Der Tagebaubetrieb in der Leipziger Region geht dem Ende entgegen. Nach und nach werden die alten Restlöcher geflutet. Eine Seelandschaft entsteht. Aber dabei steigt auch das Grundwasser. Auch in Delitzsch wird das zu einem Problem. Wie man das zusätzliche Grundwasser ableiten könnte, untersucht jetzt ein Projekt an der HTWK Leipzig.
Das Institut für Wasserbau und Siedlungswasserwirtschaft (IWS) der HTWK führt dazu momentan Versuche zur Optimierung des erforderlichen Sohlsubstrats beim Ausbau des Flusses Lober in Delitzsch durch. Sohlsubstat ist das Material, aus dem das Flussbett besteht.
Dabei geht es darum, den kleinen Fluss, der sich mitten durch Delitzsch schlängelt, an den oberen Grundwasserleiter anzuschließen, um die Folgen des Grundwasserwiederanstiegs im Stadtgebiet Delitzsch zu begrenzen. Nach Einstellung der die Stadt umgebenden ehemaligen Braunkohlentagebaue und der damit einhergehenden Beendigung der Grundwasserabsenkung kam es mit dem Wiederanstieg des Grundwassers auch in Delitzsch zur Beeinflussung der vorhandenen Gebäudesubstanz.
Um die Folgeerscheinungen wie die Vernässung von Kellern und Grundmauern zu minimieren, soll der im Stadtgebiet verlaufende Lober in der Sohle an den Grundwasserleiter angeschlossen und dadurch der Grundwasserstand abgesenkt werden.
Der damit verbundene Ausbau des Gewässers muss dabei drei Hauptforderungen erfüllen. Das zu verwendende Sohlsubstrat soll durch ausreichende Durchlässigkeiten die Durchleitung des Grundwasserstromes zum Gewässer gewährleisten. Außerdem muss das Substrat bei Hochwasser lagestabil sein. Und die Verschlammung und damit erneute Abdichtung der Sohle sollte nachhaltig vermieden werden.Das Institut geht nun der Frage nach, welches Material für das Flussbett am besten geeignet ist. Die Untersuchung ist Teil der Maßnahmeplanungen der Lausitzer und Mitteldeutschen Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV) zur Gefahrenabwehr durch Grundwasserwiederanstieg im Stadtgebiet Delitzsch. Die Planungen laufen in enger Abstimmung zwischen dem Projektträger LMBV und der Landestalsperrenverwaltung Sachsen, unterhaltungspflichtig für Gewässer 1. Ordnung.
Die LMBV begann 2010, den vom Bergbau beeinflussten Lober mit der genannten Zielstellung auszubauen. In diesem Zusammenhang müssen als eine wesentliche Vorleistung zunächst die jahrelang abgelagerten dichten Flussschlämme beseitigt werden. Sie verhindern, dass dem Fluss Grundwasser zuströmen kann. Durch die damit vorhandene Entkopplung von Grund- und Oberflächenwasser verstärkte sich der Prozess des Grundwasserwiederanstiegs.
Nach der Entschlammung des Gewässers soll dann die Sohle mit dem Ziel der technischen Umsetzung der drei Hauptforderungen umgebaut werden – und das gemäß der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie.Ein wichtiger Aspekt ist die Ausgestaltung des neuen Flussbettes. Die hierfür optimale Zusammensetzung der Kornverteilung des Sedimentes wird gegenwärtig an der HTWK Leipzig erprobt: Wie viel feiner, wie viel grober Kies, Splitt oder Sand ist ideal?
Die Ingenieure simulieren das Flussbett durch ein nachgebautes Modell: “Dort leiten wir dann Wasser mit der im Lober herrschenden Geschwindigkeit durch und überprüfen, bei welcher Zusammensetzung auch bei einem Hochwasser am wenigsten Gestein fortgespült wird. Die Berechnung nur im Computer ist dafür zu ungenau, und eine Reparatur am echten Fluss wäre zu teuer. Hier geht es um gewaltige Investitionen, da muss jedes Detail stimmen”, gibt Tilo Sahlbach, Projektleiter am IWS, zu bedenken.
Nach Abschluss der Ausbaumaßnahme wird ein spürbares Absinken des Grundwasserstandes im Bereich des Lober in Delitzsch erwartet.
“Mit einem neuen, durchlässigen Flussbett wird sozusagen der Ursprungszustand wieder hergestellt, und der Lober transportiert das überschüssige Grundwasser ab”, so Professor Hubertus Milke vom IWS. Die Bauarbeiten im südlichen Teilabschnitt sind bereits abgeschlossen. Bis spätestens 2014 sollen auch die verbleibenden Bauabschnitte fertig gestellt sein.
Das “Institut für Wasserbau und Siedlungswasserwirtschaft” (IWS) wurde 2002 gegründet und ist ein An-Institut der HTWK Leipzig (Fakultät Bauwesen). Das IWS ist als Schnittstelle zwischen Praxis und Forschung Ansprechpartner für Ver- und Entsorger, Wasserwirtschaftsbehörden und Ingenieurbüros der mitteldeutschen Region und darüber hinaus. Es leistet Forschungsarbeit zu den Bereichen numerische und physikalische Modellierungen, Hochwassermanagement, sowie Siedlungswasserwirtschaft.
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