der HTWK Leipzig gegründet worden war wurde. “In diesem Bereich – haptische Effekte für Druck- und Verpackungsanwendungen – soll jetzt und in Zukunft der Schwerpunkt unserer Forschungstätigkeit am iP3 Leipzig liegen”, so Professor Engisch.
Das Projekt läuft von Mitte 2012 bis Mitte 2014 und wird von der Sächsischen Aufbaubank (SAB) gefördert.
Das Institute for Printing, Processing and Packaging – iP3 Leipzig: http://ip3.htwk-leipzig.de
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