Johannes Wallmann ist als Kulturphilosoph - wichtigste Publikation "Die Wende ging schief" - tätig, wurde als "Komponist in Freiheit" (nach 1989) erfolgreich und weltweit durch sein Glocken-Requiem bekannt, als 1995 zum 50. Gedenktag an die Dresdner Bombennacht vom 13. Februar 1945 nach einer von ihm geschriebenen Partitur und unter seiner Regie 129 Dresdner Kircheglocken geläutet und die Klänge über den Rundfunk in viele Länder übertragen wurden.
Im Buch werden anhand von vielen konkreten (prominenten) Verhaltensbeispielen die unsere Zivilisation bedrohenden Probleme im kulturphilosophischen Kontext komplex analysiert und dafür ein fundamentaler Lösungsansatz in Form von 25 Thesen einer Kultur-Reformation vorgeschlagen. Dieser Wallmannsche Reformationsvorschlag ist extrem fundamental; was als Notwendigkeit verständlich wird, weil letztendlich die Zivilisationsgesellschaft aus ihrem immer wieder selbst verursachten Gefahrenbereich “herausgenommen” werden soll.
Die 25 Wallmannschen Thesen zusammengefasst: Gott darf in unserem Kulturkreis nicht weiterhin als “Großer Wagenlenker” oder als “Das Gute” gepredigt werden, das ohne unseren Einfluss auf uns einwirkt. Vielmehr ist Gott das “integierte Intelligenzpotenzial”, also ein Element von uns allen und der Lösungsansatz aller Probleme. Gegen diesen grundlegenden (rettenden) Gedanken gibt es keine rationalen Einwände. Aber die Kirchenfürsten werden schäumen vor Wut. Die Herausgeber und Autoren sind in der Gefahr, von den Resten der noch vorhandenen alten Römischen und vieler neuer Inquisitionsmechanismen verfolgt zu werden.
Unsere Ehrfurcht sollte nämlich einer göttlichen Intelligenz gelten, unabhängig von der konkreten Religion selbst. Folglich würde auch den Religionskriegen die Grundlage entzogen. Allerdings ist dafür ein minimales wissenschaftliches Bildungsniveau weltweit notwendig.
Aus dem Buch erfahren die Leser, dass bereits Anne Frank darüber nachgedacht hat, aber in ihrer Not und Qual die Lösung nicht im “integrierten Intelligenzpotential” sehen konnte. Sie hatte einen anderen Menschen gefordert und geschrieben:
“Solange die ganze Menschheit, ohne Ausnahme, keine Metamorphose durchläuft, wird Krieg wüten und alles, was gebaut, gepflegt und gewachsen ist, wieder abgeschnitten und vernichtet.”
Gott hatte aber den Menschen und die Welt so geschaffen, dass er (Gott) niemals überflüssig wird. Das Diabolische an diesem Schöpfungsakt war und ist: Das göttliche (rettungsfähige) “intergrierte Intelligenzpotential” konnte sich zwar über die Jahrtausende hinweg entwickeln, aber eine “Metamorphose zum Guten” war/ist ausgeschlossen. Nur wenn die Intelligenz den Charakter besiegt, kann die Menschheit sich dauerhaft retten.
Lesen Sie bitte selbst über die Totalitarismusvertrickungen, den “kapitalen Systemdefekt” von Musik und Musikwissenschaft und die rettenden Thesen zur fundamentalen Veränderung nach.
Übersicht über die im Buch enthaltenen Themen:
Im Vis à vis alter und neuer Totalitarismen: Literatur-, musik-, kunst-, kultur- und religionsphilosophische Beiträge
Erstveröffentlichung früher Gedichte von Jürgen Fuchs
Geistig-kulturelles Widerstehen von Jürgen Fuchs bis Edward Snowden
Kunst als Freiheits- und Intelligenzenergie?
Was Intelligenz und Freiheit bedeuten – erläutert anhand von Platons Höhlengleichnis
Die Totalitarismusverstrickung und der »kapitale Systemdefekt« von Musik und Musikwissenschaft
Kultur – Teil der Lösung oder Teil des Problems?
Religiosität – aufgeklärt-modern gedacht: 25 Thesen
Demokratie als Know-how- und Kompetenz-Akquise
Aufklärung – Moderne – Postmoderne – Anthropozän
Nachtrag, 7. Februar:
Susanne und Johannes Wallmann “Kunst – eine Tochter der Freiheit. Plädoyer für eine Kultur-Reformation”, Kadmos-Verlag, Berlin 2017, 514 Seiten, 29,90 Euro
Es gibt 2 Kommentare
Mich stört (in den hier zusammengefassten Thesen) der “Totalitarismus”-Anspruch namens “Gott”.
Man kann in sich etwas wahrnehmen (nicht glauben) und je nach eigenem Verständnis als Unbewusstes, Gottesimmanenz o.ä. bezeichnen. Meist sind das, wenn rationalisiert, widerstreitende Gedanken, also sowohl gut als auch übel.
Aber, ob das, mit dem eigenem rationalen Verstand nicht ursächlich Erkennbare, ‘extern’ mit irgendetwas in Verbindung steht.. nun da setzt wohl der Glaube ein.
Wenn man da jetzt mal den Streit über ‘Gottes’ Vorhandensein und Wesensart herausnimmt, bleibt die Forderung einer ethischen Bildung des reflektierenden Bewusstseins also der individuellen menschlichen ‘Bewertungsinstanz’. Nicht nur Intelligenz sondern vor allem Empathie ausbilden.
Die Frage ist dann, wer legt diese ‘Ethik’ fest?
‘Die’ Wissenschaft, irgendeiner, der “länger als alle anderen im Wasser war”, eine neue Religion/Glaubenstheorie/Sekte oder Kulturtheorie?
Also, wenn da mal einer eine kurze Antwort hätte.. 😉
Seit wann ist Intelligenz automatisch moralisch/ gut?