Ein neues Vorhaben der Berlin-Brandenburgischen Akademie (BBAW) und der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (SAW) wurde bewilligt, teilt die SAW mit. Es dient einem der aufregendsten Forschungsgebiete - der Erkundung der Sprache im Alten Ägypten. Die ägyptische Sprache zählt zu den frühesten bezeugten Sprachen. Mit ihrer 4.500-jährigen Geschichte ist sie zugleich die Sprache mit dem längsten schriftlichen Überlieferungszeitraum der Menschheit.

Sie präsentiert das Universum des Wissens einer der prägenden Kulturen der Alten Welt. Als Beitrag zur Wahrung dieses kulturellen Erbes haben die Wissenschaftsakademien in Berlin und Leipzig gemeinsam das Akademienvorhaben “Strukturen und Transformationen des Wortschatzes der ägyptischen Sprache. Text- und Wissenskultur im alten Ägypten” initiiert. Es wurde am Freitag, 16. November, von der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) neu in das Akademienprogramm von Bund und Ländern aufgenommen.

Der Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Günter Stock, und der Präsident der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, Pirmin Stekeler-Weithofer, betonen ihre Freude darüber, dass die langjährige und bewährte Zusammenarbeit der Leipziger und Berliner Ägyptologie, aus der schon das weltweit genutzte gedruckte Wörterbuch der ägyptischen Sprache sowie die digitale Textdatenbank Thesaurus Linguae Aegyptiae hervorgegangen sind, auf diese Weise fortgesetzt werden könne.

Die einander ergänzenden Arbeitsstellen beider Akademien werden der linguistischen und kulturwissenschaftlichen Erforschung der ägyptischen Sprache ein neues Fundament geben und beim Aufbau eines umfassenden, philologisch-linguistisch annotierten, digitalen Corpus ägyptischer Texte aus allen Sprach- und Schriftepochen zusammenarbeiten. Dadurch soll das Projekt einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, den Wortschatz des Ägyptischen, seine Strukturen und seinen Wandel sprach-, text- und kulturgeschichtlich sowie im Kontrast von Allgemein- und Fachsprache im Internet darzustellen, durch Instrumente der dynamischen Recherche und Analyse zu erschließen und schließlich der Forschung in der ganzen Komplexität seiner linguistischen, historischen und sozialen Realität verfügbar zu machen, und dies über die engeren Fachgrenzen hinaus.

Das Akademienvorhaben hat eine Laufzeit von 22 Jahren. Antragsteller waren Prof. Dr. Stephan Johannes Seidlmayer (Kairo/Berlin), Prof. Dr. Hans-Werner Fischer-Elfert (Leipzig) sowie Prof. Dr. Joachim Friedrich Quack (Heidelberg). Ein anderes Projekt feiert dafür jetzt seinen Abschluss.Internationales Kolloquium und Festvortrag zum Altägyptischen Wörterbuch am 29./30. November in Leipzig

Mit dem internationalen wissenschaftlichen Kolloquium “Das ‘Altägyptische Wörterbuch’ und die Lexikographie der Ägyptisch-Koptischen Sprache”, das vom 29. bis zum 30. November in der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig stattfinden wird, beschließt das “Altägyptische Wörterbuch” seine 14-jährige Forschungstätigkeit. Wissenschaftler aus Belgien, der Schweiz und Deutschland werden das Erreichte würdigen, neue Ergebnisse und Ansätze der ägyptischen Wortschatzforschung vorstellen und Perspektiven für die Zukunft der ägyptischen Lexikographie und Lexikologie entwickeln.

Einen besonderen Höhepunkt bietet das Abschlusskolloquium mit dem Öffentlichen Festvortrag am Donnerstag, 29. November, um 18.30 Uhr, im Hörsaal I der Leipziger Universität. Prof. Wolfgang Schenkel spricht dann über “Die Farben aus der Sicht der Alten Ägypter”, alle Interessenten sind herzlich eingeladen.

Am 31. Dezember 2012 endet planmäßig das Akademie-Vorhaben “Altägyptisches Wörterbuch”. Seit Projektbeginn 1999 wurde in der Leipziger Arbeitsstelle der Wortschatzbestand der altägyptischen literarischen Texte in hieroglyphischer und hieratischer Schrift digital erschlossen. Etwa 40 Erzählungen, Mythen und Märchen, 11 Reden, Dialoge und Klagen, 20 Weisheitstexte, 150 Lieder und Gedichte, 24 Satiren, 130 historische und biographische Texte sind nun neu bearbeitet, vollständig übersetzt und lexikalisch und grammatisch annotiert.

Die Themen dieser Texte sind nicht nur für die Wissenschaft ergiebig, sondern erstaunlich aktuell: die Loyalität zum Herrscher, das Leben im Exil, Fragen nach Gerechtigkeit, richtigem Benehmen oder Erziehung der Jugend, ja sogar die Selbstmordproblematik werden unter anderem darin angeschnitten. All’ diese Texte sind im Internet in der digitalen Textdatenbank “Thesaurus Linguae Aegyptiae” sowohl für Fachwissenschaftler als auch für interessierte Laien frei zugänglich. In einer gelungenen Kooperation haben die Leipziger Forscher gemeinsam mit Forschergruppen der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur diese Datenbank aufgebaut, die zugleich als großes Online-Wörterbuch mit umfangreichen Abfragemöglichkeiten nutzbar ist.

In dieser virtuellen Bibliothek altägyptischer Texte nun auch den Wandel der Sprache über einzelne Sprachstufen hinweg erschließbar zu machen, ist das Ziel des nun neu bewilligten Akademie-Projekts in den nächsten 22 Jahren.

Erreichbar ist sie unter: http://aaew.bbaw.de/tla/

www.saw-leipzig.de

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