Mit einer Exkursion über Wiesen am Rande Leipzigs haben Wissenschaftler ein neues Projekt gestartet, das Daten zum Großen Wiesenknopf sammeln wird, um die Rolle dieser Pflanze im Ökosystem Wiese zu untersuchen. Der Große Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis) ist für viele Insekten und andere Wirbellose eine wichtige Nahrungsgrundlage, darunter auch für besonders gefährdete Tagfalter wie die Wiesenknopf-Ameisenbläulinge. Ohne diese Pflanze können diese Schmetterlinge nicht überleben.
Im Rahmen des Tagfaltermonitoring Deutschlands sammeln seit 2005 über 500 Freiwillige bundesweit Daten über Schmetterlinge. Dieses Beobachtungsnetz soll jetzt im Wissenschaftsjahr 2012 – Zukunftsprojekt ERDE durch ein Monitoring des Wiesenknopfs ergänzt werden, das vom Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird. “Citizen Science”, Wissenschaft zum Mitmachen, ist ein Ansatz, der immer mehr an Bedeutung gewinnt und der in der aktuellen Ausgabe des UFZ-Newsletters ausführlich vorgestellt wird.
Der Große Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis) ist eine typische Grünlandpflanze, die von vielen Insekten als Nahrungspflanze genutzt wird. Die Blühphänologie, der Lebensraum und insbesondere die Blütenbesucher des Großen Wiesenknopfes sollen auf der Webseite www.ufz.de/wiesenknopf/ eingegeben werden.
Den Lebensräumen des Wiesenknopfes kommt eine besondere Bedeutung für den europaweiten Artenschutz zu – besonders auch dadurch, dass es sich um landwirtschaftlich genutzte Flächen handelt. Zwei prominente Besucher des Großen Wiesenknopfes sind der Helle und der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling Maculinea teleius und Maculinea nausithous. “Wir wollen daher wissen, wann und wo in Deutschland der Große Wiesenknopf blüht und welche Insekten ihn besuchen”, sagt Agrarökologe Dr. Josef Settele vom UFZ, der das Projekt zusammen mit seinen Hallenser KollegInnen ins Leben gerufen hat.
Der Ameisenbläuling bezaubert wie viele Tagfalter durch seine farbenfrohen Flügel. Anders jedoch als die bekannte Raupe Nimmersatt fressen sich die Raupen des Ameisenbläulings nicht durch das Blattwerk von Pflanzen bis sie sich einen Ort zum Verpuppen suchen, sondern wählen einen anderen Weg. Sie überlassen ihre eigene Verpflegung und ihren Schutz einer anderen Spezies. Sobald die Raupen des Ameisenbläulings eine gewisse Größe erreicht haben, lassen sie sich zu Boden fallen und warten bis eine bestimmte Ameisenart, die so genannten Knotenameisen, sie aufsammelt und in ihren Bau trägt.
Dabei nutzen die Raupen ein chemisches Täuschungsmanöver, welches die Ameisen glauben lässt, sie würden ihre eignen Larven versorgen. Einmal im Nest angelangt, fangen die Raupen entweder an, Eier und Larven der Ameisen zu verzehren, oder sich wie Kuckuckskücken von den Arbeiterinnen der Ameisen füttern zu lassen. Wenn sie ausreichend genährt wurden, verpuppen sie sich und verwandeln sich in wunderschöne, blau schimmernde Schmetterlinge.
Informationen über den Bestand von Arten wie den Ameisenbläulingen zu bekommen funktioniert flächendeckend nur Dank der Mithilfe von hunderten Freiwilligen, die ehrenamtlich die Natur beobachten, Daten sammeln und es so ermöglichen, langfristige Trends zu erkennen. Moderne Kommunikationsmittel wie Internet oder Fotohandys helfen dabei. So haben beispielsweise über 6.500 Freiwillige in ganz Europa beim “Evolution Megalab” Bänderschnecken beobachtet, um die Anpassung der Schneckengehäuse an den Klimawandels zu studieren.
Quelle: UfZ / Tilo Arnhold
www.ufz.de/index.php?de=30512
Projekt “Finde den Wiesenknopf”
www.ufz.de/wiesenknopf/
www.european-butterflies.ufz.de/data/05%20Ulbrich_citizen_science%2017552.pdf
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