Arithmetische Kodierung - schon mal gehört? Selbst beim digitalen Fotografieren geht es um Mathematik. Jede Digitalkamera ist auch ein kleiner Rechner, der das, was durch die Linse reinkommt, umwandelt in Dateien. Damit überhaupt eine Menge davon auf den Speicherchip passen, müssen die Aufnahmen komprimiert werden. Ein Stück elektronischer Mathematik, bei dem Leipziger Forscher jetzt einen neuen Erfolg verkünden.
Eine Forschergruppe des Instituts für Angewandte Informatik (InfAI) e.V. an der Universität Leipzig hat die neueste Version der Softwarebibliothek “libjpeg” veröffentlicht und damit einen Meilenstein in der Bildkomprimierung gesetzt, teilt die Uni Leipzig mit.
Sie ist die Basis zur Verarbeitung von Bildern im JPEG-Format und wird in weltweit unzähligen Anwendungen etwa von Softwareherstellern oder in der Fotoindustrie unter kostenfreier Lizenz verwendet. Das Update auf Version 9 ermöglicht nach 15 Jahren kontinuierlicher Weiterentwicklung erstmals die verlustfreie Komprimierung und bietet damit Endnutzern wie industriellen Anwendern sehr hohen Mehrwert.
Softwareanbieter wie Mozilla Firefox, Irfanview, Picasa, Debian Linux, Steinberg, Kaspersky und viele andere nutzen die von der Forschergruppe entwickelte Lösung für die Bildbearbeitung und Datenkomprimierung. Diese ist ebenso in Handy-, Smartphone- und Fotokameras integriert.
Die JPEG-Version 9 der Softwarebibliothek “libjpeg” realisiert erstmals die verlustfreie Bildkomprimierung auf eine Weise, die im Vergleich zu anderen populären Verfahren wie etwa Portable Network Graphics (PNG) nochmals kleinere Fotos liefert, so die Auskunft des Instituts für Angewandte Informatik e.V., das als An-Institut der Universität Leipzig arbeitet.
Bei der neuen Version profitieren Hersteller wie Endnutzer von einer höheren Bildqualität. “Mit der Veröffentlichung der Version 9 sind wir bei der verlustfreien Komprimierung im bewährten JPEG-Format einen großen Schritt vorangekommen. Wir schaffen damit die Grundlage für zukünftige Anwendungen im industriellen Software- und Hardwarebereich”, sagt Roland Fassauer, Geschäftsführer des InfAI.Die erste Version der Software wurde vor 22 Jahren (1991) zusammen mit der Einführung des JPEG-Standards vorgestellt.
Die Softwarebibliothek “libjpeg” wird seitdem als Grundlage zur Verarbeitung von Bildern im JPEG-Format in unzähligen Applikationen verwendet. Die neue am InfAI entwickelte Version JPEG/libjpeg 9 rundet eine Gruppe von Format- und Funktions-Erweiterungen ab, die in den Jahren zuvor schrittweise eingeführt wurden. Neu hinzugekommen sind Funktionen zur verbesserten Komprimierung (arithmetische Kodierung), vielfältig nutzbare neue Skalierungsfunktionen (“SmartScale”), sowie Optionen zur völlig verlustfreien Komprimierung.
Das Institut für Angewandte Informatik e.V. fördert als An-Institut der Universität Leipzig Wissenschaft und Forschung auf den Gebieten der Informatik und Wirtschaftsinformatik. Derzeit forschen dort 50 Mitarbeiter.
Das Institut für Angewandte Informatik e. V. an der Universität Leipzig: www.infai.org
“libjpeg” in der englischsprachigen Wikipedia: http://en.wikipedia.org/wiki/Libjpeg
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