Selbst wenn man die mediale Berichterstattung verfolgt, bekommt man zuweilen das Gefรผhl, die bundesdeutsche Gesellschaft sei lรคngst im Abrutschen in das rechtsradikale Lager begriffen, die AfD gewรคnne immer mehr Zuspruch und rechtsradikale Themen wรผrden die politische Diskussion bestimmen. Der Schein mag nicht trรผgen. Doch was steckt dahinter? Wie konnte es rechtsradikalen Netzwerken gelingen, binnen weniger Jahre die Demokratie so massiv anzugreifen? Dazu muss man in die dunkelsten Ecken des Internets, wie die beiden Autoren dieses Buches berichten.

Denn man versteht den Aufstieg der rechten Parteien in der ganzen westlichen Welt nicht wirklich, wenn man nicht versteht, welche Rolle dabei die sogenannten โ€žsozialen Netzwerkeโ€œ gespielt haben und spielen. Denn wer sich auch nur ein wenig mit z. B. der AfD beschรคftigt hat, der weiรŸ, dass hinter der schillernd und mit schrillen Tรถnen gestalteten Oberflรคche, auf der die Angst wabert und das Schreckgespenst der Migration gemalt wird, nichts mehr kommt.

Rechte Parteien leben von der Angst der Menschen vor Verรคnderung. Und von ihrer Leichtglรคubigkeit. Denn wenn die Welt immer komplizierter zu sein scheint, sind manche Menschen nur zu bereit, an Verschwรถrungen zu glauben und die Behauptung, es gรคbe irgendwie eine geheime Verschwรถrung, die die Welt steuert, fรผr bare Mรผnze zu nehmen.

Ein Phรคnomen, das schon Adorno beschrieb, der seinerzeit zwar nur das Wirken der NPD analysierte. Aber das Verblรผffende ist ja: An der eigentlichen โ€žErzรคhlung der Angstโ€œ der Rechten in Deutschland hat sich nichts geรคndert. Sie erzรคhlen die immer gleiche Geschichte in immer neuer Inszenierung. Und auch an ihrer Schaffung einer Blase hat sich nichts geรคndert, denn sie haben ja nicht vor, sich wirklich als demokratische Partei zu profilieren.

Das setzte voraus, dass man alle anderen politischen Parteien als eigene Gruppen der Willensbildung akzeptiert und sich mit belastbaren politischen Vorschlรคgen mit ihnen auseinandersetzt. Aber das ganze demokratische Spektrum verachten die Rechtsradikalen, sprechen hochnรคsig von โ€žAltparteienโ€œ (ganz wie seinerzeit die NSDAP), tun so, als wรคren sie eine vรถllig neue Bewegung und hรคtten nicht schon 100 Jahre chauvinistischer und nationalistischer Ausfรคlle hinter sich.

Aber etwas ist tatsรคchlich neu. Und das arbeiten die beiden Kommunikationswissenschaftler Patrick Stegemann und Sรถren Musyal, die tatsรคchlich mit den relevanten Personen der rechtsradikalen Medienlandschaft gesprochen haben, in diesem Buch akribisch heraus. Sie sprachen mit den Influencern und Influencerinnen der Rechten, mit den fรผhrenden Kรถpfen der Identitรคren, mit AfD-Funktionรคren und mit Aussteigern. Und sie graben sich in die jรผngere Geschichte hinein, denn es gibt Zeitpunkte, an denen sichtbar wurde, wie auch die Rechten lernten, das Internet fรผr ihre Zwecke erfolgreich zu benutzen.

So wie im Jahr 2014, als es in den USA zu einem Gamergate kam und eine junge Spieleentwicklerin zum ersten Mal zu spรผren bekam, was es bedeutet, wenn Gamer, Rassisten und Rechtsradikale im Internet eine Welle der Empรถrung lostreten, eine Flut von Hass-Mails und Kommentaren sich รผber das Opfer ergieรŸt.

Es war das erste Mal, als eine sich vernetzende rechte Szene eine Empรถrungskampagne kaperte und damit zeigte, welch eine Wut und Gewalt entfesselt werden, wenn sich nur all jene Trolle, verbitterten Mรคnner und Frauenhasser zusammentun, die vor der Zeit von Facebook und Co. nie miteinander in Kontakt gekommen wรคren. Auf einmal schafften es rechtsradikale Strippenzieher, den sonst im Netz verborgenen Hass zu fokussieren. Es war die Geburtsstunde von Alt-Rigth in den USA.

Und in den Folgejahren erlebten wir, wie sich diese Erfahrungen systematisierten. Die beiden Autoren fuhren auch extra รผber den GroรŸen Teich, sprachen dort mit Facebook-Mitarbeitern und Netzaktivisten. Und sie merkten schnell, dass es vor allem um Emotionen ging und geht. Davon leben Rechtsradikale โ€“ von Hass, Wut, Empรถrung. Damit tritt man nicht nur Trollkampagnen los. Damit kann man auch Youtube-Kanรคle bespielen.

Damit schafft man aber auch Aufmerksamkeit in den klassischen Medien. Denn wenn man als Partei keine Inhalte und Lรถsungsvorschlรคge hat, die sich von Journalisten sowieso schlecht erzรคhlen lassen, dann bedient man das Mittel, auf das die groรŸen Medien immer anspringen: Skandale.

Das wird gerade im Kapitel โ€žDie Facebook-Parteiโ€œ deutlich, in der die beiden Autoren die Medienarbeit der AfD nรคher beleuchten, die anerkanntermaรŸen im Internet mehr Wirkung entfaltet als die aller anderen Parteien zusammen. Ein riesiges Netzwerk verbindet die AfD-Kanรคle miteinander. Und meist dauert es nur wenige Stunden, bis ein Ereignis, das die Republik erschรผttert, auf diesen Kanรคlen kommentiert und gehypt wird.

Die vielen AfD-Akteure reagieren nicht nur schnell und lassen die Kommentarspalten รผberlaufen mit deftigen Kommentaren. Die Wortmeldungen der AfD-Granden, die selbst erschรผtterndste Ereignisse sofort in ihr menschen- und auslรคnderfeindliches Weltbild ummรผnzen, kommen meist noch viel schneller als die sachlichen Einordnungen klassischer Medien.

Wobei Stegemann und Musyal etwas erwรคhnen, was oft nicht einmal Medienmachern bewusst ist: Dass klassische Medien gegen diese Art der Stimmungsmache eigentlich keine Chance haben. Denn Hintergrundrecherchen oder auch nur die sachliche Prรผfung der gemeldeten Vorgรคnge brauchen Zeit. Journalisten prรผfen, bevor sie berichten. Erst dann werden Nachrichten sachlich und seriรถs.

Aber auf all das nimmt rechtsradikale Medienmache keine Rรผcksicht. Ungehemmt wird sofort Stimmung gemacht, wird das Ereignis in das eigene, unverรคnderliche Muster einsortiert. Und da gleich selbst noch Stimmung geschรผrt wird, rauscht die Welle der Empรถrung durchs Netz, bekommen all jene Menschen, die eigentlich nur wissen wollen, was tatsรคchlich passiert ist, die rechte Interpretation gleich in hunderten Tweets und Kommentaren serviert.

So kann man ein ganzes Land in Panik treiben.

Und die diversen Kommunikationskanรคle von Facebook bis Youtube haben kein Mittel dagegen. Oder zumindest nur unzureichende Mittel. Denn ihr Hauptproblem ist der Algorithmus, der die โ€žwichtigstenโ€œ Nachrichten in die Timeline der Nutzer schleudert. Was Mark Zuckerberg noch vor Jahren als einen fairen Wettbewerb der Meinungen apostrophierte. Was die beiden Autoren am Ende des Buches mit guten Grรผnden infrage stellen.

Denn von einem freien Wettbewerb der Meinungen kann keine Rede sein, wenn die Algorithmen in den Netzwerken vor allem darauf angelegt sind, die Nutzer mรถglichst lange im Netz zu halten. Und das schafft man nur, wenn man sie mit Emotionen hรคlt, mit mรถglichst starken Emotionen. Und deshalb ist es kein Zufall, dass hochemotionalisierte Beitrรคge in diesen Netzwerken von den Algorithmen bevorzugt werden, ganz egal, ob sie mit Wut-Emojis oder Like-Daumen gespickt sind.

Je mehr Aufregung, je mehr Emotionen, je mehr Kommentare und Interaktionen, je mehr Hyperaktivitรคt, um so eher wird eine Nachricht nach oben gespรผlt, gehรถrt zu den 5 Prozent an โ€žwichtigenโ€œ Nachrichten, die die Nutzer tatsรคchlich zu sehen bekommen.

Und diese Klaviatur beherrschen die rechten Netzwerker mittlerweile perfekt. Sie haben begriffen, wie das funktioniert. Und sie haben Formate entwickelt, die genau diesen Empรถrungsmechanismus in Gang setzen und am Kochen halten. Deswegen muss sich niemand mehr wundern, wenn er bei Facebook und Youtube immer wieder den Aufregungsmรผll der rechten Influencer zu sehen bekommt. Erst recht, wenn man ein auch nur verwandtes Thema aufgerufen hat und sich dann von den Empfehlungen der Maschine weiterleiten lรคsst.

Denn die Algorithmen sorgen dann dafรผr, dass man immer mehr vom Gleichen zu sehen bekommt. Es sind, wie Stegemann und Musyak auch nach Gesprรคchen mit Forschern und Medienexperten feststellen kรถnnen, Radikalisierungsmaschinen. Nicht nur in den Rechtsextremismus und Blasen der Verschwรถrungsglรคubigen und โ€žSkeptikerโ€œ. Es funktioniert mit allen Themenbereichen. Denn die Algorithmen filtern bei jedem Thema immer weiter aus, bis sich das Angebot fรผr den Nutzer immer mehr radikalisiert und vereinseitigt.

Natรผrlich braucht es Einstiegsdrogen. Auch das haben die Rechten in Deutschland gelernt. Dem Buch liegt eine kleine Schautafel bei, die zeigt, welche bekannten Influencer/-innen im Internet aktiv sind und systematisch aufeinander verweisen. Jeder hat eine andere Masche, die Nutzer von Youtube zu kรถdern โ€“ Martin Sellner, der wohl bekannteste Identitรคre โ€“ serviert sich seinen Zuschauern als Alltagsmensch, andere basteln an Verschwรถrungsmythen und geben sich als Skeptiker und stellen wissenschaftliche Forschungen infrage.

Andere tun so, als wรผrden sie das Internet einfach nur nutzen, um der Meinungsfreiheit zu huldigen, wieder andere geben sich den Anschein von seriรถsen (alternativen) Journalisten und befeuern den Zweifel daran, dass die klassischen Medien unabhรคngig berichten. Wieder andere geben sich als junge toughe Leute von heute und suggerieren, es sei durchaus modern, auch ein bisschen rechtsradikal zu sein.

Das Milieu ist erstaunlich komplex. Die Grenzen sind flieรŸend, denn die meisten Influencer/-innen versuchen, Distanz zur Politik zu halten. Oder โ€“ wenn sie zum rechten Spektrum gehรถren โ€“ so zu tun, als wรคren sie gar nicht politisch. Und man findet eigentlich auch keine Influencer aus anderen parteipolitischen Milieus. Aus gutem Grund, auch das ist so eine Erkenntnis am Ende des Buches: Klassische Politik kann man nicht emotionalisieren. Da geht es um Fakten und Sachzwรคnge. Das muss erklรคrt werden.

Das, was Rezo mit der CDU-Klimapolitik gemacht hat, ist die Ausnahme. Da hat er mal richtig die Wut rausgelassen und die Union regelrecht ratlos gemacht. Die wusste nicht mehr damit umzugehen. Weil man damit auch nicht umgehen kann. Ein volle Packung Emotion erzeugt eigentlich nur wieder Emotionen. Das ist schlicht auf Eskalation angelegt.

Doch richtig reagieren kann man darauf nur, wenn man im Stoff steht und erklรคren kann, warum man es tut. Das ist ein anderes Problem der CDU. Auch das wurde hier sichtbar.

Aber das erklรคrt nur halb den scheinbaren medialen Erfolg der Rechten im Netz. Der wird erst begreifbar, wenn man mit Stegemann und Musyal all die Netzwerker und Youtuber kennenlernt, die im Internet stรคndig aktiv sind. Es sind hunderte, die sich gegenseitig hypen und empfehlen. Und damit auch die Aufmerksamkeit der Nutzer lenken, die von โ€žLaut gedachtโ€œ zu Martin Sellner kommen und dann gleich mal โ€žUnblogdโ€œ oder โ€žNuovisoโ€œ empfohlen bekommen.

Es sind so viele Kanรคle, dass Neulinge durchaus das Gefรผhl bekommen kรถnnen, es hier auf einmal mit der โ€žwahren Mehrheitโ€œ zu tun zu bekommen. Denn einer bestรคtigt hier den anderen. Und alle zusammen sind sie bemรผht, den Zweifel zu bestรคrken, dass man auรŸerhalb dieser Filterblase nicht wahrhaftig informiert wird.

Einige Gesprรคchspartner im Buch bestรคtigen, wie man als Neuankรถmmling in dieser Welt immer weiter radikalisiert wird, vom Skeptiker zum Verschwรถrungsglรคubigen wird und am Ende dieselben radikalen Sprรผche von sich gibt wie die โ€žStarsโ€œ dieses radikalisierten Kosmos, der in Wirklichkeit nur eine Blase ist. Aber eine gut vernetzte und eine, die wirksam eingesetzt werden kann, wenn man Themen und Ereignisse medial frรผhzeitig besetzen und kapern will.

Und da wirkt dann auch das Agieren der AfD in Bundestag und Landesparlamenten nicht mehr ganz so seltsam.

โ€žViralitรคt ist Populismusโ€œ, betiteln die beiden Autoren ein Kapitel. Und das beschreibt nicht nur die Wirkungsweise der Algorithmen bei Facebook und Google, die mit ihrem Mechanismus (โ€žWas viel geklickt wird, muss wichtig seinโ€œ) Geschรคfte machen. Es beschreibt auch die Funktionsweise dessen, was wir so lax Populismus nennen, also eine Politik, die vor allem auf die (schnellen und heftigen) Emotionen der Bรผrger zielt.

Wer diese Mechanismen kennt, kann Wahlen beeinflussen, der kann Empรถrung schรผren oder Verleumdungen so gezielt platzieren, dass sie Wahlkรคmpfen eine vรถllig neue Richtung geben. Einiges davon ist ja im amerikanischen Wahlkampf mustergรผltig durchexerziert worden. Und ganz genauso wurde in den Brexit-Kampagnen verfahren, genauso wie die rechten Strategen so seit ein paar Jahren auch in Italien, Deutschland oder Frankreich ihre Kampagnen fahren, um die Empรถrung รผber die โ€žElitenโ€œ zu schรผren.

Und ihnen kommt natรผrlich zugute, dass Facebook & Co. den klassischen Medien die Gatekeeper-Funktion genommen haben. Denn immer mehr Menschen informieren sich vorrangig รผber das Internet und dort vor allem รผber die โ€žsocial mediaโ€œ. Und dort hat die Meinungshoheit, wer die Algorithmen mit genau dem Stoff bedient, der dort fรผr schnelle Emotionalisierung sorgt.

So recht glauben Stegemann und Musyal nicht daran, dass es die groรŸen IT-Konzerne noch schaffen, daran etwas zu รคndern. Denn es wรผrde dem eigenen Geschรคftsprinzip, immer mehr Menschen immer lรคnger im eigenen Kommunikationskanal festzuhalten, widersprechen. Solange Beitrรคge nach ihrer โ€žViralitรคtโ€œ ausgesucht werden, haben rechte Kampagnenmacher alle Werkzeuge in der Hand, um Empรถrung zu schรผren.

Und Politiker demokratischer Parteien haben ein Problem, denn wenn sie dieselben Methoden benutzen, verwandeln sie sich logischerweise selbst in Radikale. Und bedienen sich dann auch der Kampfmittel der Rechtsradikalen, die ihr Agieren im Internet ganz offiziell als Info-Krieg verstehen.

Alles ist darauf angelegt, hier die Lufthoheit zu gewinnen und vor allem jeden Widerspruch und jede Widerrede auszumerzen. Die vielen Hasskampagnen, oft verbunden mit unverhรผllten Drohungen gegen demokratische Politiker/-innen, sind kein โ€žKollateralschadenโ€œ, sondern haben System. Hier sollen demokratische Politiker/-innen systematisch eingeschรผchtert und mundtot gemacht werden.

Und ein ebenfalls nicht zufรคlliger Effekt dieser digitalen Radikalisierung sind dann auch die Fรคlle von Attentรคtern wie in Christchurch oder Halle, die sich bewaffnen und dann losziehen, um das, wovon in den rechten Kanรคlen stรคndig die Rede ist, auch in die Tat umzusetzen. Hier beleuchten die beiden Autoren auch die Rolle der dem normalen Internetnutzer eher unbekannten โ€ždunklen Seiten des Internetโ€œ.

8chan heiรŸt ja eins dieser Portale, die beim Terroranschlag von Christchurch eine unrรผhmliche Rolle spielten. Bei der Gelegenheit gehen die beiden auch auf die Welt der Incels ein, die unter den Attentรคtern augenscheinlich eine erstaunlich verbreitete Rolle spielen: โ€žunfreiwillig zรถlibatรคr lebende Mรคnnerโ€œ, die ihre Unfรคhigkeit, Frauen zu finden oder mit Frauen auch nur einigermaรŸen selbstbewusst umzugehen, in Frauen- und Menschenhass verwandeln.

Es gibt sie natรผrlich, all die unglรผcklichen Wesen im Schatten unserer Gesellschaft, die sich beim Kontakt mit den digitalen Angeboten der Rechten nur zu schnell radikalisieren und bereit sind, sich hyperaktiv in diese Kรคmpfe zu stรผrzen, in denen es scheinbar immer um die Rettung der Welt geht.

Und die Warnung von Stegemann und Musyak ist deutlich: Wenn wir nicht verstehen lernen, was die โ€žRadikalisierungstoolsโ€œ wie Youtube eigentlich anrichten und wie dadurch groรŸe Teile der Gesellschaft in die Informationsblase der rechtsradikalen Verschwรถrungsspezialisten gezogen werden, droht unserer Gesellschaft tatsรคchlich Gefahr. Denn hier geht es nicht um ein paar alternative Meinungen, die von Facebook & Co. empfohlen werden.

Wer einmal in der Empfehlungsblase der Algorithmen ist, bekommt andere, abweichende Meinungen und Fakten gar nicht mehr eingespielt. Der landet in einer Welt, in der sich alle Beitrรคge gegenseitig bestรคtigen. Und in der es dann vom Immerselben immer hรคrtere Drogen gibt. Ein ideales Tummelfeld fรผr rechtsradikale Netzwerke, hier den โ€žKrieg gegen die Medienโ€œ nicht nur zu beginnen, sondern auch zu gewinnen.

Und deswegen ist auch die Medienarbeit der AfD nicht auf die klassischen Medien ausgerichtet (auch wenn die nur zu gern รผber jedes AfD-Skandalstรถckchen springen, das ihnen hingehalten wird), sondern auf die eigene Community in den Netzwerken. Man inszeniert sich fรผr die, die โ€žschon drin sindโ€œ, suggeriert ihnen eine Wirkmรคchtigkeit, die man nicht hat und verstรคrkt vor allem das Gefรผhl, nur hier sei die einzig richtige Wahrheit zu finden, die die Menschen auรŸerhalb der Filterblase nicht mal ahnen. So funktionieren Verschwรถrungen und Sekten. Und das Problem der groรŸen IT-Giganten ist: Empรถrung ist ihr Geschรคftsmodell, es ist ihnen eingebaut.

Und der Leser merkt so ein wenig, wie schnurstracks Gier und GrรถรŸenwahn in die Radikalisierung mรผnden.

Ein sehr informatives Buch fรผr alle, die schon immer wissen wollten, wie es rechten Radikalen gelingt, immer wieder gesellschaftliche Debatten an sich zu reiรŸen und die Internet-Debatte mit ihrem Menschenhass zu besetzen. Mit fatalen Folgen.

Patrick Stegemann; Sรถren Musyal Die rechte Mobilmachung, Econ, Berlin 2020, 17,99 Euro.

Verschwรถrungsmythen: Wie wir mit verdrehten Fakten fรผr dumm verkauft werden

Verschwรถrungsmythen: Wie wir mit verdrehten Fakten fรผr dumm verkauft werden

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