Die Karte ist erstaunlich: Dicht besiedelt zeigt sich der deutsche Osten. Besonders dicht im Nordosten, da, wo andere in der Regel nur Urlaub machen, weil es da so schön still ist. Die Karte zeigt die deutsche Kranichpopulation von 2008. Unübersehbar: Der Kranich ist ein echter Ossi. Und er breitet sich mit kühnem Flügelschlag aus Richtung Süden und Westen.

Die Zahl der hierzulande brütenden Kraniche ist seit den 1970er Jahren deutlich gestiegen. 2011 fanden sich fast 8.000 Paare des auffälligen Zugvogels zur Fortpflanzungszeit in Deutschland ein, nach dem Zweiten Weltkrieg waren es gerade noch 500 Paare. Aktuelle Karten des Leibniz-Instituts für Länderkunde (IfL) im Online-Nationalatlas zeigen die räumlichen Aspekte dieser positiven Entwicklung, die Kranichexperten Wolfgang Mewes und Günter Nowald erläutern die Fakten und Hintergründe.

Kraniche sind scheue Vögel, die zur Brutzeit sehr zurückgezogen leben und deshalb trotz ihrer beeindruckenden Größe nur wenig auffallen. Sie bevorzugen Feuchtgebiete unterschiedlichster Art, von flachen Gewässern über nasse Senken bis zu natürlichen oder vom Menschen veränderten Mooren. Auch Teichwirtschaften und sogar Tagebaurestlöcher oder Absatzbecken des ehemaligen Braunkohletagebaus suchen die Tiere zu Paarungszeit gerne auf – Hauptsache ihre Nester sind von Wasser umgeben und damit vor Bodenfeinden einigermaßen geschützt.

Bis um die Mitte des vergangenen Jahrhunderts waren die Brutbestände durch Trockenlegung von Brutplätzen und Verfolgung stark zurückgegangen. Wiedervernässungen und intensive Schutzmaßnahmen seit den 1970er Jahren haben dazu beigetragen, dass der Bestand stetig zunahm, zunächst in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg, später auch in den angrenzenden Bundesländern. Bis heute hat sich die Zahl der in Deutschland brütenden Kraniche gegenüber den späten 1970er Jahren etwa verzehnfacht. In den Kerngebieten Mecklenburg-Vorpommerns leben gegenwärtig bis zu 60 Paare auf einer Fläche von hundert Quadratkilometern.
Auch das Verbreitungsgebiet des Kranichs hat sich stetig vergrößert. Wie die aktuellen IfL-Karten zeigen, ist die Weser bereits weit überschritten worden, und auch in Dänemark siedeln sich die Tiere seit rund zehn Jahren vermehrt an. Seit 2005 lassen sich Kranichpaare in Tagebaurestlöchern im Südosten Thüringens nieder, in Ostsachsen breitet sich der Kranich ebenfalls nach Süden aus; einzelne Paare haben sich sogar schon bis nach Bayern vorgewagt. Die Hauptverbreitungsgebiete liegen indes immer noch in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg: Die beiden Bundesländer beherbergen zusammen rund vier Fünftel des Gesamtbestands.

Für die positive Entwicklung sehen die Kranichexperten Wolfgang Mewes und Günter Nowald eine ganze Reihe von Ursachen, darunter die Renaturierung von Feuchtgebieten, intensive nationale und internationale Schutzbemühungen, die Anpassungsfähigkeit vieler Kraniche an landwirtschaftliche Aktivitäten sowie ein verändertes Zug- und Überwinterungsverhalten.

Quelle: Leibniz-Institut für Länderkunde

Karten, Diagramme und Fotos unter: http://aktuell.nationalatlas.de

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