2020 war das, im April, da wurde die 37-jährige Sozialarbeiterin Myriam Z. Im Leipziger Auwald von ihrem langjährigen Lebensgefährten ermordet. Ein Vorfall, der seinerzeit nicht nur die Leipziger/-innen entsetzte, sondern auch ein paar Dinge in Bewegung brachte. Erstmals gründet sich auch in Leipzig eine Gruppe #keinemehr. Und zwei junge Autorinnen machen sich daran, ein Thema zu recherchieren, von dem man vorher den Eindruck haben konnte, dass es in Deutschland gar nicht existiert.
Ist Deutschland denn kein emanzipiertes Land? Sind Frauen denn nicht gleichberechtigt? Gibt es denn nicht ein ausgebautes Schutzsystem für Frauen und Kinder?
Die Antwort lautet: Nein. Ansätze gibt es. Mühsam erstritten und erkämpft. Aber schnell fanden Julia Cruschwitz und Carolin Haentjes heraus, dass der Vorfall im Leipziger Auwald kein Einzelfall war, auch wenn solche Fälle immer so wirken, als wäre da mitten in einer friedlichen Gesellschaft etwas Unerhörtes und Unerwartetes passiert.So gehen die Medien damit meist auch um, schildern den Vorgang als Familiendrama und nur zu gern auch als unbegreiflich. Denn natürlich ist das alles unbegreiflich, wenn man die Augen davor verschließt, wie fest verankert patriarchalische Denkweisen in unserer Gesellschaft noch immer sind.
Denkweisen, die nicht nur ein riesiges Dunkelfeld von männlicher Gewalt gegen Frauen entstehen lassen, das im Corona-Jahr 2020 nicht grundlos thematisiert wurde. Denn dadurch, dass Familien in den Lockdown und den engen Raum ihrer Wohnungen gezwungen waren, kam es zwangsläufig zu noch mehr Gewalt in Familien, dort, wo Frauen – und Kinder – die meiste Gewalt erleben: in den heimischen vier Wänden.
139 getötete Frauen allein 2020
Natürlich kommen Chruschwitz und Haentjes auch auf diese manifeste Gefährdung gerade von Frauen in der Familie zu sprechen. Denn das hat alles miteinander zu tun. Die Ermordung der Frauen durch ihre eigenen Ehemänner, Partner, Freunde und Ex-Partner sind nur der Gipfel des Eisbergs. 139 Frauen kamen allein im ersten Corona-Jahr 2020 durch so einen Femizid ums Leben.
Warum sie den Begriff Femizid benutzen, erklären die beiden Autorinnen natürlich sehr ausführlich. Denn das war auch ihnen vor Beginn der Recherchen nicht so klar, dass die Tötung von Frauen durch Männer einen gesellschaftlichen Hintergrund hat, der mit dem Denken von Männern über Frauen zu tun hat, mit patriarchalischem Denken, das trotz aller Emanzipation in Deutschland bis heute nicht verschwunden ist.
Es ist ein Denken, das Frauen als schwach und untergeordnet betrachtet und in allen Verhältnissen die Macht der Männer immer neu konstruiert. Egal, ob in der Besetzung politischer Gremien, in der Wirtschaft oder in der Partnerschaft. Was gerade da zum Problem wird, wo Männer mit einem derart verinnerlichten Bild von der Frau, die sich unterzuordnen und zu funktionieren hat, in Lebens- oder gar Partnerschaftskrisen geraten.
Denn damit umzugehen haben sie nicht gelernt. Im Gegenteil: Wenn dann auch noch die Frau damit droht, die Partnerschaft zu beenden, werden sie oft erst recht gewalttätig. Femizide sind Morde, bei denen Frauen nur deshalb umgebracht werden, weil sie Frauen sind.
Es gibt verschiedenste Spielarten davon. Und Politik und Medien taten sich lange Zeit schwer, die Tragweite des Problems überhaupt zu erfassen, sahen die möglichen Täter eher in anderen Kulturkreisen, denen man ja alles Mögliche zuschreiben kann, ohne dass man sich mit sich selbst beschäftigen muss.
Wenn es um die Macht über die Frau geht
Erst die nackten Zahlen zeigen, wie groß das Problem in Deutschland ist. Auch 2019 starben in Deutschland nach Angaben der Polizeilichen Kriminalitätsstatistik 117 Frauen durch Femizid, 2018 waren es 124, 2017 waren es 147. Und so weiter kann man sagen.
Und das waren nicht irgendwelche „Ausländer“. Das waren fast alles deutsche Partner, Ex-Partner und Familienväter. Und in etlichen Fällen brachten sie nicht nur die Frau um, sondern auch die Kinder.
Aber bei der simplen Lagebeschreibung lassen es Cruschwitz und Haentjes nicht. Denn auch wenn sich die Politik jahrelang dumm stellte, heißt das nicht, dass sich nicht Forscher/-innen, Jurist/-innen, Psycholog/-innen, Polizist/-innen usw. schon seit Jahren mit den Ursachen und Folgen dieser Femizide beschäftigt haben.
Mit vielen von ihnen haben die beiden Autorinnen auch für verschiedene Beiträge im Fernsehen gesprochen, um das Themenfeld zu begreifen, das nur dann jedes Mal so „überraschend“ an die Oberfläche kommt, weil Deutschland sich noch immer schwertut, die Tötung von Frauen, allein weil sie Frauen sind, überhaupt als Folge eines gewachsenen patriarchalischen Denkens zu begreifen.
Ein Denken, das eben auch viele, sehr viele Männer hervorbringt, die mit Männlichkeitsidealen erzogen wurden, die sie zu einem gleichberechtigten und wirklich emanzipierten Umgang mit anderen Menschen gar nicht befähigen.
Sie werden zu Männlichkeitsbildern erzogen, die keine Schwäche und keine Kompromisse zulassen, die sie dann aber, wenn es zu tatsächlichen Krisen im Leben und in der Partnerschaft kommt, nur zu leicht aggressiv, gewalttätig und kontrollsüchtig reagieren lassen.
Eskalation mit Vorgeschichte
Femizide haben immer eine Vorgeschichte. Auch das wird in sehr lebendig erzählten Kapiteln gezeigt, denn die beiden Autorinnen haben auch mit Opfern, Angehörigen und anderen Betroffenen gesprochen. Jeder Gewalteskalation gingen Entwicklungen voraus, die im Nachhinein sehr klar zu erkennen sind – von den Betroffenen aber oft nicht wahrgenommen und ernst genommen werden. Oder – was die Sache schlimmer macht – von Jugendämtern, Gerichten und Polizei oft nicht ernst genommen wurden.
Denn gerade der Blick in die Gerichtspraxis zeigt, dass gerade dort erst langsam ein Verständnis dafür gewachsen ist, was da eigentlich bei diesen „Familientragödien“, wie es eilige Medien gern nennen, vor sich gegangen ist.
Viel zu oft werden die Opfer selbst wieder dafür verantwortlich gemacht, dass es zur Gewalteskalation kam, wird auch von Familiengerichten nicht wirklich gesehen, dass Gewalt in der Familie weder ein Kavaliersdelikt ist, noch eine Eskalation, an der immer beide schuld sind.
Einige der Fälle, die im Buch geschildert werden, machen regelrecht ratlos, weil die Frauen immer wieder berichten, wie sie von Ämtern, Behörden, Gerichten auch noch nachträglich in die Schuldrolle gedrängt werden. Das geht bis hinauf in Entscheidungen des BGH.
Und zu Recht erinnern Cruschwitz und Haentjes immer wieder an die Istanbul-Konvention „zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt“ von 2011, die 2014 in Kraft trat, von Deutschland aber erst 2017 ratifiziert wurde und bis heute nicht wirklich umgesetzt wurde. Was natürlich mit der Illusion zu tun hat, Deutschland wäre schon ein emanzipiertes Land und die Frage nicht so drängend wie in eher als Macho-Länder betrachteten Ländern des Südens.
Doch in Ländern wie etwa Spanien ist die Gesellschaft längst weiter, gibt es völlig andere Schutz- und Aufklärungsprogramme, nachdem auch dort spektakuläre Morde für Aufsehen gesorgt hatten. Nur ging man dort nicht wie in Deutschland wieder zur Tagesordnung über.
Denn wenn man sich wirklich vergegenwärtigt, dass die vielen Tötungen von Frauen, nur weil sie sich nicht so benommen haben, wie es Männer von ihnen erwartet haben, vor allem passieren, weil Männer auf ihren Besitzanspruch an Frauen nicht verzichten wollen und Konflikte nur mit Gewalt zu lösen verstehen, merkt man eigentlich auch, dass es hier ein gesellschaftliches Problem gibt und nicht nur „Familientragödien“.
Das Private ist politisch
„Tragödien“, die in den meisten Fällen passieren, weil die Männer in dieser Tragödie nicht aushalten, dass sie die Kontrolle über die Frau verlieren. Oder ihre eigenen Lebenskrisen auf die Frau projizieren, sie dafür verantwortlich machen, dass ihr Leben aus dem Gleis läuft. Natürlich hat das viel mit Psychologie zu tun.
Und auch dieses Wissen musste erst wachsen, dass auch die gewalttätig gewordenen Männer eine Therapie brauchen. Denn wenn sie sich nie mit den Gründen dafür beschäftigen müssen, warum sie sich derart in die Gewalt gesteigert haben, werden sie ihre Muster nicht verändern, sondern immer wieder derart reagieren.
Und wie das Frauen in Nöte bringt, wird in fast allen Fallbeispielen im Buch deutlich. Da wirken selbst die Behauptungen von diversen Richtern, die Frauen seien selbst schuld, dass sie in der gewalttätigen Beziehung ausgeharrt haben, geradezu zynisch. Erst recht, wenn man erfährt, wie lückenhaft die Hilfsangebote und die Zufluchtsmöglichkeiten etwa in Frauenhäusern immer noch sind.
Und es wird auch deutlich, dass es nach wie vor an Vernetzung aller beteiligten Behörden und Hilfseinrichtungen mangelt. Etliche der Tötungen von Frauen und Kindern wären zu verhindern gewesen, wenn Polizei und Jugendamt anders reagiert hätten. Oft wissen die beteiligten Polizist/-innen sogar, was getan werden muss, um die Opfer zu schützen. Es hat sich durchaus einiges getan und der Begriff Femizid wurde inzwischen auch Thema im Bundestag und im Bundestagswahlkampf.
Zumindest ahnt man, warum es so vielen Entscheidungsträgern immer noch schwerfällt, Femizide als ein gesamtgesellschaftliches Problem zu begreifen. Denn dass Männer derart kontrollsüchtig und leicht zu Gewalt neigend reagieren, erzählt natürlich von einem gewaltigen Emanzipationsrückstand vieler Männer im Deutschland. Sie haben das Bild eines Mann-Seins verinnerlicht, das keine Schwäche zeigen darf.
Wenn Frauen dann die Beziehung infrage stellen, weil sie es darin nicht mehr aushalten, erleben die Männer das als eine Lebensniederlage, als den Zusammenbruch ihres so mühsam aufrechterhaltenen Selbstbildes vom erfolgreichen Mann. Sie reagieren mit Erpressung, Nötigung, Gewaltandrohung.
Aus scheinbar liebenswerten Partnern werden Menschen, die mit aller Macht die volle Kontrolle zurückerhalten wollen. Es laufen psychologische Prozesse ab, die mittlerweile recht gut untersucht sind. Wenn man die Zeichen erkennt und die um Hilfe bittenden Frauen ernst nimmt, kann man frühzeitig eingreifen.
Rechtsprechung, die die Schuld bei den Frauen sucht
Wie schizophren die in Deutschland ist, machen die beiden Autorinnen deutlich, wenn sie schreiben: „Nimmt man die Rechtsprechung von Bundessozialgericht und Bundesgerichtshof zusammen, die in ihren jeweiligen Rechtsfeldern die Leitlinien vorgeben, ergibt sich, dass sich Frauen in gewalttätigen Beziehungen gar nicht richtig verhalten können …“
In beiden Fällen versuchen auch die Richter immer wieder die von Gewalt betroffenen Frauen selbst mitverantwortlich zu machen für die erlittene Gewalt, gar ihnen die Provokation für die Tat zuzuschreiben, weil sie entweder die gewalttätige Beziehung nicht verlassen haben oder eben weil sie es getan haben.
Mal wird ihre Angst, durch das Verlassen des Partners noch mehr Gewalt auszulösen, gegen sie ausgelegt, mal ihr Mut, die Beziehung zu verlassen – was aber nach allen Erkenntnissen viele kontrollsüchtige Männer erst recht dazu bringt, ihr vermeintliches Recht an der Frau mit brutaler Gewalt durchzusetzen.
Nur langsam setzt sich die Erkenntnis durch, dass Frauen vor allem zu Hause in gewalttätigen Beziehungen gefährdet sind. Und dass die so blumig beschriebenen „Familientragödien“ in den meisten Fällen die Tötung von Frauen und Kindern durch Männer ist, die ihren Herrschaftsanspruch über die Frauen nicht aufgeben wollen.
In vielen Gesprächen und Fallbeispielen entsteht so ein sehr komplexes Bild davon, wie das kaum noch wahrgenommene und trotzdem wirksame alte patriarchalische Denken in Deutschland die Diskussion über Gewalt an Frauen und Femizide bestimmt, notwendige Entscheidungen und Gesetzesänderungen blockiert und damit dafür sorgt, dass das Drama immer weitergeht – hunderttausende Frauen der Gewalt in der Familie ohne wirkliche Hilfe von außen ausgesetzt bleiben und jedes Jahr über 100 Frauen in Deutschland sterben, nur weil sie Frauen sind.
Wenn Jungen falsch erzogen werden
Der Prozess um die Tötung im Auwald läuft noch immer. Ihm widmen Cruschwitz und Haentjes ein eigenes Kapitel, in dem sie auch ihr Unverständnis über die ständige Ausweitung der Prozesstage äußern.
Womit die Angehörigen und Freunde immer wieder mit der Tat konfrontiert werden, während völlig offen ist, ob der Täter für einen Femizid verurteilt wird. Der Prozess zieht sich nun schon über ein Jahr hin. Ein Ende ist mit den ausufernden Zeugenbefragungen der Verteidigung nicht in Sicht. Sein Unverständnis darüber formulierte ja an dieser Stelle auch schon unser Gerichtsreporter Lucas Böhme.
Wo der Hase im Pfeffer liegt, das bringt im Buch unter anderem der Stalking-Experte Wolf Ortiz-Müller auf den Punkt, wenn er sagt:
„Ich finde schon, dass Männer in dieser Gesellschaft sozial verkümmert erzogen werden. Ich habe es in der Kita und im Hort selbst erlebt, die Mädchen haben immer Rollenspiele gespielt: (…) Die Jungs haben sich einen Ball geschnappt und haben die ganze Zeit gekickt; sie haben kaum einmal ihre sozialen Rollen in der Interaktion mit anderen in der Gruppe ausprobiert und spielerisch widergespiegelt bekommen, wie sie wirken und wie es anderen in ihren Rollen geht. Männer lernen als Kinder heute häufig immer noch nicht, Gefühle auszudrücken, sie anzunehmen, mit ihnen umzugehen. Das zieht sich durch bis ins Erwachsenenalter.“
Bis ins Berufsleben, in die Politik, die Diskussionskultur … Wenn man das sieht, ahnt man, welche Dimension das Thema hat. Und wie sehr unsere Gesellschaft nach wie vor von Männern dominiert (und kontrolliert) wird, die nicht in der Lage sind, Gefühle zu zeigen und mit Gefühlen umzugehen.
Und die deshalb auch nicht begreifen, warum der Alltag vieler Frauen immer noch derart von Gewalt geprägt ist und jedes Jahr so viele sterben, bloß weil Männer völlig austicken.
Julia Cruschwitz; Carolin Haentjes Femizide, Hirzel Verlag, Stuttgart 2022, 18 Euro.
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Es gibt 3 Kommentare
“Keiner würde auf die Idee kommen in der Erziehung zu fordern, Mädchen sollten gefälligst Fußballspielen um sich auszupowern und nicht immer nur Rollenspiele machen. Absurd!”
Es geht auch nicht darum, etwas zu fordern, sondern um die automatisierten Rollenverteilungen. Erwachsene bieten Kindern oft das an, was sie selbst für richtig/passend halten. Da schenkt man den Jungs Bälle und den Mädchen Puppen. Bei Kindern, deren Eltern da nichts vorgeben, sieht das oft anders aus.
Damit wird niemandem böses unterstellt, es beschreibt eben einfach, wie Kinder von klein auf in diese Rollen hineinwachsen.
Warum muss man Bereiche segmentieren?
Mord ist Mord. Das ist doch nicht einmal weniger schlimm und das andere Mal schlimmer.
Der Stalking-Experte fühlt sich berufen, zu analysieren, wie Jungs falsch erzogen werden.
Tja, so ist das: Jungs mögen im Allgemeinen keine Rollenspiele. Die wollen halt Kicken und sich körperlich auspowern. Und dabei hat der Experte anscheinend noch keine Jungs beobachtet. Was z.B. beim Fußballspielen diskutiert wird! Es wird dabei auch getröstet nach einem Foul, da wird ein Schwächerer verteidigt (“Doch, der darf mitspielen.”), da ist man traurig oder wütend nach einem Tor usw. Jungs drücken ihre Gefühle (im Allgemeinen) anders aus, als Mädchen. Gut so!
Und genau durch dieses Auspowern kann man seine Gefühle beherrschen und besiegen. Das müssen Jungs lernen: Bist du wütend / frustriert dann reagiere dich im Sport ab (Adrenalin / Cortisol abbauen). Da müssen den Kindern Lösungen und Strategien an die Hand gegeben werden (Box-Verein, Ruder-Verein oder einfach nur der tägliche Lauf).
Keiner würde auf die Idee kommen in der Erziehung zu fordern, Mädchen sollten gefälligst Fußballspielen um sich auszupowern und nicht immer nur Rollenspiele machen. Absurd!
“Es ist ein Denken, das Frauen als schwach und untergeordnet betrachtet […]”
Eine interessante und merkwürdige Sichtweise, die sicher Jeder irgendwo, irgendwann schon im Umfeld oder eventuell auch an sich selbst festgestellt hat.
Für mich hat das aber zwei Seiten.
Auf der einen Seite jene Männer, die in das beschriebene Weltbild hineinerzogen worden oder sich aus anderen Gründen so entwickelt haben, dass sie Frauen nicht ernstnehmen wollen. Ist ja oft auch bequem und vereinfacht die Welt.
Da gibt es Sprüche über “das Küchenmausi” im Betrieb (gemeint ist die Frau, die das Essen ausgibt). Oder die Story zur Bundeswehrzeit, als man mal 14 Tage nicht nach Hause konnte und ein Kamerad erfuhr, dass seine Freundin fremdging oder die Beziehung sogar beendet hatte (lange her). Sein erster Kommentar war “wenn ich DEN in die Finger bekomme, den bringe ich um!”
Dass auch die Freundin ihren Beitrag hat, indem sie für den “Neuen” die Beine breit gemacht hat, wollte gar nicht in seinen Kopf. Für ihn war sie eben die Frau, die sich ein anderer “geschnappt” hat. Auch eine Sichtweise, die weit blicken lässt, abseits von eigenen Interessen und Wünschen der Freundin, die gar nicht vorkamen in seiner Welt. Gleichberechtigt im Sinne eines aktiven Teilnehmers in dieser Geschichte war nur der andere Kerl.
Naja, und auf der anderen Seite gibt es halt auch die, die sich mit Mitte 40 “de Mädlz” nennen, die sich mit ihren rosa Häschenkostümen, mit ihrem “ich hab ja von Technik keine Ahnung, hihi, das macht immer mein Mann, hehe” oder anderen lebensfremden Äußerungen und Darbietungen so richtig fett im “Frausein” suhlen. Denen es zu anstrengend ist sich mal mit einer Anleitung auseinander zu setzen, die “ihr Zimmer” in der gemeinsamen Wohnung mit rosa Bordüre, Hello Kitty Wandtattoos und anderem klischeehaften Kram ausstaffieren. Ich hab mir das alles nicht ausgedacht sondern wirklich erlebt.
Bei solchen “Wesen” sehe ich auch nicht so richtig den Willen weg zu kommen von der Mann-und-Frau-Einteilung der erlebten Welt.
Bevor wieder jemand kommt und sagt “Aber das rechtfertigt doch keine Morde!”: nein, tut es natürlich nicht, hab ich auch nicht behauptet.
Es ging um den Aspekt, dass das alles ja schon anfängt mit dem falschen Bild, dass “die Weiber” eben nicht gleichberechtigt zu “den Kerlen” seien. Und da finde ich, kann man durchaus auch auf viele viele Frauen und Mädchen weisen, die zu Selbstermächtigung und aktiven Vertretung ihrer eigenen Interessen keine Lust haben. Neben denen natürlich, die das eigentlich wollen und nie gelernt haben oder in diesem Sinne falsch erzogen wurden.
Es sind meiner Wahrnehmung nach die Wenigsten, die sich als Feministin, “Generisches-Maskulinum-Opfer” oder “Betroffene” im weitesten Sinne verstehen. Das sind einfach nur die lautesten.
Und denen, die noch im Kindesalter sind, kann man nur immer wieder Selbstbewusstsein und eigene Gestaltungsmacht näherbringen.