Der Mai beginnt – und damit die tatsächliche Erdbeersaison, auch wenn in den Supermärkten schon seit Wochen allerlei Sonderangebote für Erdbeeren in Paletten stehen. Doch diese Beeren stammen in der Regel nicht aus Deutschland und haben eine miserable Umweltbilanz. Da ist es wirklich klüger, auf die regionale Erdbeersaison zu warten oder die leckeren Beeren gleich selbst im Garten oder auf dem Balkon anzupflanzen. Dann weiß man nämlich, was man bekommt.
Aber vorher will man natürlich wissen, was man da kultiviert. Denn Erdbeere ist nicht gleich Erdbeere. Und man staunt durchaus, wenn man hier lesen kann, dass unsere Vorfahren bis ins 16. Jahrhundert hinein gar nicht diese großen, fruchtigen Beeren kannten, die wir heute in Schälchen vom Marktstand mitnehmen. Die auch keine Beeren sind.
Botaniker können so gemein sein, wenn sie Früchte klassifizieren und dem Leckermaul erklären, dass das rote Prachtding nur eine Scheinfrucht ist und es eigentlich nur um die kleinen Samenkörnchen geht, die wie ein Muster auf der rotbackigen Frucht sitzen. Denn um die geht es, wenn die Vögel des Waldes dazu animiert werden sollen, die Früchte zu verspeisen. Dann werde die Samen nämlich weiterverbreitet.
Und bis ins 16. Jahrhundert kannten unsere Vorfahren sowieso nur die kleinen Walderdbeeren. Die sind zwar genauso lecker und sie wachsen heute noch da und dort in unseren Wäldern. Aber aus Amerika wurden dann die großen Erdbeersorten importiert, die dann gekreuzt wurden und so nach und nach jene Fülle von Erdbeervarianten ergaben, unter denen Hobbygärtner heute die Wahl haben.
Rote Beeren-Vielfalt
Und die manchmal überfordert sind. Weshalb das Büchlein die wichtigsten Sorten, für die man auch die Pflanzen im Gartenmarkt bekommen kann, in aller Kürze vorstellt. Von der Amandine bis zur Verdi. Spätestens da merkt man, dass Erdbeere nicht gleich Erdbeere ist. Und dass es gut ist, die Eigenschaften der einzelnen Sorten zu kennen, bevor man sie da hinpflanzt, wo man sie gern haben möchte.
Nicht alle fühlen sich an allen Stellen wohl, einige sind robuster, andere klettern auch gern mal. Aber das Schöne ist: Man kann sich seine Erdbeeren auch im Blumentopf oder im Pflanzkasten auf dem Balkon sichern. Man erfährt hier die wichtigsten Ratschläge für den Umgang mit diesen Pflanzen.
Und dann …
… dann geht es natürlich an die Rezepte. Denn dafür macht man sich ja die Mühe und pflanzt und wässert und erntet. Und ganz sicher dürfen die meisten dieser schönen Früchte gleich so verspeist werden, rot, süß und saftig direkt vom Stengel. Aber die Freude vermehrt sich ja, wenn man sie auch noch verlängert. Denn die Erdbeersaison ist im Grunde eng bemessen, auch wenn es mittlerweile Pflanzen gibt, die bis in den Spätsommer hinein Früchte tragen. Aber was macht man danach?
Also gibt es auch Tipps und Rezepte zum Haltbarmachen vom Trocknen und Einfrieren bis hin zu Erdbeerkonfitüre (gern auch in Vergesellschaftung mit anderen Früchten), Chutney und Likör. Da hat man dann auch an den dunkleren Tagen noch seine Erdbeerfreuden.
Mit Kennermiene in den Gartenmarkt
Und an den hellen Tagen kann man mit den Erdbeeren einfach lauter leckere Sachen anstellen. Eine ganze Reihe von Salatrezepten erfreut das Auge und – wenn daraus tatsächlich Geflügel, Nudel- oder Spargelsalat geworden ist – bestimmt auch den Gaumen. Und macht Lust, zur Vesper einfach mit Erdbeeren weiterzumachen – in Cremetörtchen, Muffins oder einer fruchtigen Erdbeer-Quark-Torte.
Das Mini-Buch ist eben auch wieder das, als was diese Spezial-Büchlein aus dem Buchverlag für die Frau stets gedacht sind: Eine kompakte Gelegenheit, ein scheinbar gut bekanntes Teilchen unserer Wirklichkeit tatsächlich etwas näher kennenzulernen. Und gleichzeitig eine erste Anleitung zu bekommen, wie man mit dem Objekt der Freude umgehen kann, damit man wirklich seine Freude daran hat.
Und so manche Leserin wird hernach mit Kennermiene in den Gartenmarkt gehen und nach der Erdbeersorte Ausschau halten, die ihr hier besonders ins Auge gefallen ist. Denn kaum eine andere Frucht zeigt so offensichtlich, dass Essen auch mit dem Auge genossen werden will.
Und wer heute noch keinen Erdbeergarten hat, der wird sich ewig grämen. Es sei denn, er weiß, wo es demnächst die Beeren aus heimischen Anbaufeldern zu erstehen gibt.
Silvia Dorster (Mitarbeit) „Erdbeeren“ Buchverlag für die Frau, Leipzig 2024, 6 Euro.
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