Eigentlich ist sie eine Superfrucht, die Avocado, auch wenn sie in letzter Zeit vermehrt in die Kritik geraten ist. Denn dass sie eine solch gesunde Frucht ist, hat sich ja herumgesprochen. Entsprechend sind die vermarkteten Mengen regelrecht explodiert (rund 6 Millionen Tonnen weltweit), damit aber auch die Anbauflächen. Und das führt in einigen Regionen zu massiven Wasserproblemen. Carola Ruff geht zumindest kurz darauf ein.
Denn was soll man machen als gesundheitsbewusst lebender Mensch? Sich lieber den Griff zu der inhaltsreichen Frucht aus tropischen und subtropischen Anbaugebieten verkneifen? Oder doch lieber genauer hinschauen, woher die Avocado kommt und was die Avocado-Bauern damit verdienen?
Und auch die Transportbilanz spielt eine Rolle. Denn da der Löwenanteil der Avocado-Ernte in Amerika eingefahren wird, ist die Ökobilanz der Avocado miserabel. Denn anders als Bananen kann sie nicht in Kühlschiffen transportiert werden, sondern nur per Flugzeug, damit sie noch frisch in europäischen Geschäften landet. Eine Ausnahme sind da noch die in Spanien angebauten Avocados. Aber auch dort führt der industrielle Anbau von Gemüse mittlerweile zu großen Problemen im Wasserhaushalt.
Ein echter Zwiespalt, denn wirklich ersetzen durch in Deutschland heimische Früchte lässt sich die Avocado nicht. Wobei Carola Ruff auch darauf hinweist, dass der Wasserverbrauch für eine Avocado auch im Vergleich mit anderen Gemüsesorten so außergewöhnlich hoch nicht ist, wie manche Debattenteilnehmer gern behaupten. Es kommt tatsächlich immer auf den konkreten Anbauort an. Und natürlich auf die Menge und die Transportwege. Nicht die Frucht ist das Problem, sondern die rücksichtslosen Anbaumethoden sind es – verbunden mit dem Druck der europäischen Verbraucher, auch noch die exotischsten Früchte preiswert im Gemüseabteil vorzufinden.
Oder mal so formuliert: Unsere Vorstellungen, was die Erzeugung unserer Nahrungsmittel tatsächlich kostet, sind völlig verschoben und in der Regel falsch. Und wir lassen uns von den Billigangeboten im Laden verführen, obwohl wir wissen müssten, dass wir damit genau jene Nachfrage schaffen, die die Umweltzerstörung am Ursprung der Handelskette erst befeuert.
Denn natürlich ist die Avocado eine sehr wertvolle Frucht. Was alles in ihr steckt, erzählt Carola Ruff natürlich auch. Es ist so viel, dass man die Avocado am liebsten jeden Tag in seinen Speiseplan aufnehmen würde. Was man auch könnte, so vielfältig anwendbar und verwandelbar ist die Avocado. Aber auch hier fügt Carola Ruff einen beiläufigen Hinweis ein, indem sie noch ein kleines Kapitel „Essen mit dem Regenbogen“ geschrieben hat.
Denn mit gesunder, vegetarischer Kost kennt sie sich aus. Der Regenbogen – das sind die vielen Farben von Rot bis Blau/Violett, die man auch bei den verschiedensten Gemüsesorten findet. Und die Farben erzählen ja direkt von den Inhaltsstoffen von Tomaten, Gurken, Paprika oder Kürbis. Erst die Vielfalt ergibt einen wirklich vitaminreichen Speiseplan. Und Avocados sind dann logischerweise immer nur ein Teil davon, ein kleiner, der sich mit anderen Gemüsen abwechseln sollte.
Aber wenn man Avocado einfügt in den Speiseplan, hat man erstaunlich viele Möglichkeiten, das zu tun – von gefüllten Avocados und Avocado-Kürbis-Brot über bunte Salate mit Avocado drin bis hin zu cremigen Avocado-Suppen und Avocado zur Pasta oder am Omelett. Und da Avocado so gesund ist, eignet sie sich auch zu Schonkost-Gerichten. Die meisten kennen sie eher als Avocado-Creme oder Guacamole. Logisch, dass das Büchlein wieder einen umfangreichen Rezeptteil enthält. Dem vorher geht freilich ein etwas umfangreicherer Teil mit Küchentipps, denn beim Umgang mit der „Butterbirne“ sollte man schon einiges beachten.
Auch als Schönheits-Hilfe ist die Avocado gebräuchlich. Und auch das erklärt Carola Ruff: Wie man aus dem Kern der Frucht selbst eine Avocado-Pflanze wachsen lassen kann. Freilich nicht so groß, dass sie dann selbst wieder birnenförmige oder eher runde Früchte trägt. Dazu leben wir wirklich auf dem falschen Breitengrad.
Und auch wenn Carola Ruff in der Verteidigung der Frucht etwas vehement wird, ist es gar nicht falsch, beim Avocado-Kauf wählerischer zu werden und mindestens auf das Fairtrade-Siegel zu achten. Denn das ist eigentlich das, was wir wieder lernen müssen: Dass wir mit unserer Kaufentscheidung direkt beeinflussen, wie anderswo mit der Umwelt umgegangen wird und welche Ressourcen dort verbraucht werden, um die billigen Einkaufsbedürfnisse in Europa zu befriedigen.
Carola Ruff Avocado, Buchverlag für die Frau, Leipzig 2019, 5 Euro.
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