Stress gehört zum Leben. Aber nicht jeder Stress tut gut. Und manche Stresserfahrung in jungen Jahren wird zu einer Bürde fürs Leben. In Leipzig startet am Montag, 3. September, ein neues Forschungsprojekt, das die Folgen stressreicher Lebenserfahrung in der Kindheit erforschen will. Das zunächst auf drei Jahre angelegte Projekt wird mit 2,5 Millionen Euro aus Bundesmitteln gefördert. Und auch Leipzigs Jugendamt macht mit.

Unter der Leitung von Professor Kai von Klitzing, Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Kindes- und Jugendalters, hat die Medizinische Fakultät den Grundstein für eine fachübergreifende Zusammenarbeit gelegt. Die Jugendämter in Leipzig und München sind aktiver Teil des Forschungsverbundes und werden Daten beisteuern. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt das Verbundprojekt mit rund 2,5 Millionen Euro.

Die Förderung geht zurück auf die Initiative des runden Tisches “Sexueller Kindesmissbrauch in Abhängigkeits- und Machtverhältnissen”, der von der Bundesregierung im Jahr 2010 eingerichtet wurde. In der Beratungsphase wurde unter anderem beschlossen, deutsche Forschungsverbünde zu Verhaltensstörungen im Zusammenhang mit Gewalt, Vernachlässigung, Misshandlung und Missbrauch in Kindheit und Jugend in einem Wettbewerb auszuschreiben.
Der in Leipzig initiierte Verbund “Stresserfahrungen im Kindesalter und ihre Folgen für die seelische Gesundheit”, dem auch Wissenschaftler von der TU Dresden, aus dem Max-Planck-Institut für Psychiatrie angehören, wurde von einem internationalen Wissenschaftlergremium positiv bewertet und erhielt deshalb den Zuschlag.

Zu stressreichen Erfahrungen zählen unter anderem körperliche und seelische Misshandlungen sowie Vernachlässigung. Rückblickend werden sie im weiteren Leben häufig als Auslöser für Angst- oder Depressionserkrankungen angeführt. Dass es sich tatsächlich um typische Verlaufsmuster von der negativen Lebenserfahrung hin zur psychischen Erkrankung handelt, dazu gibt es in der Forschung bislang nur wenige gesicherte Zahlen. Auch die Frage, warum manche Menschen nach der Misere erkranken und manche nicht und welche Schutzmechanismen zum Tragen kommen, ist noch völlig offen.

Das Leipziger Projekt will diesen Zustand ändern. Ziel ist es, die psychosozialen und biologischen Mechanismen, die solche Erfahrungen nach sich ziehen, genauer zu verstehen und in der Folge auch verbesserte Ansatzpunkte für die Behandlung betroffener Kinder abzuleiten. Besonders an dem Forschungsverbund ist außerdem, dass in ihm hochkarätige Grundlagenforscher und anwendungsorientierte Mediziner sowie Sozialarbeiter zusammenarbeiten.

Am Montag, 3. September, findet in Leipzig das erste Verbundtreffen zum Auftakt der Forschungsaktivitäten statt. Teilnehmer werden unter anderem sein: das Leipziger Team um Prof. von Klitzing, außerdem Dr. Marcus Ising, Leiter der Abteilung Molekularpsychologie des Max Planck Instituts für Psychiatrie München, Mitarbeiter der Abteilung Biopsychologie der TU Dresden um den bekannten Stressforscher Prof. Clemens Kirschbaum sowie die Leiter der Jugendämter München und Leipzig, Maria Kurz-Adam und Siegfried Haller.

Quelle: Uni Leipzig

kjp.uniklinikum-leipzig.de

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