Seit Montag, 30. Juli, tagt in Leipzig die 16. Internationale Konferenz zu Wolken und Niederschlag (ICCP 2012) - und sie beschäftigte sich auch mit einem Thema, das auf die Klimaerwärmung durchaus einen Einfluss haben könnte: den Abgasen des Schiffsverkehrs, die man bisher noch als Kühlfaktor betrachtete. Das könnte ein Irrtum gewesen sein.

Die Auswirkungen der Abgase des globalen Schiffsverkehrs auf die Bildung von Wolken ist vermutlich geringer als bisher angenommen. Dazu hatten die Forscher des Max-Planck-Instituts für Meteorologie sowie der Universitäten Leipzig, Oxford und Monash Schiffsemissionen wie Schwefeldioxid, Ruß und Feinstaub in ein globales Aerosol-Klima-Modell eingearbeitet, um die indirekten Aerosoleffekte des Schiffsverkehrs zu untersuchen.

Einer neuen Hochrechnung zufolge tragen diese Emissionen zu einem Kühlungseffekt von nur -0,32 bis -0,07 Watt pro Quadratmeter bei. Dies sei halb so stark wie frühere Berechnungen, berichten die Wissenschaftler auf der Internationalen Konferenz zu Wolken und Niederschlag (ICCP 2012) in Leipzig. Die Wirkung von Wolken auf den globalen Klimawandel ist eines der Themen der Konferenz.

Weil die Treibhausgasemissionen des globalen Schiffsverkehrs vom Kyotoprotokoll nicht reguliert werden, sind Schiffe eine der letzten unkontrollierten Quellen, mit denen die Menschheit zur globalen Erwärmung beiträgt. Die dunklen Rußpartikel absorbieren in der oberen Atmosphäre Sonnenstrahlung, tragen aber auch indirekt zu anderen Effekten wie der Bildung unterschiedlicher Wolken bei.
Insgesamt wird den Emissionen der Schiffe daher momentan eine kühlende Wirkung zugeschrieben. Allerdings warnen Wissenschaftler davor, dies als Argument für ein Hinauszögern von Regulierungsmaßnahmen zu nutzen. Denn die dadurch entstandenen Wolken sind nur relativ kurz am Himmel, die Treibhausgase dagegen Jahrzehnte in der Atmosphäre.

“Im Modell zeigte sich, dass die Größenverteilung viel mehr Einfluss hat als die Gesamtmenge der Emissionen”, erläutert Prof. Johannes Quaas von der Universität Leipzig. “Aus den Satellitendaten kann man derzeit keine globalen Effekte von Schiffsemissionen auf Wolken identifizieren – außer natürlich den ‘Ship tracks’, die man in einigen wenigen Situationen sehr kleinräumig sieht.”

Bisher sind die Hochrechnungen nur eine vorsichtige Annäherung. Die Arbeiten werden deshalb fortgesetzt. “Wir arbeiten daran, aus der Kombination von Modell und Beobachtung eine verlässliche Abschätzung zu geben, wie stark der Klimaeinfluss der Schiffsemissionen maximal ist.”

Die 16. Internationale Konferenz zu Wolken und Niederschlag (ICCP 2012) findet vom 30. Juli bis 3. August 2012 im Hörsaalgebäude der Universität Leipzig statt. Gastgeber sind das Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (IfT) und das Leipziger Institut für Meteorologie (LIM) der Universität Leipzig. Die ICCP ist für Wolken- und Niederschlagsforscher die weltweit wichtigste und größte Konferenz. Anwesend sind rund 500 Teilnehmer aus 37 Ländern, die fast 650 verschiedene Beiträge präsentieren. Damit ist die Leipziger Konferenz die größte aller bisher veranstalteten Wolken- und Niederschlagskonferenzen.

Quelle: Tilo Arnhold

Konferenz ICCP-2012: Veranstalter der Konferenz ist die Internationale Kommission für Wolken und Niederschlag (ICCP), eine Institution der Internationalen Assoziation für Meteorologie und Atmosphärische Wissenschaften (IAMAS). Ziel der ICCP ist es, durch die Organisation von Konferenzen, Workshops und Symposien die Forschung im Bereich von Wolken und Niederschlag in der Welt zu stimulieren. Das erste Internationale Wolkenphysik-Meeting fand 1954 in Zürich statt.

Eine Suche nach großskaligen Auswirkungen von Schiffsemissionen auf Wolken und Strahlung mit Satellitendaten: www.mpimet.mpg.de

Homepage der Tagung: http://iccp2012.tropos.de

www.iccp-iamas.org

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