Auch Tiere können gestresst sein: Eine neue Studie an Bonobos, einer in der Demokratischen Republik Kongo beheimateten Menschenaffenart zeigt, dass das Leben im Regenwald durchaus anstrengend sein kann. Darüber berichten jetzt Forscher des Leipziger Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie.

Und was für die hier lesenden Primaten durchaus keine Überraschung sein dürfte: Die Ergebnisse ihrer Forschungsarbeit ergaben, dass die erwachsenen Männchen vor allem dann gestresst waren, wenn sie sich in der Nähe von attraktiven Weibchen aufhielten. Attraktive Bonoboweibchen sind solche, welche nah am Eisprung sind.

Da sich hochrangige Männchen häufiger um die Nähe dieser Weibchen bemühen, hatten solche Männchen auch höhere Stresswerte als ihre niederrangigen Geschlechtsgenossen. Verhaltensbeobachtungen von Martin Surbeck und seinen Kollegen am Max-Planck Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig deuten darauf hin, dass in der Nähe zu den Weibchen zum einen weniger Zeit für die Nahrungsaufnahme bleibt und zum Anderen ein erhöhtes Risiko besteht, von Gruppenmitgliedern attackiert zu werden. Beide Faktoren können zu erhöhten Stresswerten führen und weitere Untersuchungen sind notwendig, um den Einfluss der unterschiedlichen Effekten zu messen.
Als Stressmarker diente Cortisol, ein Hormon, welches seit langem als zuverlässiger Indikator für soziale und physische Belastung gilt und welches aus frischen Urinproben extrahiert werden kann.

Bei Bonobos sind die Dominanzbeziehungen zwischen den Geschlechtern egalitär. Das heißt: Einige Weibchen haben einen höheren Rang als manche Männchen. Aggressives Verhalten ranghoher Weibchen kann für die Männchen also durchaus ernsthafte Konsequenzen haben. Die riskante Nähe zu den dominanten Weibchen muss also gute Gründe haben. So überrascht es nicht, dass die Stressbelastung immer dann besonders hoch war, wenn sich sexuell attraktive Weibchen in der Gruppe aufhielten.

Andernfalls waren die hochrangigen Männer nicht mehr gestresst als niederrangige. In diesem Punkt unterscheiden sich Bonobos übrigens von vielen anderen sozialen Arten, bei welchen die Männer konstant aggressiv sein müssen, um ihren Rang zu verteidigen. Die Forscher werten dies als ein weiteres Indiz dafür, dass bei den Bonobos aggressives Verhalten als Ausdruck der sozialen Dominanz eine untergeordnete Rolle spielt.

Quelle: Sandra Jacob, Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, Leipzig.

www.eva.mpg.de

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